Die Main-Kinzig-Kliniken sind ein mittelgroßes Haus mit den operierenden Fächern NCH (extrakraniell), GCH (Halsgefäße, eher geringe Fallzahlen), ACH, UCH, Uro und Gyn. Betreut werden 5 Säle im Zentral-OP, 2 angrenzende Uro-Säle, 1 Sectio-Saal, 2 Säle im ambulanten OP-Zentrum sowie die recht große Geburtshilfe-Abteilung sowie der Schockraum. Zudem ist der operative Teil der interdisziplinären Intensiv/IMC anästhesiologisch geführt, gesamt liegen dort aktuell etwa 20 Patienten, davon knapp die Hälfte anästhesiologisch betreut.
Wie schon in vielen Bewertungen geschrieben, ist das ganze Team sehr nett und nimmt einen herzlich auf. Natürlich ist man nicht mit jedem auf einer Wellenlänge, aber bis auf einzelne sind alle sehr motiviert, einem etwas beizubringen. Auch der Kontakt mit der Pflege ist super, hier gibt es neben wenigen Anfängern nur sehr erfahrene Anästhesiepfleger, sodass man auch von diesen viel lernen kann, aber gerne auch mal freundlich verbal in den Hintern getreten bekommt, wenn man mal trödelt. Aber auch Unsicherheiten oder Fehler werden einem nicht übel genommen, auch wenn man sich vielleicht den ein oder anderen Spruch anhören darf. Auch die Stimmung im OP ist zumeist locker und freundlich, hier habe ich kein Schreien, Zicken o.ä. erlebt, wie es ja in manchen Häusern so ist.
Die Betreuung ist wie in der Anästhesie typisch immer 1:1, wobei man auch häufiger mal mit Oberärzten oder auch mal mit dem Chefarzt im Saal steht, auch diese sind sehr motiviert, einem was beizubringen. Durch die feste Einteilung im Dienstplan ist auch klar, wo man zugeteilt ist und die Ärzte wissen teils schon, dass man heute dabei ist. Es waren zu Spitzenzeiten 4 weitere Famulanten plus ggf. ein paar Rettungsdienst- und Pflegepraktikenten da, durch die Saalzuteilung (geplant maximal ein Praktikant, der bei der Pflege mit läuft und ein Famulant je Saal) verteilt sich dies aber gut. Ein Wechsel des Saals ist aber auch kein Ding, wenn dort kein anderer Famulant ist, gerade zum Nachmittag hin, wenn einzelne Säle geschlossen werden, findet man immer jemand anderen zum Mitlaufen.
Je nach betreuendem Arzt und über die mit der Zeit zunehmenden Erfahrung darf überwiegend viel an Maßnahmen machen, so war nach den ersten paar Tagen jede Präoxygenierung, Maskenbeatmung und Intubation (außer natürlich RSI) mir. Nach und nach wurde mir zumeist auch das Steuern der Beatmung überlassen sowie nach Beratung die Medikamentengabe. In den letzten Tagen kam ich dann auch zu drei Arterien sowie dem gestützten Führen von zwei Spinalen.
In den Dienstplan schon eingeplant sind zumeist 1 Woche Intensiv-Rotation sowie ggf. ein paar Tage auf dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (bei mir als Rettungsdienstler nicht geplant gewesen, aber auch voll ok so),
Auf der Intensiv ist die personelle Abdeckung mit bis zu 5 Ärzten der Anästhesie auf die rund 10 Patienten sehr gut, sodass hier auch ausreichend Zeit zur Lehre bleibt. An Maßnahmen waren hier die tägliche körperliche Untersuchung (z.T. alleine mit dann berichten an die Ärzte), Sonos und das Mitwirken bei einer Reanimation drin, ansonsten eben der Versuch, sich in die Patienten halbwegs rein zu denken, was jedoch einige Zeit benötigt. Wie überall ist die Tätigkeit der Ärzte viel auf Briefe schreiben und organisieren fokussiert, damit kann es hier zeitweise etwas langweilig werden, auch wenn alle immer bemüht waren, etwas Sinnvolles mit einem anzustellen, hier ist aber die eine Woche Reinschnuppern einfach zu kurz, um wirklich rein zu kommen.
Eine Personalwohnung auf dem Gelände (mit kleiner Küchenzeile und eigenem Bad) erhält man bei Bedarf kostenlos, ebenso ist das Frühstück und Mittagessen kostenfrei und das ist auch für Krankenhausessen ganz gut und üppig. Durch das Wohnen auf dem Gelände habe ich zum Ende hin nochmal die Chance genutzt, freiwillig 2 Dienste mit zu machen. Hier hat einen zwar jeder für ein wenig Verrückt erklärt, da das Arbeiten aber doch nochmals ein anderes ist, fand ich das durchaus sinnvoll und habe auch hier nochmals einiges mitgenommen.
Arbeitsbeginn ist um 7:50 Uhr (Intensiv 7:30 Uhr) und spätestens um 16 Uhr wird man heim geschickt, aber auch früher gehen wäre sicher kein Problem gewesen, die Mittagspause macht man auch so lange, wie man eben braucht bzw. möchte. Mittwochs morgens findet eine etwa 30-40 Minuten dauernde Abteilungsfortbildung statt, die abwechselnd von verschiedenen Ärzten des Teams (und auch des Chefs selbst) gehalten wird.
Schlussendlich war es für mich eine super Famulatur mit einem echt lieben und motivierten Team, bei dem man sowohl praktisch viel machen konnte, aber auch sonst viel gelernt hat. Viele der Assistenten haben bereits ihr PJ im Haus gemacht und sind dann geblieben, was alleine schon einiges aussagt. Würde ich nicht wegziehen wollen, würde ich vermutlich auch zum PJ und ggf. darüber hinaus wiederkommen.
Bewerbung
Etwa ein halbes Jahr vorher per Mail an das Sekretariat, dann direkte Absprache mit dem Chefarzt