Die Famulatur hat mir sehr gut gefallen. Kinderchirurgie kam an meiner Uni als Fachbereich überhaupt nicht dran und ich konnte mir hier einen wirklich guten Überblick über den sehr vielfältigen Bereich schaffen. Am ersten Tag wurde ich vom leitenden Oberarzt abgeholt und mit zur Visite und Röntgenbesprechung genommen. Danach hat eine Assistenzärztin mir die Umkleiden und das Wäschelager gezeigt und ich habe ein eigenes Telefon und eine Schlüsselkarte bekommen (das habe ich sonst in keiner anderen Famu so erlebt), durch die Schlüsselkarte konnte ich mich immer eigenständig im Haus bewegen und war nicht fest an einen Arzt gebunden. Jeder Tag startet morgens um 7:30 mit der Visite und der anschließenden Röntgenbesprechung, danach durfte ich mir völlig frei aussuchen, was ich machen möchte. Es gab keine festen Aufgaben für Famulanten oder PJler und so haben wir uns nur untereinander abgesprochen wer in welchen Bereich geht.
Es gab folgende Bereiche, die man sich anschauen kann: Station, OP, Notaufnahme, Ambulanzsprechstunde.
Station: Auf Station hat man sich am Besten an einen Assistenzarzt rangehängt und konnte dann bei Verbandswechseln, Sonos, Blutentnahmen und anderen Stationsaufgaben zugucken und teilweise auch mithelfen. Bei älteren Kindern durfte man auch selber Blut abnehmen, wenn man wollte. Generell wurde man nie als billige Arbeitskraft angesehen. Die Oberärzte mussten auch öfter mal auf die Intensivstationen, da durfte man eigentlich auch immer mit, wenn man gefragt hat und z.B. Drainagen oder ZVKs ziehen und bei Untersuchungen oder Gesprächen dabei sein.
OP: Man durfte bei jeder OP zugucken und sobald die Ärzte gemerkt haben, dass man da ist, haben sie auch viel erklärt. Ansonsten konnte man immer Fragen stellen, wenn man etwas nicht versteht. Das OP Personal war auch größtenteils sehr nett. Es gab meistens mehrere Säle zwischen denen man wählen konnte, die OPs waren sehr unterscheidlich, obwohl einige OPs auch fast jeden Tag zu sehen waren. Ich durfte mich nur einmal einwaschen und das auch nur, weil die eingeteilte Assistenzärztin noch auf Station feststeckte. Dafür habe ich aber am letzten Tag noch einen kleinen Nahtkurs von 2 Ärzten bekommen.
Bei Frühchen, die nicht in den OP transportiert werden können finden die OPs auch manchmal auf der Neonatologie statt, auch dort durfte ich zugucken.
Notaufnahme: Man konnte jederzeit in die Notaufnahme und dort mithelfen. Das hieß dann immer Anamnese machen, sich eine Diagnose und das weitere Vorgehen überlegen und mit den Ärzten besprechen. Hier konnte man auf jeden Fall am meisten selber machen z.B. Platzwunden kleben oder Sono unter Aufsicht. Man konnte viele spannende Fälle sehen und diese dann auch im weiteren Verlauf auf Station oder im OP bis zur Entlassung verfolgen. Man durfte auch die Schockräume mit angucken. In der Notaufnahme gab es noch eine Verbrennungs/Verbrühungsambulanz, in die die Kinder zum Verbandswechsel und zur Kontrolle nach Verbrennung kamen. Ich habe auch einen Spätdienst in der Notaufnahme mitgemacht und durfte dann am nächsten Tag frei machen.
Ambulanz/Sprechstunde: In der Ambulanz habe ich am wenigsten Zeit verbracht, aber es war auch ganz interessant. Dort kamen Kinder mit Überweisung und es wurde die OP- Indikation überprüft oder es haben Nachkontrollen stattgefunden. Jeder Tag hatte einen anderen Schwerpunkt meistens waren die Krankheitsbilder eher urologisch, aber es kamen auch Kinder zur Metall-/Drahtentfernung, mit Fehlbildungen...
Pause konnte man immer selbständig machen. Feierabend eigentlich auch, ich war immer relativ lange da, weil es eigentlich immer etwas spannendes gab, aber an manchen Tagen habe ich auch schon um 13/14 Uhr Schluss gehabt. Man konnte auch mit zum PJ-Unterricht gehen, habe ich nur nie gemacht, die PJler meinten aber der ist nicht schlecht.
Fazit: Wenn man sich wirklich für Kinderchirurgie interessiert kann ich eine Famulatur hier nur empfehlen. Ich habe wahnsinnig viel gesehen und gelernt. Man muss aber viel Eigeninitiative zeigen, weil man nicht wirklich mitgenommen wird, sondern sich selber frei einteilt und im Haus bewegt. Also immer nachfragen, ob man mitkommen kann, wenn etwas spannendes ansteht (das musste ich die ersten Tage erstmal verstehen), sonst kann es bestimmt passieren, dass man plötzlich alleine dasteht und nicht weiß wohin. Es waren aber fast alle Ärzte sehr nett und ich habe mich nicht unwohl gefühlt Fragen zu stellen. Wenn man allerdings hofft besonders viel eingewaschen am Tisch zu stehen und ganz viel selber zu machen, dann würde ich eher andere chirurgische Fächer empfehlen und kein pädiatrisches.