Anesthésie Réanimation Chirurgie Thoracique et Cardiovasculaire
Fachrichtung
Anästhesiologie
Zeitraum
8/2023 bis 8/2023
Einsatzbereiche
Station, OP, Diagnostik
Heimatuni
Hannover
Kommentar
Tjaaa Famulatur im indischen Ozean, was soll man sagen! Es gibt viele positive, und viele negative Aspekte dazu.
Ich hab meine 30 Tage zur Hälfte auf der Intensivstation der HTTG und zur Hälfte auf Seite der Anästhesie im OP verbracht.
Intensiv: Da das Krankenhaus als größtes Krankenhaus im indischen Ozean eine Herzchirurgie besitzt, besitzt es ebenfalls auch eine eigene Intensivstation für HTTG. Dort begann mein Tag immer um 7.30h mit der Visite, anschließend war Stationsarbeit angesagt, sehr (!) viel Dokumentation, wenig Untersuchungen, teils invasive Eingriffe auf Station (ECMOS etc). Gegen 12 fand dann eine erneute Visite statt, anschließend konnte ich essen gehen, danach war es auf Station meist nicht mehr so spannend und wenn ich fragte durfte ich auch immer gehen. (Von sich aus geschickt wurde man allerdings nicht). Eigene Aufgaben hatte ich auf der Station kaum, teilweise durfte ich einfach Patienten untersuchen und vorstellen (auch wenn die Vorstellung meistens dann doch nicht stattfand), ansonsten war es viel zuschauen und zuhören. Wirklich praktische Aufgaben fielen kaum an, da alle Zugänge bereits hatten und Blutabnahmen durch die Pflege stattfanden. Wenn dann mal praktische Aufgaben anstanden, waren das meist so "fortgeschrittene" und invasive Aufgaben (wie ZVKs, Midlines etc), dass das die dortigen Assistenzärzte auch erst lernten, und ich nichts machen konnte.
OP: im OP war es teilweise besser, je nachdem mit welchen Ärzten und Anästhesiepflegern man unterwegs war. Die Anästhesiepflege übernimmt hier deutlich mehr Aufgaben, sodass es vorkam dass die Ärzte während der OPs teilweise für Stunden verschwanden. Teils schaute ich hier auch nur bei den Einleitungen zu, teilweise durfte ich auch (versuchen zu) intubieren, einmal durfte ich einen ZVK legen. Da es sich um große Herz-OPs handelte, fanden pro Tag pro Saal maximal 2 OPs statt, sodass man nur zweimal "wirklich was zu tun hatte" (wenn man durfte), ansonsten konnte man den Chirurgen zuschauen, oder essen gehen.
Insgesamt: Insgesamt war mein Praktikum leider eher langweilig. Das liegt gewiss auch einfach an der Station, an der wenig Aufgaben und viel Bürokratie anfielen, teilweise aber auch einfach an dem Ansehen von Studenten. Man musste sich jeden Tag neue betreuende Ärzte suchen, daher kann sie einen meist auch nicht, und wussten auch nicht was man wusste, konnte und durfte. Bei mir kam auch noch der sprachliche Aspekt hinzu, obwohl ich sagen würde, dass ich flüssig französisch spreche, war es doch teilweise extrem schwer, den Visiten zu folgen, da es im medizinischen Französisch unglaublich viele Abkürzungen gibt, die einem das Verständnis sehr erschweren. Auch aus Zeitgründen hatten die Ärzte kaum Möglichkeiten, mich (und eine weitere Studentin auf der Station) einzubinden, manche haben aber zumindest viel erklärt!
Sehr positiv hervorheben möchte ich einen deutschen Anästhesisten, Dr. G. K., der unglaublich viel Teaching geleistet hat. Er hat konsequent französisch mit mir gesprochen, jedoch bei Nicht-Verstehen kurz auf deutsch gewechselt, er hat mich eigene Patienten betreuen lassen, er hat mich im OP intubieren lassen und mit mir einen ZVK gelegt. Da auch er ja ein ausländischer Arzt ist, konnte er sehr gut meine Schwierigkeiten verstehen, und hat mir auch dazu geraten, mal den ein oder anderen Tag freizumachen, da man ja auch etwas von der Insel sehen möchte ;)
Für einen Monat war das voll okay, und ich habe ganz viel sehen dürfen (von Reanimationen bis zum Abstellen von Geräten), länger wär ich dort aber nicht so gerne geblieben - es kann natürlich auch sein dass man bei einer längeren Zeit mehr eingearbeitet wird, mehr mithelfen kann und besser eingebunden wird, das kann ich nicht beurteilen.
Freizeit: Die Möglichkeiten auf der Insel sind unbegrenzt! Die Städte sind nicht so spannend, die Stände nicht so schön (und Baden ist meist wegen Hai-Gefahr eh verboten), aber die Natur im Inneren der Insel ist der reine Wahnsinn. Wenn man gerne wandert hat man hier unendlich viele Wanderwege und Möglichkeiten. Durch die vulkanische Aktivität (der letzte Ausbruch war während meiner Famulatur hahah) ist die Insel sehr bergig und man kann zu Wasserfällen, in Schluchten, Tälern, Vulkanen und auf dem höchsten Berg des indischen Ozeans wandern. Man kann Whalewatching-Touren, Gleitschirmfliegen und Vanilleplantagen-Besuche machen. Es ist jedoch notwendig ein Auto zu besitzen, da die Busse nur zwischen den Städten fahren.
Für meine freien Wochendenn habe ich dann meist mit anderen Mädels (zum Kennenlernen bietet sich neben Leuten aus dem Krankenhaus auch die Datingapp Bumble im Freundesmodus an) ein Auto gemietet.
Auch ein Abstecher nach Mauritius davor oder danach bietet sich an, die Insel ist nur 200 km von La Réunion entfernt.
Insgesamt war meine Zeit dort sehr abwechslungsreich. Obwohl ich mich oft gelangweilt habe, hab ich unglaublich viel mitnehmen können, ganz viel Neues erleben dürfen, meine sprachlichen Kenntnisse verbessert und letztendlich doch eine unglaubliche Zeit gehabt, um die ich sehr froh bin!
Falls ihr noch Fragen habt, meldet euch gerne bei mir !
Bewerbung
Immer von Juni bis November des Vorjahres über etudiants-medecine@chu ... Das Bewerbungsformular wird im Zeitraum auf der Webseite des CHU unter "Je veux faire un stage" freigeschaltet. Rückmeldung gab es bei mir Anfang Dezember.