Famulatur Kinderchirurgie in Red Cross War Memorial Children´s Hospital (3/2023 bis 4/2023)

Krankenhaus
Red Cross War Memorial Children´s Hospital
Stadt
Kapstadt
Station(en)
Allgemein- und viscerale Kinderchirugie (KH nur für Kinder <12 Jahre)
Fachrichtung
Kinderchirurgie
Zeitraum
3/2023 bis 4/2023
Einsatzbereiche
OP, Notaufnahme, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Reisebericht Kapstadt

Im Frühjahr 2023 war ich mit einem guten Freund für eine 4-Wochen-Famulatur in Kapstadt Südafrika, am Red Cross War Memorial Childrens Hospital, dem größten Kinderkrankenhaus südlich der Sahara. Das Krankenhaus ist ein Maximalversorger ausschließlich für Kinder unter 12 Jahren und bietet sämtliche Fachrichtungen in Chirurgie und Pädiatrie, die es so gibt. In Südafrika ist das Gesundheitssystem in private und staatliche Krankenhäuser aufgeteilt, wobei letztere meistens wesentlich schlechter ausgestattet sind und alle die es sich leisten können, die privaten bevorzugen. Das Red Cross ist staatlich finanziert, erhält aber durch Unternehmen und Privatleute so viele Spenden, dass es auf dem neuesten technischen Stand in OP, Intensivstation, Notaufnahme usw. ist. Ich war auf der Kinderchirurgie eingeteilt und durfte dort im OP fast alle kinderchirurgischen OPs, die es so in sämtlichen Fachrichtungen gibt, anschauen.

Alltag

Morgens ging es um 7:30 mit der Übergabe und Besprechung sämtlicher Patienten der Abteilung viscerale Kinderchirurgie (ca. 30) los, anschließend folgte die Visite auf Normal- und Intensivstation. Dann konnte man im OP die Operationen anschauen (leider nicht oft einwaschen) oder auf Station bei kleineren Prozeduren wie Zugangsanlagen assistieren. Wenn auf Station und im OP nichts los war, wurde es allerdings schnell langweilig. Dann konnte man aber im Skills Lab Laparoskopie üben, um praktisch etwas zu lernen. Mehrmals in der Woche gab es auch Vorlesungen und Teachings, sowie Röntgen- und Kinderschutzbesprechungen. Insbesondere letztere war hochinteressant! In der Cafeteria konnte man sich den ganzen Tag über für kleines Geld Kaffee, Snacks und Gerichte wie belegte Sandwiches, Bagels, Burger, Wraps... kaufen. Nachmittags bin ich zwischen 14 und 17 Uhr nach Hause gegangen, immer abhängig davon, ob es noch etwas interessantes zum Anschauen gab. Das Team war sehr nett und hat auch teilweise einiges erklärt, hat sich aber nicht wirklich für einen interessiert, also konnte man kommen und gehen, wann man wollte, je nach einem Interesse. Selber Tätigkeiten ausführen wie Entlassungen, Untersuchungen, Blut abnehmen konnte man leider gar nicht machen. Dafür sind wir Studenten aber oft mit auf andere Stationen wie die Notaufnahme, die Verbrennungsstation oder andere gegangen, da es dort auch viele spannende Fälle gab.

Weiße Kittel werden in der ganzen Klinik entgegen den Hinweisen in der Mail nicht getragen und auch Schutzbrille und OP-Schuhe werden nicht benötigt, da man dort Schuhüberzüge bekommt. Nur Hosen und Kasacks sollte man mitnehmen, da alle private Scrubs tragen und keinerlei Arbeitskleidung gestellt wird.

Neben der Klinik gibt es sooooo viel zu entdecken, durch den Tafelberg gibt es einen riesigen Nationalpark mitten in der Großstadt, dort waren wir jedes Wochenende wandern oder am Strand oder andere der zahlreichen Aktivitäten und Märkte (zum Brunchen sehr zu empfehlen!) auszunutzen.

Anreise und Unterkunft

Flüge von Frankfurt und München direkt nach Kapstadt gibt es von Condor und Lufthansa, realistischere umweltfreundlichere Alternativen gibt es natürlich eher weniger, auch wenn ich gerne nach da unten gesegelt wäre.

Als Unterkunft habe ich mir mit einem Freund ein Air BnB direkt neben dem Klinikum im Stadtteil Rondebosch (sehr zu empfehlen) geteilt, so dass wir keinen Mietwagen benötigten, da wir täglich 500m zur Klinik laufen konnten und bei Bedarf auf Uber (günstig, immer verfügbar, sehr sicher) zurückgreifen konnten. Es gibt Loadshedding, das heißt es wird mehrmals täglich der Strom für 2h abgestellt, da das Stromnetz in ganz Südafrika aufgrund von Missmanagement total überlastet ist. Man gewöhnt sich aber dran und kann seinen Tag entsprechend darum planen.

Sicherheit ist natürlich ein Thema, wenn man sich an die gängigen Regeln hält, ist man aber größtenteils safe unterwegs, wir haben keine kritische Situation erlebt. Eine gute Informationsquelle sind da die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes.

Fazit

Persönlich habe ich extrem viel gelernt über Land und Leute, man merkt wirklich noch an jeder Ecke die Auswirkungen der Apartheid auf das Land. Es ist super spannend, mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen, da im Moment (siehe Loadshedding) auch sehr viel falsch läuft in den Augen der Bevölkerung. Fachlich konnte ich auch sehr viel über die Krankheiten und deren Therapien lernen und schlimme Verletzungen und insb. Verbrennungen (welche viel häufiger sind als in Europa) sehen. Selbst mitarbeiten durfte ich aber leider gar nicht, was ich etwas enttäuschend fand. Dadurch wurde es gegen Ende etwas langweilig, wenn man die meisten OPs schon gesehen hatte. In anderen Fachrichtungen war das anders, da durften die Studenten mehr machen (z. B. in emergency medicine oder trauma), in der Kinderchirurgie würde ich aber keinen Aufenthalt länger als 4 Wochen empfehlen.
Bewerbung
Bewerbung läuft über die University of Cape Town, dort gibt es ein medical electives office, das alle Auslandspraktika organisiert. Einfach eine Mail im Idealfall 2 Jahre im Voraus an elective.healthsciences@uct.ac.za und mir wurde dann gesagt, dass es im Red Cross für meinen gewünschten Zeitraum noch einen Platz in der Kinderchirurgie gibt. Leider sind die Studiengebühren sehr hoch, ich musste ca. 800€ für die 4 Wochen bezahlen, fürs PJ ist es entsprechend mehr noch. Sonst lief aber alles sehr unkompliziert, man musste nur ein vom Dekanat abgestempeltes Formular hinschicken und das Geld überweisen und hat den Platz bestätigt bekommen. Es gibt keinerlei wirkliche Voraussetzungen, es wird kein Sprachennachweis benötigt. Kommunikation lief immer in Englisch, es werden aber auch Afrikaans und viele lokale Sprachen gesprochen, aber Englisch ging immer. Für weniger als 90 Tage wird nicht einmal ein Visum benötigt.
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Bildgebung
Patientenvorstellung
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Gebühren in EUR
800 für 4 Wochen

Noten

Stimmung Station
2
Kontakt zur Pflege
6
Ansehen
1
Stimmung Klinik
2
Unterricht
1
Betreuung
5
Freizeit
1
Lehre auf Station
2
Insgesamt
2

Durchschnitt 2.27