An meinem ersten Tag wusste die Dame aus dem Sekretariat, mit der ich zuvor per Mail Kontakt hatte, angeblich gar nicht, dass ich kommen würde. Das fand ich schon sehr unangenehm, aber ich wurde dann dennoch für den Klamottenautomaten freigeschaltet und durfte auf Station gehen. Ich weiß nicht was da organisatorisch schief gelaufen ist...
Morgens um 7 startete immer die Chefvisite auf der Privatstation. Wir waren auf der Station 2 Famulanten und ein PJler. Mit den zwei Assistenzärzten, der Pflege und dem Chef war es dann schon sehr voll im Zimmer und man hatte nichts zu tun. Lehre gab es während der Visite nicht. Die meisten Patienten hatten eine Hüft- oder Knie-TEP bekommen. Da wurde nur das Pflaster abgerissen und ein neues draufgeklebt. Nach der Visite ging es in die Morgenbesprechung, danach auf Station oder auch mal (nur zum Zuschauen) in den OP (durfte mich in den vier Wochen ein einziges mal mit einwaschen und Haken halten).
Im OP fand ich die Stimmung immer sehr angespannt, aber das kann auch meine Wahrnehmung gewesen sein. Fragen wurden da von den Operateuren nie gestellt und es wurde auch eigentlich nie etwas erklärt. Von den Anästhesisten habe ich in dieser Zeit mehr gelernt als von den Chirurgen.
Auf Station gab es einen Blutabnahme-Dienst. Ab und zu blieben mal Blutentnahmen oder Viggos für die Studenten übrig. Das fand ich zum Üben eigentlich sehr gut. Ansonsten war da in der Regel nicht viel zu tun. Man saß viel im Arztzimmer rum und ich habe viele Qualitätsmanagement-Bögen ausgefüllt sowie die Quizze in den Ärztezeitschriften gemacht. Die Assistenzärzte waren aber alle sehr nett, haben mir das Nähen und Knoten am Modell gezeigt und Fragen auch gerne beantwortet, Auf Nachfrage konnte man auch früher gehen.
Mehrfach habe ich versucht in die Notaufnahme zu gehen. Da war nie etwas los wenn ich kam und ich wurde immer wieder weggeschickt mit der Begründung es gäbe aktuell keine interessanten Patienten.
Am Besten fand ich es tatsächlich in der Tagesklinik bei den OP-Aufklärungen. Dort durfte ich selber Patienten untersuchen und Anamnese-Gespräche führen. Auch die Sprechstunde mit den Oberärzten war sehr interessant, wenn man die Chance hatte dort mit hinzugehen.
Insgesamt eine eher langweilige Famulatur mit wenig Teaching, in der ich herausgefunden habe, dass Chirurgie nichts für mich ist.