Famulatur Psychiatrie in Juedisches Krankenhaus (3/2024 bis 4/2024)

Krankenhaus
Juedisches Krankenhaus
Stadt
Berlin
Station(en)
Station 10: Akutpsychiatrie
Fachrichtung
Psychiatrie
Zeitraum
3/2024 bis 4/2024
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Ich hatte einen sehr lehrreichen Monat auf der akutpsychiatrischen Station des jüdischen Krankenhauses. Die Psychiatrie hat 3 Stationen (neben der Akutpsychiatrie auch eine Engiftungsstation und eine DBT-Station), eine PIA und eine Tagesklinik.
Auf der akutpsychiatrischen Station habe ich diverse psychiatrische Krankheitsbilder kennengelernt und in ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen erlebt.
Es gab viele Personen mit einer Schizophrenie/Psychose oder (teils wahnhaften) Depressionen. Einige kamen mit Angsstörungen und viele auch, wenn es dafür eine eigene Station gibt, mit Suchterkrankungen.

Der Tag hat immer um 8:30 Uhr mit einer ärztlichen Frühbesprechung begonnen. Danach gab es die Übergabe auf Station und dann wurde alles abgearbeitet, was so angefallen ist. Was mir besonders gut gefallen hat, war das gemeinsame Mittagessen mit Psycholog*innen, Ärzt*innen und Famulant*innen von den anderen Stationen. Spätestens um 16:30 Uhr konnte ich nach Hause gehen, meistens aber früher. Montags war immer Oberarztvisite.

In meinen Aufgabengebieten war ich der verlängerte Arm der Stationsärztin. Diese war ab meiner zweiten Woche alleine für die Station zuständig, sodass ich ihr auch viel Arbeit abnehmen konnte.
Ich habe dann selbstständig Patient*innen visitiert und die Visite anschließend dokumentiert, Neupatient*innen aufgenommen (inkl. Untersuchung, Blutentnahme, Anlegen eines Briefes, Vorstellung der Personen beim Oberarzt), Blut abgenommen oder Zugänge gelegt.
Auch, wenn ich sehr selbstständig gearbeitet habe, konnte ich immer, wenn ich unsicher war nachfragen und habe Hilfe bekommen. Das hat mir sehr gut gefallen und ich habe dadurch sehr viel lernen können.

Sowohl die Ärztin auf Station, der Oberarzt, als auch die Psycholog*innen und das Pflegeteam waren super nett und verständnisvoll, wenn ich in bestimmten Situationen unsicher war und standen mir mit Rat und Tat zur Seite. Ich musste nie alleine zu Patient*innen, mit denen ich mich unwohl gefühlt habe, wenn sie beispielsweise sehr impulsiv und aggressiv waren. Wenn ich unsicher war, wie ich mit bestimmten Verhaltensweisen umgehen soll, wurden mir immer tolle Tipps gegeben. Da ich noch nicht viel zum Thema Schizophrenie und Antipsychotika in der Uni hatte, hatte ich diesbezüglich oft viele Fragen. Diese wurden mir immer sehr gut beantwortet, sodass ich auch hier sehr viel dazulernen konnte.

An Tagen wo die Ärztin den Pieper für die Rettungsstelle hatte, konnte ich auch mit zu Konsilen gehen.
Alle 2 Wochen gab es eine Supervision mit dem Chefarzt. Hier kamen die Psychotherapeut*innen in Ausbildung, Famulant*innen und PJler*innen zusammen und wir haben eine Art "Unterrichtsstunde" zu für die Psychiatrie relevante Themen bekommen (bspw. Zwangsstörungen, Depressionen). Das fand ich wirklich super toll, dass ich der Chefarzt da die Zeit für genommen hat. Auch für die Arbeit auf der Station haben mir dort besprochene Inhalte sehr geholfen.

Das Einzige, was mir in der Zeit nicht so gut gefallen hat, war, dass ich an zwei Tagen ganz alleine auf der Station war, weil die Ärztin am Tag vorher 24-Stunden-Dienst hatte und danach entsprechend frei. Da dort (wie woanders leider auch) das Personal knapp ist, war ich dann alleine vor Ort, mit dem Oberarzt und einer anderen Person aus dem ärztlichen Team, die telefonisch im Notfall erreichbar waren. Dafür kann die Station oder die Ärztin nichts, aber ich glaube, ich hätte mir im Nachhinein gewünscht, an den Tagen dann bspw. in die Tagesklinik gehen zu dürfen. Auch, wenn ich weiß, dass ich am Ende keine Verantwortung für die Patient*innen habe, habe ich mich an diesen Tagen sehr alleine gefühlt. Ich bin noch nicht in einem Punkt in der Ausbildung, wo ich bereit für so einen "Vorgeschmack" auf das spätere Berufsleben bin. Ich weiß aber wie gesagt auch, dass das einfach an der ungünstigen Situation lag, dass die Ärztin momentan alleine auf der Station ist und die das sonst nicht gemacht hätten.

Insgesamt bin ich sehr froh, meine Famulatur im jüdischen Krankenhaus gemacht zu haben. Wer einen Überblick über psychiatrische Erkrankungen haben möchte und entspannt lernen möchte, kann hier nichts falsch machen. Da es eher ein kleineres Haus ist, kamen die "krasseren Fälle" oft eher ins St. Hedwig Krankenhaus in Mitte, sodass ich nie einen schlimmen Notfall/Ausnahmezustand miterlebt habe. Dennoch spielt im Haus die Psychiatrie eine große Rolle, sodass man trotzdem immer gut zu tun hatte und einiges lernen konnte. Nicht zuletzt wegen des super tollen Teams würde ich immer wieder hierherkommen!
Bewerbung
ca. 3 Monate vorher über das Chefarztsekretariat
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Fallbesprechung
Patientenvorstellung
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Blut abnehmen
Patienten aufnehmen
Briefe schreiben
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Braunülen legen
Untersuchungen anmelden
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.07