Ich habe meine Famulatur in der Kinderchirurgie gemacht, es ist allerdings möglich in verschiedene Fachrichtungen zu rotieren (min. 2 Wochen pro Fachrichtung).
Man wird sehr gut aufgenommen und in das Team integriert. Die Chefärztin Prof. Nguyen Viet Hoa ist sehr nett und bereit immer alles zu erklären. Man bekommt auch direkt eine Ärztin zugeteilt, die die Famulanten betreut. Der Tag startet um 7:15 mit der Visite ungefähr 30 Sekunden pro Patienten, meistens wird dann einem schnell auf englisch gesagt, was der Patient hat und weiter gehts. Blutentnahmen etc. wird alles von den Krankenschwestern übernommen, d.h. man geht direkt um 8:00 in den OP. Je nach Tag gibt es 2 bis 7 OPs. Allgemein gibt es im Februar-April nicht viele Fälle, höchstens Notfälle oder Leute aus der Region. Die meisten Kinder kommen dann im Mai, wegen den Schulferien. In der Kinderchirurgie sieht man alles mögliche, vor allem aber viel Kinderurologie (Hypospadie, Maldescensus testis) aber auch Splenektomien bei beta-Thalassämie, viele Weichteiltumore und Darmobstruktionen bei Neonaten. In dem OP kann man nur zuschauen, man steht aber immer sehr nah an dem OP Tisch, sodass man alles immer gut sehen kann. Nähen darf man nicht. Um 11/12 Uhr gibt es dann immer Mittagessen, es wird immer Essen in den OP-Bereich bestellt, man kann so die vietnamesische Küche auch von einen bisschen authentischeren Seite kennenlernen. Meistens wird man nach 13 Uhr heim geschickt, je nach dem ob an dem Tag noch mehr OPs geplant sind oder nicht. Es ist auch nie ein Problem gewesen sich ein Tag frei zu nehmen, um durch die Gegend zu reisen.
Es gibt auf jeden Fall eine Sprachbarriere. Viele Ärztinnen sprechen Englisch man kann aber nicht erwarten, dass man auf Englisch mit jedem fließend kommunizieren kann. Dabei muss man aber sagen, dass das Team sich stets bemüht hat mir jeden OP Schritt oder Krankheitsbild zu erklären. Ich habe die mehrmals erwischt, wie sie mit ChatGPT oder GoogleTranslate vietnamesische Lehrbücher übersetzt haben, um mir das im Nachhinein zu erklären. Zur Not bekommt man immer die Patientenakte und übersetzt sich das selber. Man ist aber auf jeden Fall auch viel besser aufgestellt, wenn man neben englisch noch französisch kann, da viele Kinderchirurginnen eine Ausbildung in Frankreich absolvieren und daher fließend französisch sprechen.
Viet Duc ist das größte chirurgische Zentrum in ganz Nordvietnam, somit kann man schon sehr viele diverse Fälle sehen. Wenn es in der Kinderchirurgie langweilig ist, kann man immer bei anderen OPs zuschauen.
Das Team war sehr sehr lieb. Am besten im März kommen, da gibt es wegen Weltfrauentag große Feierlichkeiten auf Station und im OP Bereich, ist auf jedem Fall ein einzigartiges Erlebnis.
Ich würde es jedem empfehlen, der sich eher eine entspannte Famulatur wünscht, wo man vielleicht nicht viel praktisches üben kann, dafür aber viel fachliches lernt, viele OPs sieht und durch das Land reisen kann.
Bewerbung
Ich habe mich ungefähr 6 Monate im Voraus beworben, bei Trung Nghia (nghiabt@vduh.org) dann ist man mit Nguyen Thanh Thao (thaont@vduh.org) im Kontakt. Man braucht ein Lebenslauf, Motivationsschreiben (lest sich keiner durch, meins war ausversehen für ein anderes Krankenhaus in Vietnam), Passfoto, Foto für die ID-Card, ausgefüllte application form und deans letter. Die Organisation war eher mühsam, das liegt aber daran, dass man eine Bestätigung von dem vietnamesischen Gesundheitsministerium braucht, was paar Wochen in Anspruch nimmt, deswegen muss man einfach geduldig warten, bis die Frauen aus der Koordination das organisieren. Nach der Famulatur zahlt man 62 USD für das ganze Praktikum, was im Vergleich zu anderen Krankenhäusern in Hanoi relativ wenig ist. Falls jemand eine Famulatur in der Gynäkologie machen möchte, aber keine Kontaktdaten findet: lanpp.ceo@gmail.com für National Hospital of Obstetrics and Gynecology.
