Famulatur Allgemeinchirurgie in Wasso Hospital DDH/CDH (2/2024 bis 3/2024)

Krankenhaus
Wasso Hospital DDH/CDH
Stadt
Wasso
Station(en)
Labour Ward, Male Ward, Kemal Ward, OP
Fachrichtung
Allgemeinchirurgie
Zeitraum
2/2024 bis 3/2024
Einsatzbereiche
OP, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Kurz zusammengefasst war die Famulatur im Wasso Hospital eine der besten und intensivsten Erfahrungen, die ich bisher machen konnte im Bereich Medizin, Menschen, Kultur, Natur, Wildlife und vielem mehr.
Ich kann eine Famulatur dort daher uneingeschränkt empfehlen.
Das Wasso Hospital liegt am Rande des Serengeti Nationalparks im Herzen der Massai-Region. Dementsprechend sind die Patienten fast ausschließlich Anhänger der Massai. Ich wurde sicher und verantwortungsvoll an die Tätigkeiten im OP herangeführt und konnte im Endeffekt in 20 Arbeitstagen Famulatur bei 16 Kaiserschnitten und 3 weiteren OPs des Bereichs Allgemeinchirurgie und Orthopädische Chirurgie assistieren. Ich wurde vollständig ins Team integriert, sodass ich auch nachts angerufen wurde, wenn Not-OPs anstanden.
Wurde kulinarisch bestens versorgt von meiner „Mama Africa“ und habe in der Freizeit als Lehrer in medizinischen Themen in der nahegelegenen Brightschool ausgeholfen, dort mit den europäischen Volunteers Ausflüge unternommen, einen Massai als guten Freund gewonnen und mit ihm in seinem Boma übernachtet sowie mit dem Motorrad (dort als Piki Piki bekannt) die Berglandschaft befahren, den Serengeti und Tarangiere Nationalpark sowie den Ngorongor Crater besucht und dabei alles Wildlife zu Gesicht bekommen, was man sich nur vorstellen kann, wenn man an Afrika denkt. Und außerdem noch einen Abstecher nach Zanzibar gemacht.
In Summe war ich 6 Wochen dort und am Ende war es ein wirklich schwerer Abschied.
Für mehr Details zu den einzelnen Themen folgen jetzt längere Abschnitte zum Allgemeinen, Typischer Tagesablauf, Unterkunft und Verpflegung, Freizeit, Anreise sowie Bewerbung und Kosten.


Allgemeines:

Das Wasso Hospital ist vor 60 Jahren von dem Österreicher Dr Watschinger gegründet worden und hat seit jeher vorrangig die Aufgabe die medizinische Versorgung der umliegenden Massai-Stämme sicherzustellen.
Die Auslastung befindet sich im Durchschnitt auf einem Niveau von ca. 70 - 100 Patienten.
Es gibt einen Orthopädischen Chirurgen und mehrere Allgemeinärzte, die jedoch auch für die Kaiserschnitte und teilweise allgemeinchirugische Eingriffe verantwortlich sind.
Das Krankenhaus ist katholisch geprägt, sodass jeden Mittwoch ein kleinerer Gottesdienst anstatt der Morgenbesprechung stattfindet und jeden Sonntag 2 größere hintereinander. Hier der wichtige Hinweis: Am Sonntag gibt es insgesamt 4 Runden für die Kollekte, am Mittwoch eine Runde. So sind auch viele Mitarbeiter des Krankenhauses Teil des katholischen Schwestern Ordens, ebenso die aktuelle Chefin des Krankenhauses Sister Philippina.
Eine wirklich sehr liebe Schwester, die immer bedacht darauf ist, dass man sich wohl fühlt und mit einem auch das Einstiegsgespräch führt, wo man alle ersten Informationen über Ablauf und co erhält.
Das Krankenhaus hat zwei Major Theater und und ein Minor Theater, sowie einen Female, einen Male Ward, einen Labour Ward und einen Pediatric Ward. Labor, Röntgen und Sono sind außerdem vorhanden.
Exakt neben dem Hospital befindet sich das Guesthouse, wo man außerordentlich gut versorgt wird (dazu mehr im Absatz Unterkunft).


Ein typischer Tag in Wasso:

Ein normaler Tag im Wasso Hospital beginnt mit der Morgenbesprechung um 08:00. Dort trifft sich das gesamte Personal des Krankenhauses und es werden allgemeine Dinge besprochen. Im Anschluss verbleibt das medizinische Personal und aus den einzelnen Bereichen wird jeweils berichtet. Dies findet in der Regel auf englisch statt, im Gegensatz zur allgemeinen Besprechung, die auf Swahili abgehalten wird.
Somit kann man hier relativ gut folgen.
Im Anschluss gibt es Frühstück bei Triphonia nach persönlichen Vorlieben und Ingwertee etwa bis 09:00, manchmal auch 10:30.
Danach habe ich mich häufig in den Labour Ward begeben und dort mit dem zuständigen Arzt die Visite gemacht.
Dabei kann man gut Fragen stellen und bekommt alles erklärt, auch wenn die Mittel im Vergleich zu Deutschland natürlich begrenzter sind, versuchen sie dort bestmögliche Medizin zu gewährleisten.
Nach der Visite kann man im Minor Theator häufig kleinere Eingriffe begleiten und unterstützen, wie Wundversorgung, Zirkumzision (medizinisch indiziert) und weitere kleinere Behandlungen. Ein wirklich eindrücklicher Fall war beispielsweise ein Massai mit einem Dekubitus, der eine Wunde bis zum vollständig sichtbaren Femur in halber Länge zur Folge hatte.
Häufig folgt dann ein geplanter Kaiserschnitt bei welchem man komplett eingewaschen mit einem weiteren Arzt am OP-Tisch steht und diesem assistiert. Dabei sind die Aufgaben vielseitig und reichen vom Nabelschnur abklemmen und schneiden über halten, drücken, reißen bis hin zum nähen in verschiedensten Techniken.
Oft ist ab 15:00 dann Zeit zur freien Gestaltung, jedoch kann es gut sein, dass man auch am Abend, oder in der Nacht noch weitere OPs begleiten darf. Es gab Tage da hatte man 3 Kaiserschnitte hintereinander weg.
Wenn nicht schon gegen 13:00 geschehen, bekommt man jetzt ein leckeres Mittag aus Gemüse, Fleisch, Bohnen und Reis serviert und oft auch immer Obst zum Nachtisch.
Danach bin ich häufig zur 20min zu Fuß, oder 5 min mit dem Piki Piki entfernten Bright School gefahren oder gegangen, wo in der Regel 10-15 Europäer waren um dort in der Schule zu voluntieren. Ich habe dort häufig auch zu Abend gegessen mit allen, wir haben verschiedene Ausflüge gemacht, oder ich konnte selbst den Lehrer spielen und eine Klasse aus ca. 50 Kindern in first aid medicine unterrichten.
Als Famulant, der im Wassohospital tätig ist, wird man dort schnell zum schuleigenen Doktor erklärt und darf sich dann mit kleineren Wunden, oder dem Ausbruch von Pilzinfektionen auseinandersetzen.
Abends wurde ich dann immer wieder zurück gefahren und an manchen Abenden gab es dann um 23:30 noch den Anruf für einen Notkaiserschnitt.
Natürlich gibt es aber auch Tage, an denen auch mal weniger los ist. An diesen Tagen muss man dann natürlich nicht warten bis die Zeit abläuft, sondern kann entweder in den verschiedenen Bereichen des Krankenhauses seine Hilfe anbieten, oder macht auch schon mal früher Schluss und genießt die angenehmen 25 grad in Wasso bei einer Runde Pool mit den Einheimischen oder einem Walk über den Massai-market, oder besucht ein Massaidorf zusammen mit den Volunteers.

Unterkunft und Verpflegung:

Die Unterkunft besteht aus einem Guesthouse, welches sich direkt neben dem Hospital befindet.
Dort gibt es warmes Wasser (dauert morgens manchmal einige Minuten), Strom, der in der gesamten Region jedoch hin und wieder ausfällt daher Powerbank mitnehmen und zu meinem Zeitpunkt noch kein WLAN, daher vorher Simkarte von bspw. Vodacom in Arusha nach Ankunft organisieren, damit hat man dann aber schnelles und zuverlässiges Internet.
Es gibt bestimmt 6-8 Zimmer, zu meiner Zeit war ich dort meistens alleine, nur hin und wieder kamen einheimische Gäste für eine Nacht.
Gemanagt wird das ganze von Triphonia, die nebenan wohnt und sich um alles kümmert, was ansteht: Wäsche, Essen, Tipps und Unterstützung in allen Themen, eine wirklich liebe Frau, die dort schon seit über 30 Jahren lebt und arbeitet.
Zu Anfang habe ich wirklich große Portionen vor allem an Kartoffeln und Reis bekommen, wir haben dann aber sehr schnell umgestellt auf Selbstbedienung, sodass ich mir die Portionen selbst einteilen konnte damit nichts übrig bleiben muss. Das hat bestens geklappt und auch die persönlichen Vorlieben wurden immer wieder erfragt und umgesetzt. So gab es zum Frühstück häufig Omelette mit Gemüse oder Pancakes, zum Mittag diverse Variationen aus Chapati, Reis, Kartoffeln, Nudeln, Fleisch und Gemüse und vor allem viele und große Avocados.
Zum Abend gab es dann auch nochmal warmes Essen nach Wunsch.
Für 500$ für 30 Tage war ich dort somit bestens versorgt und wer einmal dort war wird vor allem Triphonia sehr ins Herz schließen.

Freizeit:

Wie schon eingangs beschrieben hat sich meine Freizeit häufig im Rahmen der nahegelegenen Brightschool abgespielt, da dort andere Europäer als Volunteers tätig waren.
Wir haben Wanderungen unternommen, am Fluss ein paar Kilimanjaros (Bier) genossen, Massaidörfer besucht, mit den Kindern etwas unternommen, in Wasso mit den einheimischen Fußball geschaut oder Pool gespielt, den Massai Market besucht (jeden Freitag) und noch einiges mehr.
Ansonsten bietet es sich an, wenn man es sich zutraut ein Piki Piki zu leihen und auf eigene Faust durch die Region zu fahren, oder Zeit mit Triphonias Adoptivkindern zu verbringen, die mit ihr zusammen wohnen.
Wenn man Glück hat findet man einen Massai als Freund und kann so nochmals intensiver in die Lebensweise eintauchen, dort im Boma eine Nacht verbringen, die Ziegen, Schafe und Kühe zwischen den wilden Tieren durch die Savanne führen und die heimischen Spezialitäten probieren.
Eine Safari im Serengeti Nationalpark ist natürlich ein Muss, wenn man schonmal dort ist und der Ngorongoro Crater ebenso.
Eine Safari im Gruppenformat hat mich bspw. für 4 Tage 4 Nächte 650€ gekostet, was vergleichsweise günstig ist, da man dort viele deutlich teurere Angebote bekommen wird (bei Interesse über mehr Details dazu, oder zu weiteren Themen mich einfach kontaktieren).
Zanzibar ist ebenfalls sehr zu empfehlen, wir hatten 3 Tage dort, das hat aber für uns auch gereicht, man kann da aber auch mehr Zeit verbringen, wenn man gern viele Stunden am Strand liegen mag.
All in all wird einem sowohl während als auch nach der Famulatur in Tanzania nicht langweilig und wenn man noch eine Woche übrig hat kann man auch noch den Kilimandscharo besteigen, was wir leider nicht mehr geschafft haben.

Anreise:

Die Anreise nach Wasso habe ich von Arusha aus gestartet. Man fliegt meistens über Amsterdam oder Zürich in die Stadt am Mount Meru, auch die Hauptstadt der Safaris genannt, da von dort aus die meisten Safaris in die umliegenden Nationalparks starten. Der internationale Flughafen liegt etwas außerhalb, daher am besten mit dem Hotel, oder Hostel absprechen, dass man vom Flughafen abgeholt werden kann. Der Flughafen Kilimandscharo Airport ist der internationale Flughafen am Fuße des Kilimandscharo, der Arusha Airport selbst ist kleiner und bietet primär Inlandsflüge bspw. nach Zanzibar.
Vom Kilimandscharo Airport aus in Arusha angekommen habe ich dann noch eine Nacht dort verbracht, mir die Stadt angeschaut, die erst etwas unübersichtlich und unsicher wirkte, was aber nach 1-2 Stunden dort dann auch schnell verflogen ist (mein subjektiver Eindruck nach der gesamten Zeit dort: alles sehr sicher für Afrika).
Die einzige Möglichkeit um nach Wasso zu gelangen ist mit dem Loliondo Bus, mit dem auch die Einheimischen fahren. Das Ticket bekommt man am Startpunkt in Arusha in einem kleinen Office für ein paar Dollar oder Tanzania Schilling (diese kann man sowohl mit Mastercard als auch mit Visa problemlos abheben).
Die Fahrt beginnt um 06:00 morgens und dauert etwa 10 Stunden.
Ich würde die Fahrt als abenteuerlich beschreiben, denn man macht unterwegs nicht nur die ersten Begegnungen mit Giraffen und Zebras, sondern auch an einigen Stopps Bekanntschaft mit sehr kontaktfreudigen und geschäftsfreudigen Massai-Damen, die einem ihren Perlenschmuck verkaufen wollen.
Es geht durch verschiedene Regionen, wie trockene Steppe, feuchteres Grasland, an einem Vulkan vorbei und durch einige Dörfer.
Ungefähr ab der Hälfte der Fahrt kommt man an einem Checkpoint an, an welchem man als Europäer bzw. Weißer 36$ abdrücken muss. Dies ist keine verhandelbare Abzocke, sondern tatsächlich dort so gang und gebe und stellt den Eintritt in die als Nationalpark geltende Region dar. Man bekommt eine Quittung mit welcher man frei wieder zurück nach Arusha kommt. Sollte man für kurze Zeit zurück nach Arusha wollen und dann wieder zurück nach Wasso, kann man das dort so erklären, dann muss man nicht doppelt zahlen.
Nach 10 holprigen und staubigen Stunden Fahrt kommt man dann endlich in Wasso an. Dort kann man dann ein Piki Piki nehmen und sich zum Wasso Hospital fahren lassen, je nach Schwere des Gepäcks, oder auch zu Fuß gehen. Dort angekommen wird man von Triphonia im Guesthouse begrüßt und nach Absprache von Sister Philippina in die kommenden 4 Wochen eingewiesen.
Ich habe meine Anreise komplett selbst organisiert, es gibt jedoch auch einen Kontakt, die Verbindung zum Krankenhaus hat und in Arusha lebt, die sich sehr freut, wenn sie bei Unterkunft und Anreise unterstützen kann. Inwieweit sie sich das ganze vergüten lässt kann ich jedoch nicht sagen.

Bewerbung und Kosten

Die Bewerbung läuft mittlerweile anders als in den 2 vorherigen Berichten aus Wasso.
Da die Kontaktdaten dort veraltet waren lief meine Bewerbung über 5 Ecken, die ich dir hiermit gern ersparen will.
Die Bewerbung selbst muss nicht viele Monate vorher stattfinden, einfach anschreiben, dann bekommt man recht zügig eine Antwort.
Es muss nicht unbedingt mit Lebenslauf und co sein, kann aber.
Imprinzip einfach fragen, ob für den gewünschten Zeitraum die Möglichkeit besteht.

Das ganze läuft über die email von Sister Philippina:

philipinahongoa222@gmail.com

Wenn man Hilfe bei der Anreise möchte lautet der Kontakt von Georgina Tenga (könnte etwas extra kosten):

georginatenga@gmail.com

Die Kosten belaufen sich auf 500$ für 30 Tage 3 Mahlzeiten am Tag plus Tee und Kaffee, sowie Übernachtung im Guesthouse.
Keine Bewerbungs oder Vermittlungsgebühren, wie das häufiger mal in Afrikanischen Ländern der Fall ist.

Mitbringen sollte man OP Kleidung, Desinfektion, Stethoskop und Kittel.
Empfehlenswert ist es sich vorher einige Ausdrücke in Swahili anzueignen, da dies dort wirklich gern gesehen ist.

Abschluss:

Zum Abschluss kann ich sagen, wenn man sich selbst darüber im Klaren ist, dass man in eines der ärmsten Länder mit hohen HIV Zahlen, einem stark unterfinanziertem Gesundheitssystem und einer anderen Kultur reist und gewillt ist dort auf die sehr freundlichen Menschen wissbegierig und engagiert zu zugehen, dann wird das dort eine unvergleichliche und außergewöhnliche Zeit und Erfahrung!

Bei weiteren Fragen kontaktier mich gern.

Gute Reise und beste Grüße an Triphonia, Daudi, Sister Philippina, Dr Moses und alle anderen lieben Mitarbeiter des Wasso Hospitals.
Bewerbung
Bewerbung an: philipinahongoa222@gmail.com, ein paar Monate vorher beworben, kurzfristigere Bewerbungen scheinen aber kein Problem zu sein, einfach anfragen.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Chirurgische Wundversorgung
Mitoperieren
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt
Gebühren in EUR
500 US Dollar

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1