Ich kannte die Klinik Augustinum bereits, da ich einige Jahre vorher dort im Rahmen meines Freiwilligen Sozialen Jahres tätig war. Die Klinik ist sehr klein und verfügt nur über 140 Betten und fünf Stationen, inklusive einer Intensivstation und einer Notaufnahme/Chest Pain Unit. Daran angrenzend gibt es eine kleine chirurgische Herzklinik der LMU. Im Haus herrscht eine sehr familiäre Stimmung, und jeder kennt jeden.
Ich wurde auf der Station 3 eingesetzt, wo ausschließlich kardiologische Patienten behandelt werden. Dort gab es zwei relativ neue, aber sehr nette Assistenzärzte, die für mich zuständig waren. Die Einarbeitung erfolgte durch den vorherigen Famulanten oder einen PJler. Man wird relativ schnell ins Boot geworfen und übernimmt jeden Morgen die Blutabnahmen und das Legen von Braunülen für die gesamte Station. Dies ist einerseits hervorragend für diejenigen, die dies noch üben müssen, kann aber gegen Ende der Famulatur etwas monoton werden. Da es meine erste Famulatur war, in der ich alleine für die Blutabnahmen zuständig war, war ich anfangs überfordert, aber je mehr man übt, desto besser wird man. Bei schwierigen Fällen konnte man sich immer Tipps von den PJlern holen.
Nach den Blutabnahmen konnte man dann relativ frei entscheiden, was man machen wollte – sei es, an der Visite teilzunehmen, sich Patientenakten durchzulesen, EKGs zu üben oder in den Funktionsbereichen vorbeizuschauen. In den Funktionsbereichen war man eigentlich immer willkommen, wenn man höflich fragte, ob man zuschauen und etwas lernen dürfe. So konnte ich etwas Praxis im Schallen sammeln, bei endoskopischen Untersuchungen zusehen und verschiedene Eingriffe im Herzkatheterlabor begleiten.
Wenn die Stationsärzte Zeit hatten, erklärten sie auch gerne etwas, waren aber meist selbst mit ihrer Arbeit, insbesondere mit Entlassungsschreiben, beschäftigt. Trotzdem wurde mir immer mal wieder etwas gezeigt, wie z.B. das Durchführen von arteriellen Blutgasanalysen, das Assistieren bei einer Pleurapunktion oder das Begleiten von ECVs. Gegen Ende der Famulatur durfte ich dann unter Supervision eigene Patienten betreuen, also Aufnahmegespräche führen, Laboruntersuchungen anordnen, weitere Untersuchungen planen und die Patienten dem Oberarzt vorstellen. Dies war sehr lehrreich und trug maßgeblich zu meinem Lerneffekt bei.
Wann man nach Hause geht, ist einem relativ selbst überlassen. Ich wurde spätestens um 15 Uhr von den Ärzten nach Hause geschickt, man kann aber auch länger bleiben, wenn spannende Patienten oder Eingriffe anstehen, oder an warmen Tagen früher gehen.
Erscheinen sollte man spätestens um 8 Uhr morgens; die Frühbesprechung fand immer um 7:45 Uhr statt, wurde aber von den meisten Studenten nicht besucht. PJ-Unterricht gab es in meiner Zeit nur einmal, was an der zu diesem Zeitpunkt nicht optimalen Organisation lag. Es hieß jedoch, dass es nach meiner Abreise wöchentlichen Unterricht von den Oberärzten geben sollte. Donnerstagmorgens konnte man immer der Besprechung des Herzteams (Chirurgen und Kardiologen) zuhören, was sehr interessant war. Außerdem gab es nachmittags immer eine Röntgendemonstration, bei der verschiedene Fälle präsentiert wurden.
Auch wenn die Lehre in diesem Krankenhaus nicht allzu großgeschrieben wird, kann man doch sehr viel Praxis mitnehmen, wenn man offen dafür ist und nett die Kollegen fragt. Ich kann eine Famulatur dort also wirklich empfehlen; man erhält einen guten Einblick in die jeweilige Fachrichtung.
Bewerbung
Ich hatte mich 4-5 Monate vorher beworben per Email beim kardiologischen Chefarzt Sekretariat. Sehr einfache Bewerbung.