Die Famulatur im St.Mary´s Hospital in London war sehr spannend und sein Geld auf jeden Fall wert. Das Team der Notaufnahme ist ziemlich groß und dadurch arbeitet man mit vielen verschiedenen Personen. Die ersten Tage waren etwas überfordernd, da es wirklich sehr laut in der Notaufnahme ist. Viele Ärzte:innen dokumentieren, telefonieren und besprechen sich in einem sehr kleinen Raum und mental health Patient:innen laufen rum/schreien rum. Am Anfang ist es am einfachsten, wenn man sich einem Junior anschließt und alle Patient:innen mit dieser Person sieht. Dann kriegt man relativ schnell ein Gefühl dafür wie der Ablauf ist. Alle Ärzt:innen geben sich große Mühe und machen wirklich gut Lehre. Die meiste Zeit wird das Sehen eines Patienten demnach wie eine Fallbesprechung aufgebaut und man wird in jeden Schritt der Diagnostik eingebunden. Blutabnehmen, Nadeln legen, Arterielle BGAs usw. kann man machen, muss man aber nicht. Genauso kann man schnell selbstständig Anamnesen erheben und KUs durhführen und diese dann nur mit den Ärzt:innen besprechen bzw. nochmals gemeinsam reviewen. Da das St. Mary´s eines der großen Traumazentren in London ist, gab es auch einige `Major Trauma cases`, darunter Fallen dann jegliche Art von Unfällen, Messerstechereien und Schusswunden. Diese Fälle waren immer besonders spannend, da man das meiste in Deutschland eher selten/nie sieht.
Normalerweise startet man ca. um 8 und bleibt bis 16Uhr oder man macht Spätschicht und kommt dann um 13Uhr und bleibt bis 21Uhr. Theoretisch kann man auch Nachtschichten oder Wochenendschichten machen. Generell ist es aber sehr entspannt, man kann kommen und gehen ´wann man will´. Alle sind sehr bedacht darauf, dass man auch etwas von London sieht. Man kriegt aber schnell ein Gefühl dafür welche Tageszeiten spannender sind und vielleicht auch mit welchen Personen man lieber arbeitet. Arbeitskleidung wird leider nicht regulär gestellt, es gibt auch keine Spinde für Famulanten und Mittagessen wird nicht gestellt. In dem Leitfaden für Famulanten steht außerdem, dass man immer professionell gekleidet sein muss und Turnschuhe nicht erlaubt sind. In Realität haben alle Kasacks an und laufen in Turnschuhen rum (außer die Neurochirurgen :)) Ich glaube man kann sich auf eine Unterkunft in Krankenhaus Nähe bewerben. Ansonsten haben Studierende vom Imperial College dort auch Blockpraktikum und so sind alle 3 Wochen neue 4 Studierende da. Während ich dort war, waren außerdem noch Studierende aus anderen Ländern für ihre Famulatur dort.
Alles in Allem hat es wirklich großen Spaß gemacht, das Team war super lieb, die Zeit sehr lehrreich und ich kann eine Famulatur im St. Mary´s sehr empfehlen.
Bewerbung
Die Bewerbung war auf jeden Fall deutlich aufwendiger als in Deutschland. WICHTIG: Eine Bewerbung ist nur im final year möglich, also Semester 9 oder 10. Ob sie das so genau überprüfen weiß ich nicht.
Am St. Mary´s gibt es keine festgelegten Bewerbungszeiträume, man meldet sich dort einfach 3-6 Monate vor Famulaturbeginn. Man meldet sich einfach bei imperial.electives@nhs.net per mail und kriegt dann eine Liste an benötigten Dokumenten. Das herausforderndste war, dass man Kontakt zu einem "consultant" (ähnlich Oberarzt) aufnehmen musste, der zugestimmt hat, dass du kommen kannst. Ohne diese Zusage geht es nicht. Außerdem braucht man einige Dokumente wie Polizeiliches Führungszeugnis, Transcript of record, CV, TOEFL oder vergleichbaren Englisch Test, letter of good standing,... Aber alles organisierbar. Sobald man dann das Geld (600Pfund für 6 Wochen) bezahlt hat kriegt man eine endgültige Zusage. Ein Woche vor Beginn der Famu kriegt man dann noch genauere Infos, wann man wo sein muss. Es klingt auf jeden Fall alles noch viel aufwendiger und um Welten offizieller als es dann ist. Alle wichtigen Infos findet man hier:
https://www.imperial.nhs.uk/education/medicine/medicine/clinical-electives