Ich habe jede Woche in einer andere Fachrichtung famulieren dürfen: Paediatrics, Obstetrics and Gynaecology, Family and Community Medicine , Psychiatry
Fachrichtung
Pädiatrie
Zeitraum
8/2024 bis 9/2024
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Diagnostik, OP, Station
Heimatuni
Frankfurt
Kommentar
Ich habe mich für eine Famulatur in Jaffna entschieden, da meine väterliche Familie ursprünglich von dort stammt und ich meine Wurzeln erkunden wollte. Dafür war es auch wirklich super und ich würde es genauso nochmal machen! Mit einer Famulatur hat man auf jeden Fall eine besondere Chance in eine andere Kultur einzutauchen, was in einem normalen Urlaub gar nicht in der Art möglich ist. Für mich war es daher genau richtig!
Trotzdem fällt meine Bewertung leider recht negativ aus und ich würde die Famulatur wahrscheinlich keinem empfehlen, der gar keinen Kontakt zum Land/Ort hat oder keine vorherige Erfahrung mit dem Umfeld in Entwicklungsländern gemacht hat.
Das liegt hauptsächlich daran, dass jegliche organisatorische Anliegen ein absoluter Krampf waren. Ich habe während der gesamten Famu keinen zuverlässigen Ansprechpartner gehabt und musste mich ständig selbst erkundigen wo und wann ich überhaupt aufkreuzen soll. Meine Emails wurden regelmäßig ignoriert und ich musste sehr proaktiv werden, um nötige Informationen herauszufinden. Gleichzeitig sind die Menschen im Krankenhaus sehr hilfsbereit gewesen, sodass es doch immer irgendwie geklappt hat. Ich befürchte, dass das auch einfach ein kultureller Unterschied ist und man da nicht mit einer deutschen Erwartungshaltung rangehen kann.
Was is sehr toll fand war, dass ich jede Woche in eine andere Abteilung gehen durfte. Insgesamt habe ich in der Pädiatrie, Gynäkologie, Family/Community Medicine und Psychiatrie famuliert (die Einteilung erfolgte nach einer Präferenz, die ich angegeben habe). Dabei kann ich insbesondere Family/Community Medicine jedem wärmstens ans Herz legen. In der Woche wurde ich zu Hausbesuchen in verschiedenen Dörfern mitgenommen und die Betreuung war in dieser Woche auch am besten. Generell durchlaufen die Medizinstudenten dort ähnliche Blockpraktika wie wir, nur länger, ausführlicher und mit mehr Verantwortung. Leider waren nicht in jeder Woche Medizinstudenten bei mir eingeteilt, aber wenn doch durfte ich auch immer an deren täglichen Studentenunterricht teilnehmen (Seminare, Patientenvorstellungen, Untersuchungen etc.). Ich würde es empfehlen auf eine Station zu gehen, wo auch Medizinstudenten sind, da die Sprachbarriere generell sehr groß ist. Daher wird man auch generell sehr viel mehr Zuschauen als eigenständig Tätigkeiten ausführen. Der Studentenunterricht findet immer auf Englisch statt, d.h. so kann man medizinisch etwas mehr mitnehmen. Außerdem waren die Studenten in meiner Erfahrung äußerst nett und hilfsbereit.
Generell sollte man wissen, dass die nördliche Provinz die ärmste und unterentwickeltste Region Sri Lankas ist. Man sollte sich also auf Ressourcenknappheit und andere Standards von Hygiene und Sauberkeit einstellen. Außerdem ist die Kultur in Jaffna noch extrem traditionell. Man sollte als alleinstehende Frau z.b. keine zu westlichen und freizügige Kleidung tragen oder alleine nachts aus dem Haus gehen. Man kann auch nicht davon ausgehen, dass jeder Englisch spricht, das ist eher selten. Ärzte und Studenten sprechen in der Regel Englisch, Pflegepersonal und Patienten nicht. Hierarchie wird im Krankenhaus auch noch sehr groß geschrieben. Als Ausländer wird man davon weniger betroffen sein, aber es herrscht auf jeden Fall eine ganz andere Arbeitsatmosphäre. Schließlich ist die Provinz überhaupt nicht touristisch. Es gibt viele Tempel zu besichtigen, aber man sollte sich nicht den klassischen Sri Lanka Urlaub aus Instagram vorstellen.
Wenn ihr authentisch in die Kultur eines Entwicklungslands eintauchen möchtet und am besten noch etwas Tamil sprecht, dann kann ich Jaffna empfehlen!
Vorteile
- man kann kommen und gehen wann man will (das kontrolliert niemand)
- viel Abwechslung (verschiedene Stationen/Bereiche in einem sehr großem Krankenhaus)
- Studentenunterricht auf Englisch
- viel Freizeit (meistens gegen Mittag fertig)
- sehr freundliche Menschen und Kollegen
- man lernt eine ganz andere Perspektive und das deutsche Gesundheitssystem zu schätzen
Nachteile
- man muss sehr proaktiv sein, damit man Dinge tun kann --> eher ein "observing internship"
- es gibt nicht Viel zu unternehmen in der Region
- keine zuverlässige Ansprechperson, man ist bei Orga eher auf sich alleine gestellt
- Kosten (75 USD pro Woche)
- große Sprachbarriere
- weniger Freiheit als alleinstehende Frau (Empfehlung: eher als Gruppe oder zu zweit hin!), als Mann hat man keine Probleme
Bewerbung
9 Monate vorher ganz einfach über die Website der Universität Jaffna (https://www.med.jfn.ac.lk/elective/). Kurzfristig ist man da ganz bestimmt auch erfolgreich.