Als erstes Vorweg, ich durfte einen Monat lang in der ZNA des BwZk als Famulant eine tolle Zeit verbringen.
Das System der Notaufnahme ist nicht mit dem in zivilen Häusern vergleichbar. Alle Assistenzärzte der Bundeswehr müssen im Rahmen ihrer Ausbildung ihre Notfallkompetenz erwerben und diese dann in regelmäßigen Abständen durch Einsätze in der Notaufnahme aktuell halten. Sie arbeiten dann dort als AvD (Arzt vom Dienst) und schauen sich unabhängig von der eigenen Fachrichtung erstmal alle Patienten an. Für den Fall, dass man ab einem Punkt eine bestimmte Fachrichtung braucht, gibt es für alle im Krankenhaus vorhandenen Fachrichtungen einen Diensthabenden, der dann im Rahmen eines Konsils die Patienten ansieht. Das funktioniert erstaunlich gut und es gibt wenig Diskussionen über Zuständigkeiten, was im Vergleich zu den Häusern in denen ich bisher gearbeitet habe echt eine Ausnahme ist. Zudem gibt es in der ZNA immer mindestens einen Facharzt entweder aus der Anästhesie oder Allgemeinmedizin, mit dem alle Patienten vor Verlegung/Entlassung besprochen werden. Dadurch hat man immer einen Facharztstandard und kann sich bei Rückfragen Hilfe holen.
Ich durfte im Rahmen meiner Famulatur eigentlich als AvD arbeiten. Ich konnte selber Patienten ansehen, untersuchen, die nötigen Bildgebungen (nach Absprache) anmelden und die Konsile der Fachrichtungen anmelden und begleiten. Dazu kam das Schreiben des Arztbriefes, Ausstellung von Rezepten, Gipsanlage mit der Pflege zusammen, Nähen, Blutentnahme und und und.
Am spannendsten sind sicher die Schockräume, die im BwZk mit einer großen Routine abgearbeitet werden. Hier kann man viel beim Zusehen lernen und wenn man Glück hat auch mal die Beatmung übernehmen oder auch eine Arterie stechen. Das kommt aber immer auch auf den Patientenzustand und das Team an.
Eine Besonderheit war sicher auch die Möglichkeit einen Dienst auf dem NEF mitzufahren. Insbesondere hier wird man super nett aufgenommen, da das Team der Rettungswache bei der Menge an Assistenzärzten, die ihre Notfallkompetenz erwerben, daran gewöhnt ist, dass eigentlich immer ein Praktikant mit dabei ist.
Es muss im Bundeswehrkrankenhaus zum Glück keine Rücksicht auf Ressourcen genommen werden, wodurch die Patienten im Fokus stehen und wirklich eine top Versorgung bekommen können. Auch die Pflege ist super und nimmt einen bei Fragen gerne mit an die Hand.
Zu Beginn der Famulatur bekommt man einen Dienstplan, es gibt hier 5 Verschiedene Dienstzeiten (F/S/N und zwei Zwischendienste) wo man aber parallel zu einem der Assistenzärzte geplant wird, welche als "Mentor" immer im gleichen Rhythmus arbeiten, sodass man auch zumindest immer eine Person kennt, die man fragen kann.
Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht und arbeite nebenbei in einer anderen Notaufnahme. Das kam mir hier sicher zugute, denn ich konnte mich schnell in die Strukturen einfinden. Mir persönlich hat dieses sehr eigenständige Arbeiten wirklich gut gefallen und Spaß gemacht. Ich kann mir aber vorstellen, dass es für jemanden der dieses Setting und den Stress einer großen Notaufnahme am typischen Montag Nachmittag nicht kennt, doch etwas ernüchternd sein kann, da hier einfach wenig Zeit für 1:1 teaching und Begleitung bleibt.
Alles in allem hat mir die Zeit in der ZNA wirklich sehr gut gefallen und ich kann es jedem der selbständig arbeiten und dabei das gesamte Spektrum der Notfallmedizin von Lappalie bis Polytraum kennenlernen will nur empfehlen.
Bewerbung
Die Bewerbung läuft per Mail über das Sekretariat der Klinik X (Anästhesie): BwZKrhsKoblenzKlinikXKlinischerDirektor@bundeswehr.org
Es war wirklich nicht einfach einen Platz zu bekommen, insbesondere als Zivilist, weshalb hier die frühzeitige Bewerbung sinnvoll ist (bei mir ca. ein gutes Jahr vorher). Zudem muss man eine ganze Reihe an Dokumenten einreichen (Bundes-Bürokratie i guess), die zum Teil erst noch beantragt werden müssen.
Einziges Manko ist, dass man sich um eine Unterkunft selber kümmern muss, da es im BwZk leider kaum Personalwohnheimplätze gibt und diese natürlich erstmal an die nach Koblenz kommandierten Soldaten vergeben werden.
