Famulatur Notfallmedizin in Tygerberg Hospital (3/2023 bis 4/2023)

Krankenhaus
Tygerberg Hospital
Stadt
Kapstadt
Station(en)
Trauma-Notaufnahme
Fachrichtung
Notfallmedizin
Zeitraum
3/2023 bis 4/2023
Einsatzbereiche
Notaufnahme
Heimatuni
Luebeck
Kommentar
Meine Famulatur in Kapstadt war die Letzte und Beste in meinem Studium. Ich war einen Monat in der Trauma Notaufnahme im Tygerberg Hospital eingeteilt. Diese ist ausschließlich für unfallchirurgische Patienten (es gibt noch eine gesonderte Aufnahme für "normale" Chirurgische Patienten wie z.B. bei Appendizitis). Ich habe mich ganz bewusst auf eine Famulatur in der Notaufnahme beworben weil ich lernen wollte wie man Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen am besten versorgen kann. Da das Krankenhaus an die Uni Stellenbosh angeschlossen ist, sind die meisten Ärzte Lehre gewohnt und erklären vor allem auf Nachfrage sehr gerne. Ich wurde an meinem ersten Tag einem Team von Ärzt*innen zugeteilt, mit denen ich den ganzen Monat alle Dienste mitgelaufen bin. Dabei handelt es sich um 10h (Tag) bzw. 14h (Nacht) Dienste. Natürlich hat man dann dementsprechend auch viele ganze Tage frei und wenn man doch mal früher gehen möchte, bzw. nachts um 4 müde ist und gehen will, ist das auch gar kein Problem. Ich würde es immer wieder so machen, denn vor allem an den Nacht- und Wochenenddiensten kommen viele Patienten direkt vom Unfallort und man bekommt die gesamte Erstversorgung mit, bzw. darf viele Patienten auch erst einmal eigenständig aufnehmen und versorgen. Grundsätzlich sind die Hauptaufgaben die Anamnese und körperliche Untersuchung von neuen Patienten. Je nachdem wie motiviert man ist kann man sich selber die notwendige Therapie überlegen (z.B. Bildgebung usw.), das aufschreiben und dann die Patienten an eine der Ärzt*innen übergeben. Wie in eigentlich allen Notaufnahmen muss man natürlich viele Zugänge legen und (v.a. arteriell) Blut abnehmen. Außerdem darf man sehr viel nähen. Ich durfte nach einer Einweisung auch selbständig Thoraxdrainagen legen und unter Aufsicht intubieren. Grundsätzlich wird einem viel Verantwortung übertragen, wenn man sich das zutraut und sich ein bisschen im Team einbringt. Alle die dort arbeiten sprechen hauptsächlich Englisch, die Patienten meist auch. Zur Not kann man aber auch immer jemanden fragen zum übersetzen auf Xhosa oder Afrikaans.

Untergekommen bin ich in der Zeit im internationalen Studentenwohnheim auf dem Campus. Das würde ich auch immer weiterempfehlen, auch wenn sie dort für südafrikanische Verhältnisse vielleicht ein bisschen überdurchschnittliche Preise verlangen. Man hat aber alles da was man braucht und lebt in einer Art Wohngemeinschaft mit geteilter Küche /Bad mit den anderen Studierenden. Es ist eine tolle Möglichkeit die anderen Studierenden kennenzulernen und so kann man auch in der Freizeit viel zusammen unternehmen. Und das lohnt sich erst Recht. Kapstadt hat unfassbar viel zu bieten, von Kunstgalerien, Märkten und coolen Bars über Wanderungen bis zu wunderschönen Stränden kann man super viel entdecken. Uber ist mittlerweile weit verbreitet, relativ sicher und recht bezahlbar und man ist in 40 min vom Campus im Stadtzentrum in Kapstadt. Wenn man mit dem Linksverkehr klar kommt, lohnt es sich auch ein Auto zu mieten.

Arbeitskleidung wird leider nicht gestellt. Ich habe mir ein paar Kasacks aus Deutschland mitgenommen. Zur Not gibt es im Studentenwohnheim aber auch ein Restelager von Klamotten die andere Studierende dort gelassen haben. Da es in der Notaufnahme schnell mal blutig wird, kann ich empfehlen nicht mit den eigenen Klamotten zum Dienst zu gehen. Grundsätzlich ist es aber egal wie man dort erscheint.
Handschuhe gibt es dort zum Glück reichlich, ich habe mir aber auch noch eine Schutzbrille und FFP2-Masken mitgebracht. Ein Stauschlauch + eine Rolle Klebeband sind dort auch Gold wert! Patienten mit TBC werden in Südafrika nur ganz selten isoliert und gerade wenn man mal auf der internistischen Notaufnahme vorbeischaut braucht man unbedingt eine Maske, da die leider oft Mangelware sind. Aufgrund der hohen Prävalenz von HIV sollte man sowieso unbedingt auf den Eigenschutz achten. Wenn doch mal was passiert, ist die Uni aber super hilfreich und man bekommt meist innerhalb von wenigen Stunden die Postexpositionsprophylaxe.

Alles in allem war es eine super tolle Erfahrung die ich immer weiterempfehlen werde. Am Anfang ist die Notaufnahme ein ziemlicher Schock, 90% der Verletzungen die dort jeden Tag reinkommen sieht man in Deutschland vielleicht 2-3x in der ganzen Karriere und vor allem als Student war ich am Anfang ab und zu echt überfordert. Da das Krankenhaus etwas außerhalb liegt, ist es ein großer Anlaufpunkt für Menschen aus den Townships. Dort ist leider viel Gewalt vor Ort und die Patienten kommen mit Stich- und/oder Schussverletzungen, oder nach sog. "Community assaults" und auch viele nach schweren Autounfällen, da wenige angeschnallt fahren und die Menschen teilweise zu Fuß über mehrspurige Autobahnen laufen
Aber nach ein paar Tagen kommt man gut in die Arbeit rein und wird am Anfang gut angeleitet. Man kann Verantwortung übernehmen aber hat immer jemanden im Hintergrund falls man Fragen hat.

Ich war insgesamt nur 40 Tage in Südafrika und habe nur das Touristenvisum bei Einreise gehabt. Das ist so ein bisschen eine Grauzone, da Famulaturen und PJ ja nicht wirklich Arbeit sind, aber auch nicht nur Freizeit. Ich habe einfach nur gesagt, dass ich für einen Urlaub in Südafrika bin und weder bei Ein- noch Ausreise Probleme gehabt.
Bewerbung
Die Bewerbung ist leider der einzige Nachteil an der Famulatur. Man braucht da leider viel Ausdauer. Ich habe mich auf den Bereich "Emergency Medicine" beworben, das ist dann immer die Trauma-Notaufnahme (bei Interesse stört es aber niemanden wenn man vor Ort mal eine Woche bei den Internisten reinschauen möchte, da sind nur viel mehr Studierende und weniger zu tun). Für den Bereich Notaufnahme öffnen sie die Bewerbungen auch immer erst im Februar für das Folgejahr. Ich habe im Voraus alle Dokumente für die Bewerbung erfragt und mir zusenden lassen und direkt am erstmöglich Tag alles eingeschickt. Für Chirurgische Bereiche muss man sich aber glaube ich noch früher bewerben. Dann habe ich super lange nichts zurückgehört und erst im August die vorläufige Zusage bekommen. Dann muss man die Studiengebühr bezahlen und hört wieder wochenlang nichts. Wenn das alles fertig ist bekommt man die feste Zusage und soll nochmal Dokumente einreichen. Dabei läuft das anscheinend bei allen gleich: man hat nur 3 Tage Zeit die einzureichen. (Eins davon ist z.B. eine beglaubigte Kopie des Reisepasses als Scan). Damit wird man bei der HPCSA angemeldet und die müssen auch nochmal eine Erlaubnis ausstellen. Das dauert auch nochmal einige Monate. Ich hatte meine Zusage von denen erst Mitte Dezember.

Nicky Blows ist für die Bewerbungen zuständig. Hier die Website mit allen Emails und Nummern: http://www.sun.ac.za/english/faculty/healthsciences/international-office/international-undergraduate-elective-students
Antworten per Mail von Frau Blows sind leider eher eine Glücksache. Am besten die Emails während ihrer Arbeitszeit schicken und zur Not einfach anrufen.

Das Studentenwohnheim regelt Surita Riffel (suritar@sun.ac.za). Auch da lohnt es sich frühzeitig anzufragen. Ich hab schon direkt nach meiner vorläufigen Zusage Surita kontaktiert und alles für ein Zimmer organisiert. Den Betrag hab ich dann nach meiner HPCSA Zusage schnell überwiesen und so vergleichsweise früh das Zimmer sicher gehabt. Meine Mitbewohner hatten aber erst am Abend vor ihrem Flug die Zusage...

Der ganze Aufwand lohnt sich meiner Meinung nach aber absolut und ich würde es immer weiterempfehlen!
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Notaufnahme
Braunülen legen
Patienten aufnehmen
Eigene Patienten betreuen
Patienten untersuchen
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Gipsanlage
Dienstbeginn
Schichtdienst
Dienstende
Schichtdienst
Studientage
1x / Woche frei

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen
1
Stimmung Klinik
2
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
2
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.4