Wenn man Interesse an Palliativmedizin hat und mal eine Station jenseits des hektischen Klinikalltags kennenlernen möchte, kann ich eine Famulatur auf der Gießener Palli nur empfehlen!
Das ganze Team, egal ob Ärzte, Pflege, Psychologen oder Physios sind super freundlich und nehmen einen gerne auf. Ich hatte von Anfang an das Gefühl dazuzugehören. Alle duzen sich untereinander und die interne Kommunikation läuft deutlich entspannter und respektvoller ab ,als man es von anderen Stationen gewohnt ist. Dem Chef, Prof. Sibelius, merkt man ebenfalls an, dass er Palliativmediziner durch und durch ist und auch sehr gerne sein Wissen weitergibt ohne dabei unangenehme Fragen zu stellen. Er erkundigt sich auch immer wieder zwischendurch, ob man mit der Famulatur zufrieden sei und nimmt einen gerne mit auf Hospizvisite. Auch die einen betreuenden Assistenzärzte/ärztinnen waren immer sehr bemüht, dass man was mitnimmt und nicht nur daneben sitzt.
Dienstbeginn ist immer um 8 Uhr. Ein Assistenzarzt/ärztin der Onkologie ist meist wöchentlich rotierend auf der Palli eingesetzt und somit auch der Hauptansprechpartner für Famulanten. Montags und Mittwochs vormittags folgt auf eine kurze Besprechung aller Patienten direkt die Chefvisite, bzw. Mittwochs die interdisziplinäre Visite mit den unterschiedlichen Professionen. Dort wird sich für jeden Patienten die Zeit genommen, die grade nötig ist um alle Fragen zu klären und die Therapien zu optimieren.
Danach gibt es viel zu dokumentieren, Briefe schreiben, Scores ausfüllen etc. Dort wird man als Famulant direkt mit eingespannt, was ich persönlich gut fand, da man Dokumentation auch irgendwann mal lernen muss.
Bei Neuzugängen durfte ich immer alleine die Aufnahmegespräche und Untersuchungen machen, diese dann dokumentieren und mit der verantwortlichen Ärztin das weitere Verfahren klären. Viel Zeit nehmen Patienten- und Angehörigengespräche ein. Außerdem bekommt man einen sehr guten Einblick in Schmerztherapie und generell palliative Medizin, welche hauptsächlich symptomorientiert ist. Diagnostische Maßnahmen beschränken sich zumeist auf Auskultation oder Sonographien, welche ich auch alleine durchführen durfte. Es wird einem generell viel anvertraut, wenn man sich den Umgang mit den Patienten und deren Situation zutraut. So durfte ich einen Morgen die Visite alleine machen und diese im Nachhinein mit der Ärztin durchsprechen.
Natürlich wird man in der Famulatur oft mit dem Thema Tod konfrontiert und wie unterschiedlich jeder einzelne Patient damit umgeht. Man kann sich vom Chef und auch von den anderen Ärzten und Pflegekräften auf jeden Fall abgucken, wie gelungene Kommunikation in dem Kontext aussehen kann. Auch bei Leichenschauen wird man, wenn man das möchte, mit eingebunden.
Blut abnehmen und Viggos legen ist hier die Aufgabe von Alex, der einem aber auch auf Nachfrage das Feld überlässt. Ansonsten lernt man mit dem Port und ZVKs umzugehen und auch aus ihnen Blut abzunehmen bzw. den Port anzustechen, da das quasi jeden Tag irgendwo gemacht werden muss. Bei mir war in der Zeit leider keine Aszites-Punktion oder Ähnliches. Das wird aber ansonsten auch gerne unter Anleitung an die Famulanten abgegeben.
Ich fand besonders gut, dass man nie Druck bekommen hat etwas in besonderer Eile zu machen sondern sich wirklich für jeden Patienten Zeit nehmen durfte und einem, wie schon erwähnt, viel Vertrauen entgegengebracht worden ist. Alles in allem habe ich mich sehr wohl gefühlt und auch viel mitgenommen!
Bewerbung
ca. 5 Monate vorher per Mail an das Chefarzt-Sekretariat der Med. Klinik IV