Allgemein
Eine Famulatur im Ausland kann ich jedem nur ausdrücklich ans Herzen legen - gerade im globalen Süden. Das Arbeiten vor Ort ist von Grund auf anders. Das SSRNH ist eines der beiden großen Krankenhäuser der Insel und trotzdem sind die Mittel sehr begrenzt, gerade was bildgebende Verfahren angeht. Die Stationen sind einfach gehalten, die Patienten bringen ihr eigenes Besteck mit und Spatzen fliegen durch jeden Raum. Die Ambulanz gleicht aufgrund der Fülle an Menschen täglich einem Flughafen Gate und trotzdem geben sich die (wenigen) Ärzte jeden Tag sehr viel Mühe, den Patienten das Bestmögliche geben zu können. Man lernt die Medizin hier auf eine ganz neue Art und Weise kennen und übt sich sehr in der traditionellen Medizin mit Klinik und Körperlicher Untersuchung - und kommt dabei oftmals weiter, als man es kennt und denken mag. Die Ärzte sprechen alle fließend Englisch, da die meisten im Ausland (meistens Frankreich oder Südafrika) studiert haben. Der durchschnittliche Patient spricht prinzipiell kreol und nur wenig englisch. Wohlhabende Bürger gehen laut Ärzten mehr in private Krankenhäuser.
Arbeitsalltag
Der Arbeitsalltag ist sehr entspannt. Ich habe mit einem vor Ort kennengelernten PJ zusammen gewohnt. Wir waren meistens gegen 9 Uhr da (und damit nicht selten VOR dem Chefarzt). Feierabend war meistens zwischen 13-14 Uhr, da ab dann nur noch Bürokratie anstand und damit „wolle man International students schließlich nicht langweilen“. Das Leben ist generell sehr entspannt auf Mauritius. Wenn nicht heute, dann morgen. Immer so, dass trotzdem alle ihr Lächeln behalten. Man kann sich prinzipiell aussuchen, wo man den Tag verbringt und wird dabei immer herzlich empfangen. Besonders interessant ist, dass sich aufgrund der Insellage viele Krankheiten besonders häufig entwickelt haben. Dazu zählen vor allem Diabetes (Typ I!), Mamma-Karzinome und Thalassämien. Kittel wird vom Krankenhaus gestellt (sogar mit Krankenhauslogo). Würde trotzdem jedem empfehlen, sich Kasacks von zu Hause mitzunehmen. Die Ärzte tragen alle Hemd, Chino und tlw. Anzugschuhe. Die Ärztinnen analog dazu Bluse, Rock oder Kleider. Gegenüber vom Krankenhaus gibt es die Möglichkeit für 1-2€ Mittag zu kriegen. Hier aber aufpassen, für was man sich entscheidet :D
Freizeit
Einfach der Wahnsinn. Das Krankenhaus liegt ein Dorf vom Strand entfernt, die Hauptstadt ist 10min mit dem Bus entfernt. Wir haben noch eine Famulantin im KH kennengelernt, mit der wir immer unterwegs waren. Der Freizeitwert auf Mauritius ist Wahnsinn: Strand, Schnorcheln, Scuba-Diving, Windsurfen, Wandern und vieles mehr ist jeden Tag problemlos möglich. Am Wochenende haben wir immer Ausflüge in Gruppen gemacht und die ganze Insel erkundet. Die Größe von Mauritius ist sehr angenehm, da man es immer am selben Tag entspannt zurück schafft. Allein das Abfahren der Insel zwischen türkisem Wasser, steilen Berghängen und endlosen Zuckerrohrplantagen war Highlight genug. Das Essen ist sehr lecker und aufgrund der vielfältigen Immigrationsgeschichte sehr vielseitig (viel Fisch, Indisch, tlw. britische und französische Einflüsse). Ich war nach der Famulatur noch einen halben Monat zum Urlaub da und kann das definitiv jedem empfehlen! :)
Sonstiges
Ihr braucht zu 110% ein Auto für die Zeit. Es gibt ÖPNV in Form von Bussen, aber leider keine verlässlichen Buspläne. Der Bus kommt, wenn er kommt. Manchmal auch gar nicht und manchmal fährt er auch einfach eine andere Strecke. Das ist fürs Erlebnis sicherlich mal ganz spannend, aber nichts für den gesamten Aufenthalt. Ich würde außerdem immer min. zu zweit fahren. Es ist ansonsten sehr schwierig Kontakte vor Ort zu knüpfen und außerdem lassen sich zu zweit Dinge wie ein Mietwagen oder eine schicke Unterkunft viel besser realisieren (hatten ein ganzes Haus mit Pool in der zweiten Strandreihe für 330€/Monat p.P.). Als Wohngegend würde ich alles zwischen Triolet und Pereybere empfehlen. Kriminalität ist so gering wie in kaum einem zweiten afrikanischen Staat. Trotzdem natürlich immer vorsichtig sein und Grundregeln beachten. Ansonsten: fliegt im deutschen Winter, probiert den Rum und nehmt euch ne Flasche Desinfektionsmittel von zu Hause mit
Bewerbung
Ich bin durch Zufall aufs SSRNH gestoßen und habe mich drei Monate vorher beworben. Alles sehr unkompliziert. Bewerbung lief über moh-retrain@govmu.org
