Diagnostik, Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Schonmal vorab: Wer hier kommt, um nichts zu machen, ist am falschen Ort! Mit genügend Einsatz wird man dafür aber ins Team integriert und erhält schon von früh an viele praktische Möglichkeiten.
Allgemein: Sehr kollegiales, junges Team; selbst mit den Oberärzten per Du. Ein angenehmes Arbeitsklima, das sowohl fördert als auch fordert. Man bekommt Einblicke sowohl auf Station, als auch auf Ambulanz und kann sich je nach Wissensstand und eigenem Zutrauen deutlich einbringen. Mittagessen wird zusammen verbracht und je nach Zeit am morgen auch das Frühstück. Die Kantine ist relativ teuer für deutsche Verhältnisse (10 Franken Mittagessen), in Ordnung für Schweizer Verhältnisse. Besonders die Schoggistängli oder Gipfeli sind must haves!
Aufgaben: Als Unterassistent (= Famulant oder PJler, es wird nicht wirklich unterschieden) hat man feste Aufgaben, die zu erfüllen sind, heisst es gibt kaum Leerlauf am Tag. Ist einerseits fordernd, anderseits fühlt man sich wirklich beschäftigt und die langen Arbeitszeiten (mind. 10h) fühlen sich dann auch nicht danach an. Die Aufgabe ist primär eine dokumentatorische; teilweise etwas mühsam, im Grunde lernt man aber auch das Anfertigen von Arztbriefen und OP Vorbereitungen; was ein wichtiger Skill später sein kann. Ansonsten unterstützt man die Ärzte auf Station oder Ambulanz. Tägliche Aufgaben berufen sich meist auf die Sonographie der meisten Patienten, die Teilnahme an Sprechstunden mit Diagnostik (DRU, TRUS), assistieren bei kleineren Eingriffen (Zirkumzisionen, Vasektomien), Haken halten bei grösseren resp. zuschauen dieser; DJ/Mono-J/Nephrostomie Wechsel beiwohnen/assistieren. Es gab einige Assistentärzte und Oberärzte, die auch wirklich wollten, dass man etwas lernt und praktisch tut; so hat es mir jeden Tag aufs neue Spass gemacht her zu kommen, v.a. wenn man wusste, dass man mit jemanden gemeinsam Dienst hatte :) Da insbesondere die Assistentärzte alle jung und teilweise auch erst seit paar Monaten da sind, hatte man auch nicht das Gefühl in eine "Geschlossene Gesellschaft" sich zu integrieren müssen, sondern wurde wertschätzend und wie Teil des Teams behandelt. Insbesondere hat es Spass gemacht, wenn einem trotz des relativ jungen Jahres etwas zugetraut hat und man eigenständig Tätigkeiten ausüben konnte. Vertrauen und Kommunikation wird hier gross geschrieben!
Jeden Mittwoch findet auch die Chefarztvisite statt, an der man wenn man auf Station eingeteilt ist, auch eigenständig Patienten vorstellen soll. Darauf wird man auch von den Assistenzärzten gut vorbereitet. Und auch auf die eine oder andere Rückfrage sollte man sich gefasst machen und im besten Fall souverän beantworten können :D Aber keine Angst, selbst wenn man stockt, wird einem nicht gleich der Kopf abgerissen, allen ist die eigene Situation bewusst und sind sehr tolerant, was Unsicherheiten oder Unwissenheit betrifft.
Jeden Morgen ist ab 7:10 Morgenrapport und um 16:30 Abendrapport - früher zu gehen ist nicht drin. Und oft muss man auch nach dem Rapport auch noch seine Dokumentation vollenden. Das ist aber an sich nicht so schlimm, weil die meisten Ärzte noch bisschen länger bleiben und man so je nach dem mit denen nebeneinander am PC seine Dokumentation machen kann - und man sich zumindest teilweise in deren Doku-Schmerz einfinden kann :D Der Tag endete somit meist im Schnitt um 17:30-18:00; je nachdem wie viele andere Unterassistenten da sind, mit denen man die Aufgaben aufteilen kann. Ich war ab einer gewissen Zeit mit jemand anderen, dann war es auch nicht mehr so viel Arbeit zum Dokumentieren.
Allgemein rotiert man zwischen Station, Ambulanz und "Dienstarzt" (= im Grunde Notfälle) - man sieht somit die ganze Facette der Urologie. Auch hat man immer die Möglichkeit in eine OP zu gehen, wenn man denn möchte.
DKs legen und SPDKs Wechseln ist Aufgabe der Pflege, wenn man freundlich fragt, kann man die aber auch super üben. Gleiches gilt für Blutabnehmen oder Viggos legen (hat man selber aber eigentlich keine Zeit zu im Normalfall) Die Pflege auf Station ist allgemein sehr herzig und offen. Es wird relativ viel kommuniziert und stets ein freundlicher Umgangston gewählt; selbst wenn etwas nicht glatt lief. So traut man sich auch Fehler zuzugeben oder etwas nachzufragen. Allgemein wird die Arbeit gut koordiniert und die Aufgabenverteilungen sind klar.
Fortbildung: Das KSA legt viel Wert auf kontinuierliche Fortbildung. Jeden Dienstag gab es ein Journalclub, wo ein Assistenzarzt eine Studie vorträgt (zB Themen wie Aussagekraft vom PSA Wert, verschiedene Möglichkeiten der Harnableitungen, etc). Jeden Donnerstag gibt es eine "richtige" Fortbildung (zB über radiologische Themen, operative Themen, Stationäre Versorgung von Patienten, etc). Und zusätzlich gibt es als Unterassistent jeden Freitagmorgen eine UHU-Fortbildung. Dort trifft man alle Unterassistenten der chirurgischen Fächer auf Gratis Kaffee und Gipfeli. Neben einem ausführlichen Austausch, wird von einem chirurgischen Fach eine Fallvorstellung (zB durch den zuständigen Oberarzt) durchgeführt. Dabei geht es nicht unbedingt um den eigenen Fachbereich, aber man lernt trotzdem immer wieder was hinzu und kann sich auch aktiv einbringen.
Leben in Aarau: Das KSA stellt ein Personalwohnheimzimmer. Das Personalwohnheim ist ähnlich einer WG aufgebaut; die Küche wird geteilt genauso wie die Bäder. Ich war in einer Wohnung mit 4 Zimmern, hatten auch zwei Bäder - besetzt wurden die Zimmer aber nur von zwei weiteren. Grad wenn die Mitbewohner ebenfalls Unterassistenten sind (muss nicht sein, gibt auch teils Pfleger die hier wohnen), kann man echt eine schöne Zeit mit gemeinsamen Kochen oder Unternehmungen verbringen! Man muss offen für die neuen Erfahrungen sein, dann klappt es schon :) Aarau als Städtchen bietet zwar nicht besonders viel, ist aber relativ ruhig und Naturbelassen (insbesondere wenn man Richtung Agglomeration geht). Der Bahnhof ist direkt am Spital und hat auch verschiedene Supermärkte, die durch den Bahnhof auch noch sonntags aufhaben.
Mit dem Zug erreicht man in einer halben Stunde Zürich, in einer Dreiviertelstunde Basel, in einer Stunde Neuchâtel, in zwei Stunden Genf - und das alles ohne umsteigen. Plus die SBB ist chronisch pünktlich; das Reisen macht sogar Spass, was man von Deutschland gar nicht gewohnt ist :D, Es bietet sich an an Wochenenenden die verschiedenen Ecken der Schweiz zu bereisen, man trifft überall was anderes und macht unterschiedliche Erfahrungen! Grosse Empfehlung ist auch mal Wandern zu gehen in die Zentralschweiz (mit der Bahn auch in einer dreiviertelstunde erreichbar) :) Grad mit einer Halbtax lohnt es sich bei der SBB umso mehr.
Sprache: Ich habe mich schon vorher mit dem Schweizerdeutschen beschäftigt und komme aus dem Süden von Deutschland, dementsprechend war es nicht allzu schwer das Schweizerdeutsche zu verstehen. Man sollte aber nicht mit einer gewissen deutschen Arroganz herkommen und denken, dass es easy wird und alle ja eh hochdeutsch sprechen. Zwar sind einige Ärzte aus Deutschland/Ausland und sprechen im Grunde hochdeutsch; aber insbesondere die Patienten bleiben oft in ihrem Dialekt, der je nachdem auch schwierig sein kann. Man sollte sich trauen auch mal nachfragen, was etwas bedeutet und versuchen sich einzufinden - man darf nie vergessen, man ist selber der Gast in dem Land :) . Aber mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran und die Patienten freuen sich auch, wenn man sie nicht zwingt auf hochdeutsch zu sprechen.
Zusammenfassung/Tl;dr: Tolle Zeit, tolles Team, tolles Fach, tolle Möglichkeiten - wenn man denn will und sich einsetzt :)
Bewerbung
Sehr gut organisiert und relativ kompliziertlos. Auf der Website des Kantonsspital in der urologischen Klinik eine Bewerbung schreiben und um alles andere kümmert sich die Chefarztsekretärin. Hab etwa 7 Monate im vorraus angefragt und hatte keine Probleme. Am ersten Tag erhält man eine Einführung über das Spital (wenn man am 01. des Monats anfängt) und bekommt auch sofort Badge, Schlüssel, Zugänge zu den Spitalprogrammen und ein eigenes Diensttelefon.
Unterricht
3 x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung Repetitorien Fallbesprechung
Tätigkeiten
Patienten aufnehmen Patienten untersuchen Eigene Patienten betreuen Botengänge (Nichtärztl.) Notaufnahme Untersuchungen anmelden Poliklinik Mitoperieren Briefe schreiben Praktische Maßnahmen unter Aufsicht