Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Notaufnahme, Station
Heimatuni
Duesseldorf
Kommentar
Eigentlich war diese "Famulatur" ein Pflegepraktikum. Da das Personal dort aber davon überzeugt war, dass man als Student mehr von Kontakt mit den Ärzten profitiert, konnte man meistens mit den Ärzten mitgehen. Die Organisation lief damals über wayers (hießen damals auch anders),. So eine Organisation ist für die richtigen Unterschriften für ein Krankenpflegepraktikum oder ein PJ sicherlich auch hilfreich, aber eine Famulatur kann man sicherlich auch selber organisieren. Ein weiterer Vorteil einer Organisation ist natürlich, dass Unterkunft (und wenn man alleine unterwegs ist, ist man auch nicht alleine) und Transport zum Krankenhaus geregelt sind. Jedoch auch als Vorwarnung: mit Ausnahmesituationen kann auch eine Organisation nicht helfen. Als jemand aus unserer Gruppe bei einem Wochenendausflug krank wurde und synkopierte, durften wir alleine versuchen sie wieder auf die Beine zu kriegen. Auch mit dem Anfang der Corona-Pandemie waren alle restlos überfordert und haben bei der Organisation der Rückreise konnte niemand helfen und man war auf sich alleine gestellt.
Pros:
-Man durfte mehr oder weniger alles machen: mit operieren, mit in die Sprechstunde, alles untersuchen
-Arbeitszeiten waren sehr flexibel: meine Organisation hat uns meistens morgens gegen 6:30 zur Visite im KH abgeliefert und wir waren gegen 12-13 Uhr raus
- man hat super viele spannende Sachen gesehen: vor allem Krankheitsbilder, die es hier so nicht gibt, oder in Stadien, die man in Deutschland nicht sieht
-Wochenendtrips waren super einfach möglich und sehr gut zur organisieren - empfehlen kann ich Ella, den Zug von da nach Nuwara Eliya, Kandy, Dambulla, Sigiriya Adamas Peak, Little Adams Peak, Mirissa und Unawatuna.
- nachmittags konnte man super an den Strand gehen und surfen (als ich da war1€/Stunde Board leihen und 6€/Stunde Unterricht)
- in der ACH hat man einmal pro Woche Traumaday, wo man die chirurgischen Notfälle macht: ich habe dort mit die krassesten Fälle meines Studium gesehen: Schusswunde, Schwertkampf, vor den Zug gesprungen, alles was man sich vorstellen kann
- wenn man fragt, kriegt man alles erklärt. Die Ärzte und Studenten sind wirklich alles sehr nett und wissen super viel.
- als Frau kann man auch in Sri Lanka alleine reisen, manche Ecken muss man zwar meiden, aber im Großen und ganzen, insgesamt sehr sicher und "touristisch genug"
- wir hatten von der Organisation einen PJ-Studenten aus Sri Lanka, der sich um uns gekümmert hat. War mit das beste.
- es gab mehrmals pro Woche Unterricht an Fallbeispielen für Stundenten
Contra:
-man muss sich bewusst sein, dass das ein öffentliches Krankenhaus in einem Land mit mangelnder Versorgung ist: es ist 90% Freiluft, fast immer überfüllt, es liegen teilweise 60 Menschen in einem "Zimmer", teilweise zwischen den Betten auf dem Boden
-hygienisch nicht auf deutschem Standard, auch in den OPs - aber nicht so viele Infektionskrankheiten wie in anderen Ländern (HIV, HBV etc.)
- Europäische Studierende werden sehr viel besser behandelt als Einheimische - ob das daran liegt, dass man an das Krankenhaus "gespendet hat" oder an etwas anderem weiß ich nicht, aber mir war das teilweise mehr als unangenehm
- man muss sich eigene Kleidung und eigenes Equipment (Stethoskop etc.) mitbringen - die Ärzte da tragen formelle Sachen, angelehnt an das britische System, aber auch Kasaks sind meistens ok
- man darf super viel selber machen, was ja positiv ist, aber manchmal Jahre über dem Ausbildungsstand und ohne viel Erklärung
- die Ärzte untereinander und mit den Studenten sprechen fast nur Englisch, aber nur ein Bruchteil der Patienten und der Pflege spricht auch Englisch. In den Patientengesprächen versteht man dann natürlich nicht so viel, aber es wird aber immer übersetzt. Vorsichtig ausgedrückt, wird aber häufig nicht so viel Wert auf die Kommunikation mit den Patienten gegeben, und viele Patienten wissen nur wenig über ihre Erkrankung oder die geplante Therapie
- die Geschlechteraufteilung ist in Sri Lanka häufig noch traditioneller und es wird Kommentare und für uns komische Sachen geben, aber als Ausländer steht man da noch so ein bisschen außen vor (die Dienstälteste Assistenzärztin musste dem Chefarzt jeden morgen Kaffee kochen etc.)
Insgesamt eine super schöne und lehrreiche Zeit. Man sollte sich nur vorher über Sri Lanka informieren und sich bewusst sein auf was man sich einlässt.
Bewerbung
Ich habe das alles sehr kurzfristig, ca 6 Wochen vorher, über den Vorläufer von Wayers organisiert. Die Partnerorganisation in Sri Lanka hieß AASHA. Damit waren die Orga der Unterschriften, die Spende an das KH, der Transport zum KH, der medizinische Student als unser Betreuer, die Abholung vom Flughafen und die Unterkunft geregelt. Wochenendausflüge etc. mussten wir selber organisieren.
Und wie gesagt, als Corona dort sehr plötzlich losging (4 Tage von wir haben keine Fälle zu kompletten Lockdown und nur noch wenigen Flügen) war man auf sich gestellt.
Flüge habe ich selber direkt bei der Fluggesellschaft gebucht, würde ich auch jedem empfehlen, sonst wäre ich mit Corona, da nicht mehr weggekommen.
Visum hab ich damals initial nur ein Touristenvisum für 30 Tage am Flughafen bekommen und dann vor Ort in Colombo ohne Probleme verlängern können.
in meinem Fall kann ich auch die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes - Elefant - jedem empfehlen