Die Famulatur am KMG Klinikum in Sömmerda war die bisher beste Famulatur, die ich hatte. Man darf sehr viel am Patienten eigenständig machen und sich, je nachdem wie sicher man ist, auch selbst Patienten raussuchen und abarbeiten. Die Anamnese, körperliche Untersuchung, BGA und EKG auswerten, kleine Wundversorgungen und auch die sonographische Untersuchung sind das A und O in der Notaufnahme in Sömmerda und werden stets vom Studierenden selbst durchgeführt. Eine Rücksprache mit dem restlichen ärztlichen Team ist bei Fragen selbstverständlich immer möglich und wird spätestens vor Abschluss des Falles bei jedem Patienten nochmal durchgeführt, damit auch nichts übersehen wird. Somit ist ein gutes Lernen in einer freien, jedoch noch geschützten Umgebung, möglich.
Das ärztliche sowie auch das pflegerische Team sind super lieb und binden die Studierenden immer in den Arbeitsalltag mit ein. Da es sich eher um eine verhältnismäßig kleine Notaufnahme handelt, ist das Team auch überschaubar und sehr familiär miteinander im Umgang. Trotz der wenigen Betten ist die ZNA in Sömmerda mit vielen modernen Geräten ausgestattet, die auch jeder Student benutzen kann. Hierzu zählen u.a. verschiedene Multimedia-Geräte, ein Sonographie-Gerät und mehrere Schnelltest-Geräte für diverse Blutwerte.
Die Lehre an sich war in Sömmerda in jeder Hinsicht exzellent. In der Notaufnahme wird man keine Person finden, die einem nicht etwas beibringen möchte. Bei Fragen kann man sich an alle wenden, die momentan Zeit haben und bekommt immer ein ausführliche Erklärung oder wird bei einer Prozedur angeleitet. Jeden morgen finden meist halb- bis dreiviertelstündliche Weiterbildungen statt, in denen interaktiv Fälle oder häufige Krankheitsbilder besprochen werden, die man für den späteren Arztberuf braucht. Es werden auch regelmäßig halbtägige praktische Fortbildungen zu diversen Themen angeboten - ich hatte z.B. einen halben Tag eine Reanimationsfortbildung, eine Fortbildung zu orthopädischen Untersuchungstechniken und orthopädischen Ultraschalluntersuchungen und eine Fortbildung zum Thema Punktion von tiefen Venen. Für Vorschläge zu weiteren Lehrinhalten haben die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen stets ein offenes Ohr und versuchen, diese prompt umzusetzen.
Ich selbst empfand auch die Feedbackkultur innerhalb des Teams als sehr angenehm. Man hat immer direkt und auf Augenhöhe Rückmeldung dazu bekommen, was an der eigenen Arbeit gut und was verbesserungswürdig war. Auch ich selbst konnte stets äußern, was mir gefallen hat und was ich an Kritikpunkten anbringen möchte. Nach Möglichkeiten, was man verbessern könnte, wurde regelmäßig vom Team gefragt und Feedback dazu eingeholt.
Da ich selbst nicht aus Sömmerda, sondern aus Jena komme, brauchte ich eine Unterkunft in der Stadt. Diese konnte ich einfach und unkompliziert über die Personalverwaltung organisieren und wurde in einer schönen WG ca. 15 Gehminuten vom Klinikum entfernt untergebracht. Die Einrichtung war super komfortabel und um einiges besser, als ich es erwartet hätte (WLAN, Fernseher und Schreibtisch sowie ein Kleiderschrank in jedem Zimmer, 2 Küchen, 2 Bäder).
Auch die Verpflegung am Klinikum ließ nichts zu wünschen übrig, da man sich für jeden Tag Frühstück, Mittag und sogar Abendessen über die Station bestellen konnte. Natürlich handelte es sich dabei um dasselbe Essen, was auch die Patienten bekamen, jedoch hatte es für ein kostenloses Essen eine gute Qualität und machte satt.
Alles in allem hatte ich also eine wirklich lehrreiche Zeit in Sömmerda und konnte viel theoretisches und praktisches Wissen für meine Zukunft mitnehmen. Daher kann ich allen, die das erste Mal ärztlich in der Notfallmedizin arbeiten möchten, eine Famulatur oder ein PJ-Tertial hier empfehlen.