Wir haben das Praktikum zu zweit komplett auf der Abdominal Surgery Station gemacht, man kann aber frei aussuchen auf welche Stationen man möchte. Wir sind zwischendrin auch einfach selbstständig auf andere Stationen bzw in andere OP-Säle gegangen und konnten so in viele Fachrichtungen reinschnuppern.
Ein Tag auf der Abdominal Surgery sieht in etwa so aus:
7.00 Uhr: Visite auf Station mit Dr. Hung (Chefarzt). Da wir selbst kein vietnamesisch verstehen, hat er uns immer wieder versucht ein paar Fälle auf englisch zu erklären. Sein Englisch ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich an den stark vietnamesischen Akzent.
7.30-8.30 Uhr: Arztbesprechung. Die ganze Station (also Pflege & Ärzte) kommen zusammen und besprechen die ganzen Fälle auf Station. Leider alles auf vietnamesisch, dh man versteht nichts.
Danach laden einen die Ärzte fast immer zum Frühstücken in einer der Kantinen im Krankenhaus ein (sehr günstig. Pro Mahlzeit etwa 1-2Euro)
Anschließend gehts dann in den OP. Dort laden einen die Ärzte sehr herzlich ein, sich selbst "steril" zu machen und am Tisch mitzuhelfen (Haken halten, zunähen). Wir selbst sind nicht so Chirurgie-Begeistert, weshalb wir gerne auch nur zugeschaut haben. An die Chirurgie-Fans unter euch wäre das aber bestimmt eine gute Möglichkeit, um mehr Erfahrungen zu sammeln, weil sie einem -auch wenn man noch nicht weit im Studium ist- sehr viel erlauben. Der OP ist fortschrittlicher als wir zunächst dachten (z.B. sehr viele Laparoskopien). Steril machen heißt allerdings hier mit Seife & Bürste Hände schrubben.
So gegen 12 Uhr ist dann auch schon Mittagspause und man kann sich entscheiden ob man anschließend wieder in den OP oder einfach nachhause gehen will. Wir haben uns meist für zweiteres entschieden, um mehr von Hue und seiner Umgebung zu sehen.
Generell ist Dr. Hung sehr entspannt was Freizeit angeht. Also man kann sich gerne mal ein verlängertes Wochenende nehmen (oder wie wir ne Woche haha), um z.B. nach Hoi An zu reisen.
Auf Station gibt es sehr viele junge Ärzte. Diese sprechen meist auch gut verständliches Englisch und freuen sich auch sehr darüber, wenn man mit ihnen nach der Arbeit z.B. gemeinsam Essen geht oä.
Zusammengefasst können wir die Famulatur denjenigen empfehlen, die gerne reisen, in eine andere Kultur eintauchen und über das doch ganz andere vietnamesische Gesundheitssystem lernen möchten. Wir hatten sehr viel Spaß in Hue und haben uns wirklich als Teil einer "Familie" gefühlt. Dank Dr. Hung & der anderen Ärzte haben wir viel über die vietnamesische Lebensweise gelernt (vor allem über Bier und außergewöhnliches, vietnamesisches Essen). Auch wenn man praktische Erfahrung im OP sammeln möchte ist man hier genau richtig. Wir haben z.B. auch bei Uro-OPs Haken gehalten und durften bei einem Kaiserschnitt & einer natürlichen Zwillingsgeburt zusehen. Neben der Abdominal Surgery könnten wir uns vorstellen, dass auf folgenden Stationen eine Famulatur interessant sein könnte: Urologie, Gyn (ganz neues Gebäude, deswegen auch sehr fortschrittlich), Neurochirurgie.
Weil doch die Sprachbarriere da ist, lernt man nicht allzu viel von der Theorie der Krankheitsbilder. Bei jungen Ärzten nachfragen und Amboss-App helfen dabei.
Tipp: Man muss seine eigene Kleidung mitnehmen. Wir hatten nur Arztkittel dabei. Aber wir würden ganz stark empfehlen Kasack, Hose & extra Schuhe mitzunehmen, damit man nicht seine eigene Kleidung auf Station tragen muss und Dr. Hung sich freut haha.
Falls ihr so wie wir länger als 1 Monat in Vietnam bleiben wollt: Von Hue kann man sehr entspannt mit einem Bus den Visa-Run nach Laos machen (falls euch die 45 Tage des Visums nicht reichen) -dazu findet man im Internet kaum was. Plant am besten nicht zu viel im Voraus, denn vor Ort lässt sich das ganze sehr leicht organisieren.
Bewerbung
Wir haben uns etwa 8 Monate im Voraus bei Frau Huong (perfumeriver2007@gmail.com) beworben. Sie braucht manchmal bisschen beim Antworten, aber ist eigentlich doch sehr zuverlässig.