Ich habe im September 2023 an der Klinik für Urologie, Kinderurologie und urologische Onkologie bei Dr. Ralf Thiel famuliert. Die Famulatur hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich habe viel gelernt. Der Tagesablauf war so, dass man morgens zwischen sieben und halb acht auf die Station kam, dann war eine Frühbesprechung mit allen anwesenden Ärztinnen und Ärzten der Abteilung und anschließend Visite. Der Chef visitiert einmal pro Woche alle Patienten, seine Privatpatienten jeden Tag. Bei jeder Visite ist mindestens eine Oberärztin oder ein Oberarzt anwesend, aber solange OP oder Notaufnahme nicht die Abwesenheit von jemandem erforderlich machen sind eigentlich alle dabei. Die Urologen sind am Haus dafür bekannt, immer alle gemeinsam aufzutauchen und wieder zu verschwinden. Nach der Visite werden alle Patienten die entlassen werden sonographisch untersucht. Wenn man sich etwas geschickt zeigt und die Fragestellung der Untersuchung verstanden hat und auch darstellen kann (Beispiel: Zeige die Harnleiterschiene im entstauten Nierenbecken, zeige dass die Blase nach der Miktion keinen relevanten Restharn mehr hat) dann kann man einfachere Untersuchungen auch durchaus selbst machen und hinterher das Beweisfoto zeigen. Bei schwierigeren Fragestellungen ist immer ein Arzt dabei. Es ist gerne gesehen, wenn man nach der Visite hilft, das Tagesgeschäft auf Station zu erledigen, dazu gehören die Entlassungen, Untersuchungen, dem Labor wegen mikrobiologischer Befunde für stationäre und vorstationäre Patienten hinterhertelefonieren und OP-Besprechungen vorbereiten. Es gibt einen pflegerischen Blutabnahmedienst im Haus, deshalb muss man nicht massenhaft Blut abnehmen, aber wenn der Dienst mal krank ist oder Labore nachgefordert werden kommt es schon auch mal dazu. Wenn man PVK legen kann, dann kann man sich damit durchaus nützlich machen. Man darf pünktlich Feierabend machen, wenn allerdings noch viel Arbeit ist und alle länger bleiben, dann kann man Pluspunkte sammeln wenn man ebenfalls ein bisschen länger bleibt und bei den Sachen hilft die man beherrscht. Es wird an jedem Tag der Woche im Akkord endoskopisch operiert, und wenn einen ein Eingriff interessiert dann kann man sich jederzeit kurz abmelden und im OP verschwinden. An einem Wochentag sind die großen Schnitt-OPs wie Prostatektomien, Zystektomien, Nephrektomien oder Orchiektomien. Man darf mit an den Tisch wenn man lieb fragt, wenn man sich etwas geschickt zeigt und ein paar Oberarztfragen beantworten kann, dann darf man wenn man fragt auch durchaus mal assistieren, Haken halten, monopolar Blut stillen, intrakutan nähen, Haut klammern. Insbesondere an diesem Tag kann es sehr lohnenswert sein, sich abends nichts vorzunehmen, denn an diesem Tag wird regelmäßig bis abends operiert und die Wahl der potentiellen Assistenten wird von Stunde zu Stunde immer enger, so dass man auf der Liste immer weiter nach oben rutscht. Als besonderen Tipp kann man sich vor Eingriffen an der Blase nochmal den Nervus obturatorius ansehen, und nochmal die chirurgischen Handknoten üben, die Chancen sind ausgesprochen gut, damit zu punkten. Generell gilt in dieser Abteilung, wer fragt, der bekommt Antwort, und wer etwas lernen möchte, der bekommt Gelegenheit dazu, solange es nichts super heikles ist. Man sollte allerdings nicht schüchtern sein, man muss sich schon trauen zu fragen ob man etwas machen darf, und wenn man etwas nicht darf dann kann man durchaus auch fragen was man denn beherrschen müsste um es zu dürfen. Alle Assistenzärzte, Oberärzte und auch der Chef, sowie jegliches nichtärztliches Personal waren immer freundlich und hilfsbereit und haben mein Interesse und meine Hilfe wertgeschätzt. Wer gerne viel Praktisches lernen möchte und der Urologie nicht abgeneigt ist, dem kann die Krankenhaus- oder Wahlfamulatur in dieser Abteilung unbedingt empfohlen werden. Der Monat war ein absolutes Highlight meines Medizinstudiums.
Bewerbung
Ich habe mich am Anfang des Sommersemesters beworben, meine Mail kam zunächst in den Spamordner des Chefarztes, weshalb ich nochmal nachgehakt habe. Darauf sagte er mir, dass man bei ihm jederzeit famulieren könnte. Ich denke wenn man eine saubere und fehlerfreie Bewerbung schreiben kann, dann müsste man hier ziemlich sicher einen Platz bekommen können.