Die Famulatur im RDH in Darwin hat mir sehr gut gefallen. Ich habe mich dafür entschieden, dorthin zu gehen, da die medizinische Universität und das Gesundheitssystem im Northern Territory in Australien einen besonderen Schwerpunkt auf interkulturelle medizinische Versorgung legen. Das liegt u.a. daran, dass im NT ein großer Teil der indigenen Bevölkerung Australiens lebt.
Die Ärztinnen und Ärzte der Nephrologie waren sehr nett und haben immer gerne Fragen beantwortet.
Grob teilen sich die Ärzte und Ärztinnen auf der Station in zwei Teams auf. Das eine Team betreut die PatientInnen auf der Station, und in ein weiteres Team kümmert sich um Aufnahmen und Konsile auf anderen Stationen. Im Stationsteam ist man hauptsächlich mit auf Visite gegangen.Â
Im zweiten Team hatte man die Möglichkeit, Patienten in der Notaufnahme zu sehen und die akute Versorgung mitzubekommen sowie Patienten aus anderen Fachbereichen. Wie in anderen Städten Australiens ist es auch hier nicht üblich, dass Studierende selber viele praktische Aufgaben übernehmen.
Da zur gleichen Zeit noch ein australischer Student auf der Station war, haben wir uns wochenweise mit den Teams abgewechselt.Â
Der Chef der Nephrologie war sehr nett und eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit. Man hat gemerkt, dass er nicht nur sehr begeistert von seinem Fach ist, sondern viele PatientInnen sehr gut kennt und sich für diese einsetzt.
Wer wollte, konnte regelmäßig zu verschiedenen Teachings gehen.
1x/Woche gab es Intern-Teaching, dass man als Studierender auch mit besuchen durfte. Dabei wurden alle Themen querbeet behandelt. Von MKG über Neugeborenenreanimation an Puppen bis hin zu Fluidmanagement.
Zusätzlich gibt es Resident/RMO-Teaching 1x/Woche an dem man auch teilnehmen kann.
Auch die Uni bietet 1x/Woche Teaching an. Dabei ging es eher um interdisziplinäre Austausch zu anderen Fachgruppen. Themen waren hier beispielsweise Organtransplantation oder palliativmedizinische Versorgung.
Das sog. Cross-Cultural-Training ist verpflichtend für alle Studierende, die dort ein Placement/Famulatur machen. Dabei ging es um die Geschichte und Kultur der Aborigines und darum, Missverständnisse im Umgang zu vermeiden.Â
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, auf sog. Outreach Trips mitzukommen. Das sind Trips ins Outback, die die verschiedenen Fachrichtungen machen, um dort Patienten zu versorgen.Â
Ich war außerdem an einigen Tagen in der Ambulanz mit einem der Consultants (am ehesten gleichzustellen mit OberärztInnen). Dort werden CKD-PatientInnen, Nierentransplantierte PatientInnen und Dialyse-PatientInnen gesehen.
Die Stimmung im Team war super nett und meist sehr entspannt. Beispielsweise gehen die Teams nach der Visite oder den Aufnahmen gemeinsam Kaffee trinken, bevor es dann an die weitere Arbeit geht. Wenn man möchte, kann man um 12 Uhr gehen, man kann aber auch am Nachmittag noch Anlagen von Dialysekathetern, Nierenbiopsien oder Shunt-Versorgungen anschauen. Beginn war morgens um 8 Uhr.
Zum Wohnen konnte ich mich für ein Zimmer am Campus der Charles Darwin University bewerben. Das ist verhältnismäßig günstig (ca. 500€/5 Wochen für das günstigste Zimmer) und sehr dicht an der Klinik gelegen (mit dem Fahrrad ca. 10 Minuten).
In die Innenstadt braucht man allerdings 50 Minuten mit dem Bus.
Die Landschaft um Darwin herum ist sehr schön und ich kann nur empfehlen sich Zeit für die Nationalparks dort zu nehmen. Im August findet jedes Jahr das Darwin Festival statt. Dafür kommen viele KünstlerInnen nach Darwin und es gibt neben Essen und Getränke viele verschiedene Veranstaltungen. Sehr zu empfehlen.
Mir wurde von den Ärzten auch angeboten, ein paar Tage frei zu machen, um mir noch mehr anzuschauen. Davon würde ich aber nicht im Vorhinein ausgehen. Offiziell muss man Tage, die man frei nehmen möchte, 4 Wochen vorher mit der Uni abstimmen.
Bewerbung
Die Bewerbung für eine Famulatur geht über die Flinders University (https://www.flinders.edu.au/flinders-nt/student-placements/medical-students, E-Mail Adresse für Anfragen: ntmp.clinical@flinders.edu.au).
Ich habe mich ca. ein 3/4 Jahr vorher beworben. Die Bewerbungsfrist begann im Okt. 2023 für das Jahr 2024. Eine Ende der Frist gibt es nicht, eher nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Für den Zeitraum der Famulatur muss man in seinem letzten oder vorletzten Studienjahr sein.
Ich musste keine Studiengebühren oder Ähnliches bezahlen.
Für die Famulatur braucht man eine sog. Working with Children Clearance (Ochre Card). Darum sollte man sich so früh wie möglich kümmern und selber hinterher sein, da das einige Zeit dauern kann. Wenn man diese Karte nicht vorweisen kann, darf man die Famulatur nicht antreten.
