Die Neurologie am UK Erlangen bietet das gesamte Spektrum neurologischer Erkrankungen. Ich wurde nach meiner Bewerbung auf die Station N41 (Privatstation) eingeteilt und durfte dort bei allem mitmachen, was im Stationsalltag an ärztlicher Tätigkeit anfällt - neben Blutabnahmen und dem Legen von peripheren Venenzugängen durfte ich selbst Lumbalpunktionen durchführen und Patienten untersuchen. An Krankheitsbildern auf Normalstation gesehen habe ich Multiple Sklerose, Z. n. Hirninfarkt, Parkinson, atypisches Parkinson-Syndrom, Myasthenia gravis (sowohl okulär begrenzt als auch den ganzen Körper betreffend), periphere Nervenläsionen, Fazialisparese, zerebrale Amyloidangiopathie, Normaldruckhydrozephalus, ...
Zwischendurch war genug Zeit, um in diversen Neuro-Lehrbüchern die verschiedenen Krankheitsbilder zu rekapitulieren. So konnte ich auch ohne vorher Neuro gehabt zu haben gut verstehen, worum es geht und warum was gemacht wird.
Die Neurologie in Erlangen achtet darauf, nicht zu viele Famulanten/PJler im gleichen Bereich einzuteilen, sodass man sich nicht gegenseitig im Weg rumsteht.
Nach drei Wochen auf der N41 wechselte ich inoffiziell auf die Stroke Unit, wo es für mich jedoch wenig zu tun gab - die Ärztinnen hatten permanent viel zu tun, bis auf ab und zu eine Blutabnahme oder mal eine Blutkultur saß ich viel herum. Daher wechselte ich nach zwei Tagen weiter in die Notaufnahme. Generell waren alle bei derartigen inoffiziellen Rotationswünschen meinerseits - ursprünglich war ich für vier Wochen auf der N41 eingeteilt - sehr entspannt und offen.
So verbrachte ich meine letzte Woche in der neurologischen Notaufnahme. Dabei kam es mir sehr zugute, dass ich in den Wochen davor auf Normalstation schon einiges an neurologischen Krankheitsbildern gesehen hatte. Hier durfte ich Patienten mit nicht hochakuten Erkrankungen entweder zusammen mit einem Arzt anschauen oder eigenständig mit Anamnese und körperlicher Untersuchung sichten und meine Erkenntnisse an den zuständigen Assistenzarzt übergeben, der dann nochmal drübergeschaut hat. Auch Arztbriefe habe ich (mit)verfasst. Bei Schlaganfällen - bei denen alles sehr schnell gehen muss - konnte ich Untersuchung, cCT und Lyse beiwohnen. Weiterhin gesehen habe ich sowohl Patienten mit viraler als auch bakterieller Meningitis, Patienten mit (unbestätigtem) Verdacht auf Subduralblutung, Subarachnoidalblutung, peripherer Fazialisparese, unklarer Vigilanzminderung, BPPV und anderen Schwindelarten, TGA, TIA, ...
Besonders positiv finde ich, dass die Hierarchien - anders, als ich es für ein Universitätsklinikum erwartet hatte - flach sind. Sowohl die Assistenz- als auch die Oberärzte nahmen sich Zeit, Dinge nachzubesprechen und zu erklären, sodass ich hier eine spannende und lehrreiche Zeit hatte und Normalstation und Notaufnahme der Neuro in Erlangen für Famulatur/PJ sehr empfehlen kann. Der Stationsbetrieb ist auch für jemanden, der noch kein Neuro hatte, geeignet - wenn man Interesse daran hat, sich in ruhigeren Minuten in ein Neuro-Buch zu vertiefen, kommt man trotzdem gut mit. Die Notaufnahme würde ich eher für jemanden, der sich neurologisch schon halbwegs auskennt oder vorher paar Wochen auf Neuro-Station war empfehlen.
