Das Krankenhaus ist die Hauptklinik der Seychellen und liegt auf der Hauptinsel Mahé. Da es auf den Seychellen keine Uniklinik gibt, haben die einheimischen Ärzte alle im Ausland studiert und sprechen neben Kreol auch fließend Englisch. Zusätzlich sind in der Pädiatrie auch Ärzte aus Uganda, Kuba, Frankreich und Ägypten vor Ort. Untereinander und auch mit den meisten Patienten wird Englisch gesprochen. Durch die vielen internationalen Ärzte kann man viele verschiedene Herangehensweise und Gesundheitssysteme aus der ganzen Welt kennenlernen.
Tagesablauf: Der Tag beginnt um acht Uhr mit einer Art Übergabe und kurzer Teambesprechung. Dabei wird noch gemütlich gefrühstückt. Gegen halb neun startet dann die Visite. Das gesamte Team visitiert gemeinsam, so dass man dann circa zu zehnt über die Station schlendert. In die eigentliche Visite sind aber immer nur so drei Leute involviert, währende der Rest entweder seinen Morgentratsch vom Frühstück fortführt oder einfach nur in der Gegend rumsteht. Die Kinder werden alle nacheinander gesehen und untersucht, die Kurven der Patienten gesichtet und neue Anordnungen geschrieben und Atteste und Rezepte ausgefüllt. Da das Visitenteam so groß ist und sich die Ärzte sämtliche Schritte untereinander aufteilen, ist das ganze mega umständlich und unübersichtlich und dauert ewig. Es hat aber auch immer großen Spaß gemacht, weil dadurch so ein witziges relaxtes Chaos entstanden ist.
Nach der Visite gibt es eine offizielle Frühstückspause, zu der das Pflegepersonal den Ärzten Tee serviert und einer von den Junior Doctors Kekse und Kuchen von der Kantine beisteuert. Gegen elf Uhr werden dann noch die Neugeborenen auf der Wochenstation visitiert. Das machen dann nur noch ein paar Assistenzärzte und nicht mehr das gesamte Team zusammen. Die anderen Ärzte sind zu dem Zeitpunkt im KS, NICU oder nehmen Patienten auf.
Im Anschluss an die Neugeborenenvisite wird auf die offizielle Mittagspause gewartet, der sich dreimal die Woche eine Teambesprechung anschließt. Dabei werden einzelne pädiatrische Themen inklusive aktueller Studienlage von Junior Doctors vorgestellt. Ziel dieser Vorträge ist es, für die Seychellen aktuelle Leitlinien zu verfassen, da es auf den Seychellen keine pädiatrischen Gremien oder Gesellschaften gibt. Die Ärzte diskutieren diese alle gemeinsam und schreiben sich dann ihre Leitlinien einfach selbst in einem großen Buch im Stationszimmer zusammen. Freitags war immer noch ein großes Meeting der gesamten Klinik, bei der jeweils einzelne Fachbereiche Lehrvorträge gehalten haben.
Um halb drei ist dann noch Spätvisite. An der habe ich aber selten teilgenommen, weil sie letztlich eine Wiederholung der Morgenrunde ist und ich vom Team meist gegen Mittag schon an den Strand geschickt wurde und dann von der Klinik direkt Richtung Inselsüden aufgebrochen bin.
Aufgaben: Zu meinen Aufgaben gehörten eigentlich nur die Untersuchung der Kinder auf Normalstation und Wochenstation. Besonders routiniert wird man in der Auskultation der ganzen Asthmafälle und Pneumonien sowie der U2- artigen Untersuchungen. Die Neo-Untersuchungen habe ich meist allein gemacht habe, während ein Arzt schonmal alles dokumentiert hat. Wirklich spannende Fälle habe ich nicht gesehen und auch keine neuen Prozeduren und Eingriffe erlernt. Die Behandlungsmöglichkeiten sind auf den Seychellen schlichtweg sehr eingeschränkt, so dass viele Kinder zur Therapie nach Indien oder Südafrika geflogen werden. Vor Ort wird dann nur die Weiterbehandlung übernommen (zB Herzfehler, RA und Infektionstherapie des einzigen Kindes auf der Insel mit Mukoviszidose). Ansonsten gab es zu meiner Zeit Infektionen, viel Asthma, ein Kind mit Epilepsie, Diabetes und Dengue-Fieber sowie Neugeborene mit Heroin in SW. Die NICU hatte leider mit nosokomialen Infektionen zu kämpfen, weshalb ich dort nur mal kurz vorbeigeschaut habe. Es lagen dort aber auch nur zwei bis drei Kinder.
Klinik: Der größte Unterschied zu Deutschland liegt vor allem im Patienten/Ärzte-Verhältnis. Man muss sich klar sein, dass die Patientenzahl auf einer so kleinen Insel einfach beschränkt ist und daher an manchen Tagen echt wenig zu tun ist. Dazu kommt noch, dass es für die Versorgungen der sehr wenigen Patienten sehr viele Ärzte gibt und daher Ärzte auf den Seychellen einen sehr entspannten Arbeitsalltag haben. Eine pädiatrische Notaufnahme gibt es gar nicht. Stattdessen kommen die Kinder direkt in den Aufnahmeraum der Station. Solche Kinder und auch reguläre Aufnahmen werden von den Junior Doctors schnell abgearbeitet, so dass sie sich dann wieder in den Pausenraum zurückziehen (ein umfunktioniertes Patientenzimmer mit Fernsehen und Balkon, in dem auch der Chef gerne mal vorm TV gechillt hat). Ich bin ein paar Tage auch mit dem diensthabenden Arzt mitgelaufen. Dieser macht auch die Sectios. An einem Tag waren drei Sectios hintereinander im selben Raum geplant. Statt in der Wartezeit wieder zurück auf Station zu gehen, haben wir uns gemeinsam in den OP-Aufenthaltsraum gesetzt und uns dort mit der Pflege und einer Anästhesistin bei Kaffee und Keksen die Zeit bis zur nächsten Sectio vertrieben. Alles sehr relaxt!
Fazit: Auch wenn es keine aufregenden Patientenfälle gab und eine Famulatur in diesem Krankenhaus auch bedeutet viele Teepausen und Wartezeit zu haben, habe ich meine Zeit dort sehr genossen. Es hat großen Spaß gemacht in einem internationalen und so relaxten Team zu arbeiten, mit dem ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden habe und das mich sofort herzlich aufgenommen hat. Auch die Möglichkeit, vier Wochen "Einwohner" der Seychellen zu werden und seinen Alltag dort gestalten zu dürfen, ist sehr besonders und ein großes Privileg und macht die Zeit auf der Insel so viel besonderer, als wenn man nur zum Urlaub hinfahren würde. Ich habe auch eine Famulatur in Ostafrika gemacht und hatte mir die Klinik auf den Seychellen ähnlich vorgestellt. Ich wurde von der Ausstattung der Klinik hinsichtlich Hygiene, Therapie und Abläufen jedoch positiv überrascht, da sie eigentlich in jeder Hinsicht westlichen Standard hatte. Wer also westliche Medizin in tropischem Setting und „Afrika light“ mit einer großen Portion Strand sucht, ist hier genau richtig!
Bewerbung
Tipps:
- Am ersten Tag benötigt ihr Euren Pass, um einen Residence Permit im Einwohnermeldeamt zu beantragen. Mit diesem können verbilligte Flüge und Fährtickets erworben werden und man kommt gratis in den Botanischen Garten.
- Das Personal arbeitet in schicker Alltagskleidung und Frauen nehmen auf Visite ihre Wertsachen in einer Umhängetasche mit. Für den OP gibt es Plastik-Einweg-Kasacks. Händedesinfektion, Handschuhe und Seife sind ausreichend vorhanden, so dass man nur sein Stethoskop mitbringen muss.
- Mit der Famulaturzusage werden auch Kontaktdaten für mögliche Unterkünfte geteilt. Ich habe bei Agnela Cachette in Bel Ombre/Beau Vallon gewohnt und war sehr zufrieden. Sie vermietet Zimmer in zwei Vier-Zimmer-Wohnungen mit Balkon. Die Wohnung verfügt über AC und WLAN und liegt direkt am Wald. Leider gibt’s dementsprechend auch viele Mücken und Kakerlaken. Ich hatte glücklicherweise Plastikdosen und ein eigenes Moskitonetz dabei. Die Strände, eine Bushaltestelle und Minimarket sind alle fußläufig zu erreichen. Morgens nimmt Euch Agnelas Mann Paul auf dem Weg in die Arbeit mit in die Stadt und setzt euch vor der Klinik ab. Es gibt aber auch die Möglichkeit mit dem Bus zu fahren und ich wurde auch mal von einer Ärztin aus der Nachbarschaft mitgenommen.
- Man kann die ganze Insel mit den öffentlichen Bussen erkunden. Es gibt sogar online ein PDF mit dem offiziellen Busplan. Die Zeiten stimmen aber außer den Abfahrtszeiten ab Victoria nie. Gerade im Süden der Insel kommen die Busse auch mal gar nicht. Das gehört zum Inselleben aber irgendwie auch dazu und man kann auf Mahé eh nicht verloren gehen. Ich wurde des Öfteren von Einheimischen mit in Richtung Victoria genommen, von der die Strecke nach Bel Ombre wiederum regelmäßig bedient wird.
- Geht unbedingt auf dem Markt in Victoria einkaufen. Dort sind die Preise gut und es ist abgesehen von den Straßenstränden im Süden auch die einzige Anlaufstelle für frisches Obst und Gemüse. Die lokalen Supermärkte auf den Seychellen sind alle recht klein und privat betrieben. Das Sortiment ist ausreichend aber entsprechend überschaubar. Wer westlichen Standard mit westlichem Sortiment sucht, muss dem völlig überteuerten Spar auf Eden-Island einen Besuch abstatten.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Schreib dem/der Verfasser/in
Noten
Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
3
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1
Durchschnitt 1.13
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