Anreise:
Da der Ort Murau etwas abseits vom Netz liegt, muss man diverse Flüge/Züge nehmen um dorthin zu gelangen, doch es lohnt sich! Lasst euch davon nicht abschrecken! Ich bin von Düsseldorf nach Graz geflogen und von dort mit Zügen weiter nach Murau. Dort kann man entweder den Bus auf den Berg rauf (vorsicht er kommt selten) oder das einzige Taxi Unternehmen (vorbestellen!) aufsuchen. Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass es von Vorteil ist ein Auto zu haben, da man auf einem berg ist, wo der Bus nur einmal die Stunde unter der Woche und nur bis 16 uhr fährt (am Wochenende teilweise gar nicht). Hierzu muss aber auch gesagt werden, dass die Anästhesisten super hilfsbereit sind und mit dir einkaufen fahren/ dir etwas mitbringen falls du etwas brauchst. Dennoch würde ich beim nächsten mal mit dem Auto fahren, da der nächste Berg zum Ski fahren (Kreischberg) mit dem auto super schnell (30 min.) zu erreichen ist und man mit dem Bus leider abends nicht wieder zurück zum Berg kommt.
Unterkunft:
Ein Großer Vorteil dieser Famulatur stellt die Unterkunft und Verpflegung dar! Man schläft kostenlos im Schwesternwohnheim, welches sich etwa 5-10 min zu Fuß vom Krankenhaus befindet, man sollte aber feste Schuhe mitnehmen, der Weg ist relativ steil und bei Schnee etwas glatt. Drei Mal am Tag kann man im Krankenhaus essen, man kann sich aber auch in der etwas notdürftig bestückten Küche im Schwesternwohnheim selber was kochen.
Umgebung:
Das LKH Stolzalpe liegt mitten auf dem Berg, man hat eine super schöne Aussicht. Nach der Famulatur kann man auf selbigem Berg wandern, man kann zum Kreischberg Skifahren, zur Frauenalpe Tourenski laufen oder im Umkreis die Natur besuchen. Party geht nicht so viel im Ort, wir sind ein Wochenende nach Ljublijana gefahren - ist nur 2 Stunden mit dem Auto entfernt.
Famulatur:
Die Famulatur hat mir unfassbar gut gefallen. Ich habe in diesem Monat so viel gelernt und machen dürfen! Der Chefarzt (in Österreich Primar genannt) Dr. Rainer leitet die Anästhesie mit Herz und Leidenschaft. Jeden Morgen gibt es um 7 Uhr in der Früh eine Frühbesprechung, bei der man direkt herzlich mit aufgenommen wird und lernt die anderen Anästhesisten kennen. Dort werden die OP-Säle aufgeteilt und die Famulaten (wir waren zu zweit) den Anästhesisten zugeordnet. Nach ein paar Tagen wo man sich einfinden konnte, wurde ich auch immer gefragt ob ich etwas bestimmtes sehen wollte, oder mich etwas von den OP`s besonders interessiere. Ich konnte auch die Schmerzvisite und die ambulante Schmerztherapie begleiten als ich nachgefragt hatte. Ich hatte ein Famulantentelefon bekommen, und nach Absprache wurde ich angerufen wenn besonders spannende Eingriffe geplant waren, oder ich etwas bestimmtes sehen wollte.
Direkt nach der Besprechung ging es jeden Tag in den OP wo man zusammen mit den Anästhesisten Einleiten konnte. Masken-beatmung, Medikamente spritzen, Lanrynx maske und ET-Tubus Intubieren standen hier auf dem Programm. Je nach Fähigkeit und Konstitution der Patienten konnte man unter Aufsicht viel alleine machen. Danach wurde mir viel über die Beatmungsgeräte, die Narkosemittel und generell die Anästhesie erklärt. Man konnte jederzeit viele Fragen stellen, alle Anästhesisten waren sehr interessiert daran einem möglichst viel zu zeigen und zu erklären. Während der eigentlichen OP konnte man mit im Saal sein und zuschauen, man konnte sich in der zwischenzeit auch andere anästhetische Prozedere anschauen, und auf Rücksprache durfte man auch immer Kaffee trinken oder Essen gehen.
Neben dem OP betreut die Anästhesie noch die POI - den Aufwachraum und ein Intensivbett. Dort werden vorallem Schmerzkatheter gelegt, die sehr interessant zum zuschauen sind - Adduktorkanalkatheter durfte wir Famulanten sogar selber stechen. In der Küche konnte man sich Kaffee holen und jederzeit mit den dort anzutreffenden Unterhalten. Ich habe mich direkt gut aufgenommen gefühlt, die Ärzte sind sehr herzlich und hilfsbereit.
Als einzige Kritik würde ich anmerken, dass die Pflege (teilweise) sehr empfindlich ist. Man muss vor allem als junge, weibliche Famulantin sehr aufpassen, dass sie sich nicht auf die Füße getreten fühlen; Grüßen und Verabschieden ist hier heilig, auch sich jedem einzelnen (zur not auch doppelt wenn man sich unsicher ist) Vorstellen. Keine Straßenanziehsachen im Umkleideraum. Wenn man sich daran hält sind die allermeisten nach kurzer Zeit aufgetaut, manche bleiben etwas reserviert, das darf man dann nicht persönlich nehmen. Bei Disputen kann man sich jederzeit an den Primar wenden, man wird hier auf jeden Fall von der Anästhesie komplett unterstützt.
Ich würde diese Famulatur jedem empfehlen, man kriegt eine super Einsicht, man lernt sowohl viel theoretisches als auch praktisches und die Natur drum herum ist einfach nur wunderschön. Ich würde hier auf jeden Fall noch einmal Famulatur machen!
Bewerbung
3 Monate vorher an die Personalleitung - ging sehr unkompliziert und kurzfristig