Also erstmal: das ganze lief auf englisch ab, überhaupt kein Problem, denn die Dänen sprechen alle englisch und die meisten gut, konnte am Ende ohne jeden Kurs o.ä. ein wenig verstehen, sprechen ist unglaublich schwer und die Dänen sind da leider auch ein wenig einfallslos, wenn´s ums Aussprache verstehen geht. Man nimmt aber natürlich auf alle Fälle mehr mit, wenn man Dänisch kann! Hätt ich vorher nicht so gedacht, aber es entgeht einem doch so manches, die Aerzte und Schwestern untereinander reden halt Dänisch. Das tut der folgenden positiven Kritik aber keinen Abbruch! ;)
Der dortige leitende Oberarzt (denn Chefärzte gibt es in Dänemark nicht) hat mir einen kleinen Rotationsplan zusammengestellt, geplant war eigentlich 1 Woche OP, 1 Woche Intensiv, 1 Woche Notarzt und 1 Woche Notaufnahme, im Endeffekt hab ich dann aber 3 Wochen OP,1 Woche Notarzt und 2 Tage Intensiv gemacht, weil ich schon mal auf der Notaufnahme famuliert hatte und es auf der Intensiv nicht so spannend war (trotzdem aber alle super nett!!!), war aber absolut kein Problem, wenn mir etwas nicht gefallen hat, konnte ich es immer sagen oder ich hab es selber umorgansiert. So ungefähr alle 3 Tage wurde ich gefragt, wie es mir denn so ginge, ob ich gerne irgendwas anders hätte, was ich denn gerne noch so machen würde etc.
Am ersten Tag hab ich erstmal eine Führung von ihm durchs ganze Krankenhaus bekommen und wurde allen vorgestellt!!! Begrüsst wurde ich mit den Worten, dass sie ja leider sonst keine Studenten in der Anästhesie haben und er es aber total wichtig findet, das man Studenten hat, denn die stellen die ganzen Fragen, über die man als Oberarzt nicht mehr so nachdenkt, junge Leuten halten das Gehirn frisch! Wahnsinn! Welchem Chefarzt würden solche Worte schon über die Lippen kommen?!
Jeden Morgen wurde ich dann bei der Frühbesprechung (mit Kaffee, für den die Oberärzte sorgen!) eingeteilt mit wem ich mitgehen sollte diesen Tag und ca. 95 % der Tage war das auch immer super! Ich durfte intubieren, Larynxmasken legen, ventilieren, die ganze Narkosemaschinerie wurde mir erklärt, oftmals bin ich nach der Einleitung bei den Schwestern geblieben, hab manchmal noch nen bisschen Flexülen legen geübt an schlafenden Patienten... ;) Klar, ist es irgendwann immer das gleiche und die Medikamente kennt man dann auch, aber da alle so nett sind, unterhält man sich dann halt, Fragen werden immer gerne beantwortet. Hab auch viele LIC-Blocks, spinale und epidurale gesehen und bei den Kaiserschnitten auch schon mal den zweiten Zwilling im Arm gehalten, durfte unter Anleitung auch mal einen dauerhaften ZVK legen.
Gewohnt hab ich umsonst im Schwesternwohnheim in einer Wohnung, die man sich potentiell mit 3 weiteren (meistens ausländischen Aerzten) teilen könnte, ich war jedoch die meiste Zeit allein. Womit wir auch schon beim einzigen leicht negativen Punkt wären: in Hillerød ist echt nicht viel los und vom Krankenhaus bis zum Bahnhof, von wo die S-Bahn nach Kopenhagen (40 min) fährt, ist es auch nochmal ein Stückchen, ich hatte ein Auto mit, war also für mich nicht so ein Problem, aber ich glaube, die Sache macht noch viel mehr Spass, wenn man zu zweit hingeht, denn in der Umgebung kann man auch echt viel machen, ich war ein paar mal am Strand, Rad fahren kann man da auch super (hab ich mir sagen lassen =D) und Kopenhagen ist auch echt gut erreichbar, die Zugfahrt ist aber mit 9 € ganz schön teuer (etwas billiger mit Mehrfahrtenkarte), was mich im Endeffekt dann auch von der Idee hat Abstand nehmen lassen in der Stadt zu wohnen, dazu kommt noch, dass ich auch nix gefunden habe zur Zwischenmiete, das ist in Kopenhagen wohl nicht so üblich und das Gratis-Argument des Wohnheims war dann das Ausschlaggebende. Wenn das Wetter dann mal nicht so schön war, dann bin einfach in der Klinik geblieben oder mit dem Notarzt mitgefahren, war also alles halb so wild mit der Einsamkeit, aber das ist sicherlich auch Typfrage.
Ja, also alles in allem war das echt eine super Famulatur, die Dänen sind so ein cooles Völkchen, Wahnsinn, dass man nur ein paar Kilometer weiter nördlich (und auch noch bei schlechterem Wetter) so viel besser gelaunt sein kann, und ich ziehe sehr stark in Erwägung nach dem Examen nach Kopenhagen zu gehen (eine Traumstadt!), denn Aerztemangel haben die Dänemark auch, obwohl Aerzte dort nach 7.5 h nach Hause gehen und ca 3.500 Euro mitnehmen - netto. Klingt wie das Paradies auf Erden? Isses auch. :)
Bewerbung
per Email ca 3 Monate vorher an den leitenden Oberarzt, geb ich Euch gerne die Adresse, er hat gesagt, dass ich gerne andere Studenten schicken soll, aber nur nette!!! Also bitte keine Streber! ;)