Lissabon ist eine unglaublich schöne Stadt und perfekt, um eine Famulatur im Ausland zu machen. Es ist relativ sicher, und auch als allein reisende Frau fühlt man sich hier gut aufgehoben. Ich war total begeistert von meiner Zeit im Santa Marta Hospital.
Das Santa Marta Hospital hat nicht nur sehr viel Charme, sondern auch eine spannende Geschichte. Es war ursprünglich ein Kloster und wurde im Jahr 1865 in ein Krankenhaus umgewandelt. Während des Umbaus wurden viele der historischen Elemente des ursprünglichen Klosters bewahrt, was dem Krankenhaus heute eine wirklich sehr besondere historische Atmosphäre verleiht. Wer sich für Geschichte interessiert, kann auf der Intensivstation eine kleine Ausstellung alter OP-Geräte bewundern, die einen Einblick in die Entwicklung der Medizintechnik geben.
Das Santa Marta Hospital liegt im zentralen Stadtteil Lissabons, genauer gesagt in der Nähe des Bereichs um die Avenida Liberdade, eine der bekanntesten und prächtigsten Hauptstraßen der Stadt. Es ist gut erreichbar und befindet sich in einer lebhaften Gegend, die von Restaurants, Cafés und Geschäften umgeben ist.
Das Santa Marta liegt mitten in Lissabon und ist von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Vierteln leicht erreichbar. Besonders schön ist der alte Innenhof mit einem kleinen Brunnen und einem Café, wo ich oft saß, um nach der Visite oder während ich auf den Start der OP gewartet habe, einen Kaffee zu genießen :)
Am ersten Tag meiner Famulatur (es war ein Montag) ging es gleich morgens mit einer Fallbesprechung los, eine Konferenz, die leider auf Portugiesisch stattfindet. Danach ging’s direkt auf die Intensivstation zur Visite, die immer dienstags bis mittwochs um 8:30 Uhr startet. Vorher sollte man sich schon in die grünen OP-Klamotten umziehen, auch für die Besprechung – ich finde man fühlt sich direkt zugehöriger! Nur am ersten Tag weiß man natürlich noch nicht, wo man die Sachen herbekommt – und das ist auch wirklich überhaupt nicht schlimm. Sogar manche Ärzte/Assistenzärzte machen die Visite in Privatklamotten.
Nach der Visite geht's dann in den OP, wo man sich relativ frei bewegen kann und sich das aussuchen darf, was einen interessiert. Das war anfangs etwas einschüchternd, weil es keinen festen Ansprechpartner gibt. Man muss schon eigenständig agieren und sich einbringen. Ein Tipp: Gleich beim Eintreten sich vorstellen, auch wenn einen keiner beachtet. Am besten direkt zu den Anästhesisten gehen, weil man oft bei ihnen steht, um einen guten Blick auf die Operation zu haben.
Am ersten Tag war es dann gleich soweit: Ich habe ein schlagendes Herz gesehen – einfach unbeschreiblich! Man gewöhnt sich leider viel zu schnell daran, aber dieses erste Mal ist wirklich magisch. Die Arbeit der Herzchirurgen ist extrem faszinierend, und ich habe viele Fragen gestellt, vor allem in der ersten Zeit an die Anästhesisten, die während der OP Zeit hatten, mir einiges zu erklären. Je nach Motivation des Arztes haben wir zusammen die Anatomie des Herzens durchgesprochen und über die Herausforderungen der jeweiligen Eingriffe gesprochen.
Im Santa Marta Hospital gibt es sogar eine Kinderkardiologie und generell ist das OP-Spektrum echt breit gefächert. Es herrscht eine entspannte Atmosphäre, und die Ärzte sind überwiegend jung und wirklich hilfsbereit. Besonders gefreut habe ich mich, als der deutsche Oberarzt nach zwei Wochen aus dem Urlaub zurückkam. Er war unglaublich erfahren und zudem sehr freundlich, und mit ihm durfte ich sogar in die Privatklinik CUF in Tejo, ebenfalls in Lissabon, wo ich ein topmodernes Krankenhaus kennenlernen durfte.
Ich habe auch einiges über das portugiesische Gesundheitssystem gelernt und Vergleiche zu Deutschland gezogen – sehr spannend! Am Ende meiner Famulatur war ich ehrlich gesagt traurig, dass es vorbei war. Es war eine großartige Erfahrung, quasi ein "First Class"-Ticket zu allen Herz-OPs zu haben, die man sehen möchte. Wenn man Portugiesisch sprechen könnte, wäre es natürlich noch besser, aber auch mit Englisch kommt man durch, viele der Ärzte sprechen es, und der deutsche Oberarzt hilft da natürlich sehr.
Noch ein Tipp: Im August ist es super heiß in Lissabon, also Sonnencreme und Cap/Sonnenhut nicht vergessen! Unterkünfte sind nicht die günstigsten, aber am besten schaut man nach Studentenzimmern oder Hostels. Ich bin von Ericeira aus gependelt, einem Surfer-Ort an der Atlantik-Küste, wo ich am Wochenende surfen und am Strand sein konnte – es war eine echt coole Kombi aus Klinik und Freizeit.
Wer noch eine Woche dran hängen willst, um Europa's berühmtesten Surf-Hotspot und einer der World Surf League-Standorte kennenzulernen, sportlich aktiv zu sein und viele coole Leute kennenzulernen kann mal bei SOLO SURFTRIP (https://www.solosurftrip.com/portugal-surf-camp) vorbeischauen und sich einen Platz sichern (August/September ist nämlich Hochsaison und oft schnell ausgebucht.)
Alles in allem kann ich diese Famulatur nur empfehlen. Es war meine erste Famulatur! Schaut gerne auf meinem TikTok-Kanal @rebeccwanderer vorbei, da habe ich ein paar Vlogs dazu gemacht. Viel Erfolg bei eurer eigenen Famulatur!!! LG