Famulatur Anästhesiologie in Cho Ray Hospital (9/2024 bis 9/2024)

Krankenhaus
Cho Ray Hospital
Stadt
Ho Chi Minh City
Station(en)
Op
Fachrichtung
Anästhesiologie
Zeitraum
9/2024 bis 9/2024
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Kiel
Kommentar
Vorab:
Die Bewertung ist hier etwas schwierig, da einzelne Kriterien, wie „Kontakt zur Pflege“ schwierig zu bewerten waren, da in diesem Beispiel z.b. einfach keine Kommunikation möglich, die Pflege aber sehr nett war.

Also, ich war für zwei Wochen am Cho Ray Hospital. Am ersten Tag musste ich um 7:30 beim Trainingdepartment sein, Haus D, 11ter Stock, um Unterlagen auszufüllen und die Gebühr(2 Mio. Dong/Woche) zu zahlen. Einen Kittel bekommt man auch, den man aber im Op herzlich wenig benötigt, dort wird Op-Kleidung, inklusive Schlappen gestellt(wenn man etwas größer ist, kann das schonmal bauchfrei ausfallen). Ich war mit einer anderen Deutschen zusammen eingeteilt, viel mehr ausländische Studierende waren nicht dort.
Danach ging es dann in die Anästhesie und zu meiner Verwunderung auch direkt in den Op(in den anderen Berichten hieß es immer, dass man dann erstmal den Tag frei hätte, nach einer Begehung).
Wir wurden dem Supervisor vorgestellt, mit dem wir bis zum letzten Tag, an dem er uns die Unterschrift gab, nichts zu tun hatten. Von ihm bekamen wir eine Art Bewertungszettel, den er uns am letzten Tag auch ausfüllte. Mit dem ganzen Papierkram sind wir dann nochmal ins Trainingdepartment und haben nochmal eine Urkunde bekommen(schick golden).
(Es ist gewünscht in langer Hose und ohne Kopfbedeckung in die Anästhesie zu kommen. Mir war das nicht bewusst und hab vom Supervisor auch ordentlich Rüge bekommen)
Der Tagesablauf ist eigentlich jeden Tag ähnlich. Man kommt um 7:30 an, dann ist manchmal noch kurz Besprechung, bei der man über das Wetter oder sonst was nachdenken kann, da man eh kein Wort versteht und dann geht’s in den Op. Die Oberschwester kann einem sagen, bei wem man eingeteilt ist und dann begibt man sich in diesen Bereich(meistens 3 Op-Säle nebeneinander). So ganz klar war uns die Aufteilung des ärztlichen Personals nicht. Es gibt insgesamt 13(?) Op-Säle und für jeweils 3 Säle ist eine Art Supervisor eingeteilt. In den einzelnen OPs sind aber wiederum weitere Anästhesist/innen. Wobei man auch nie so richtig weiß, wer welche Funktion hat, da erstens die Personen für mich recht ähnlich aussahen und die Kleidung keine klaren Hinweise geben konnte.
Auf jedem Fall ist man einem Supervisor oder „einfachen“ Anästhesist/innen zugeteilt. Ich hatte dabei meistens Glück und hatte total liebe und engagierte Menschen. Zusammen mit denen ist man durch die Op-Säle gegangen und flotte Einleitungen gemacht. Gefühlt wird jede/r intubiert, selten sieht man spinale/lokale/Blöcke. Ich hab kommuniziert, dass ich gerne intubieren möchte, also hab ich intubiert. Offiziell darf man praktisch erst was ab dem 4ten Jahr machen. Kein Plan, ob das wirklich so durchgezogen wird.
Wir sind also von Pat. zu Pat. und haben die Einleitungen gemacht. Das war natürlich cool und lehrreich. Wichtig ist, dass man kommuniziert, was man will! Die meisten Ärzte können zumindest ein bisschen englisch, viele gut. Manche gucken einen auch nur an und sagen nichts, wenn man sie anspricht. Meine Interpretation dabei war, dass es ihnen peinlich ist, dass sie kein Englisch sprechen und dann lieber nichts sagen. Das Pflegepersonal spricht, wie schon erwähnt, kein Englisch. Pat. auch nicht.
Nach den Einleitungen kann man sich die OPs angucken, Fragen werden dabei gern beantwortet. Nach und nach beginnen dann neue OPs, wenn die ersten abgeschlossen sind, dann kommt man wieder zum Einsatz. Ist man einem Supervisor zugeteilt, kann es gut sein, dass er plötzlich weg ist nach den ersten Einleitungen. Bis zum Ende haben wir nicht so richtig gecheckt, wo sie dann waren. Gesehen hat man sie dann wieder nächsten Tag. Dementsprechend war die Betreuung auch recht locker. Man wird irgendwann gegen Mittag zur Mittagspause geschickt oder auch nicht. Wir haben dann meistens mittags Feierabend gemacht, haben das dann entweder kommuniziert oder sind einfach gegangen, wenn die Zuteilung grad eh nicht so klar war, oder zuständige Ärzt/innen eh grad irgendwo anders waren. Insgesamt sehr locker und es fällt definitiv nicht auf, wenn man mal ein, zwei Tage fehlt.
(Offiziell vom Supervisor am Anfang mitgeteilte Arbeitszeiten sind von 7:30-16:30 meine ich, aber auch mit 2 stündiger Mittagspause)

Im Op selbst ist es für deutsche Standards wirklich wild. Desinfektionsspender sind eine Rarität, Handschuhe tragen wir eh überbewertet und Sterilität bei den Chirurg/innen wird auch eher sehr sehr klein geschrieben. Da wird einem schonmal schwindlig. Abgesehen davon stehen im Op meist zwei Pat. nebeneinander. Ist die eine Op fertig wird der/die nächste Pat. reingeschoben und kann der Nachbar-Op zuschauen, da die Einleitung im Op-Saal gemacht wird.

Weiterhin finde ich, dass mit den Pat. nicht sonderlich empathisch umgegangen wird. Machen ohne große Erklärungen, möglichst schnell ist das Motto. Leider kann man das auch selber nicht so wirklich viel besser machen, weil die einen ja nunmal nicht verstehen. Aber mal die Hand halten oder so geht ja immer.

Insgesamt war es eine wirklich tolle Erfahrung. Zum einen und das denke ich ist das für mich Wichtigste gewesen, hat man einen Einblick in ein ganz fremdes Gesundheitssystem bekommen. Zum andern habe ich viel intubierten können, ein Skill, über den ich jetzt sehr froh bin.

Was man immer im Hinterkopf haben sollte während des Praktikums, ist, dass man das Personal dort niemals unterschätzen sollte. Ich hab am Anfang sehr dazu geneigt, da die Gegebenheiten dort für mich einfach sehr veraltet wirkten. Die OPs an sich sind aber tatsächlich sehr ähnlich wie in Deutschland und die Anästhesie muss mit viel weniger klar kommen, als das Personal in Deutschland. Eine arterielle RR-Überwachung und einen ZVK habe ich jeweils etwa 5 mal gesehen in den zwei Wochen. Und das bei teilweisen sehr komplexen und langen OPs. Das ist zum einen natürlich irgendwie ein bisschen leichtsinnig, aber auch beeindruckend, dass die alleine mit EKG, RR-Manschette und Sättigung klarkommen.

Mein Tipp ist insgesamt, es einfach zu machen und danach noch ein paar Wochen in Vietnam, Kambodscha, Laos oder sonst wo zu verbringen! Wird sich alles sehr lohnen und ihr werdet froh sein es gemacht zu haben!

Für Fortbewegung in der Stadt solltet ihr euch Grab für Taxen und Busmap für Busse runterladen. Das Busnetz ist wirklich sehr gut und eine Fahrt kostet circa 20 Cent, die man immer im Bus bezahlt. In der App oder auch an den Haltestellen kann man sehen, wie oft die Busse kommen. Richtige Zeiten, hatte ich zumindest das Gefühl, wurden nicht eingehalten. Ich hab mich in Ho-Chi-Minh eigentlich nur mit Bus bewegt.

Schreibt mir gern über das Kontaktformular, wenn ihr Fragen habt!
Bewerbung
Einfach eine Mail an training.crtd@gmail.com!

Die haben sich dann etwa nach zwei Wochen gemeldet mit der Bitte ein Lebenslauf und Empfehlungsschreiben zuzusenden. Das Schreiben hab ich selber gemacht und von meiner Doktormutter unterschreiben lassen. Man kann das, meine ich, auch einfach beim Dekan oder so beantragen, dass man sowas bekommt. Die lesen sich das im Vietnam bestimmt eh nicht durch.
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Gebühren in EUR
80 Euro pro Woche

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
3
Ansehen
3
Stimmung Klinik
2
Unterricht
6
Betreuung
3
Freizeit
1
Lehre auf Station
2
Insgesamt
2

Durchschnitt 2.33