Eine mit Sicherheit unvergessliche Famulatur, deren Eindrücke am Ende sehr gemischt waren. Zwar habe ich - anders als vorher erwartet - nicht einmal nähen können und auch sonst wenig selbst gemacht, aber sehr viele wichtige Eindrücke gesammelt.
Da man im Krankenhaus als Famulant ohne gute Kisuahelikenntnisse kaum mit Patienten interagieren kann, hängt der Tagesablauf im Wesentlichen von den Aerzten ab, die zu dieser Zeit Dienst haben und sehr gut Englisch sprechen können. Bei uns waren nie mehr als zwei der eigentlich vier Aerzte da, teilweise sogar nur einer. Das ist solange okay wie man allein oder zu zweit ist. Da das Krankenhaus durch positive Berichte aus der Vergangenheit attraktiv geworden ist, bewerben sich jedoch auch mehr Famulanten. Wir waren letztlich zu dritt, am Ende zu fünft. Auf der Inneren Station und der Pädiatrie konnten wir v.a. an Visiten teilnehmen und mit dem Arzt sehr offen Patienten diskutieren. Unseren Vorschlägen wurde immer zugehört und oft die Therapie daran angepasst. Im Kreisssaal konnte man Geburten sehen, wobei meist nicht mehr als zwei oder drei pro Tag stattfanden - warten war also angesagt. Hätten wir dort längere Zeit verbracht, wären vielleicht noch mehr Untersuchungen möglich gewesen oder vielleicht sogar selbst Geburten zu leiten. Die meisten Möglichkeiten hat man allerdings im OP. Dort liefen jeden Tag ab um 8 fünf bis sieben OPs, jedoch mit grossen Wartepausen - oft heisst das Langeweile. Wer will, kann die erste Assistenz übernehmen und eine ursprünglichere Chirurgie bewundern als wir sie in Deutschland kennen - das machte auch sonst weniger Chirurgiebegeisterten Spass. Andere Famulanten durften Nähen oder selbst kleinere Operationen unter Aufsicht durchführen. Im kleinen OP sind Wundversorgungen möglich. Handschuhe sind ausreichend vorhanden.
Brötchen und Tee gibt es im OP zum Mittag umsonst.
Feierabend ist problemlos ab 15Uhr möglich, wenn vorher schon nichts mehr zu tun ist auch eher.
Alle Mitarbeiter waren bemüht um uns und von Beginn an aufgeschlossen. Gerade wenn man längere Zeit dort verbringt, kann man einige Freundschaften, v.a. zu den Aerzten aufbauen. Diese Wärme ist mit Deutschland nicht zu vergleichen.
Das Krankenhaus liegt in einem abgelegenen Dorf im Livingston-Gebirge nahe dem Malawisee. Von Dar es Salaam erreicht man es in zwei Tagen per Bus. Da Litembo auf 1800m liegt, ist es im August teilweise recht frisch (v.a. im Krankenhaus). Die Landschaft um das Krankenhaus ist bergig und lädt zu wunderschönen Wanderungen ein.
Mein Fazit: Eine sehr gute Famulaturmöglichkeit, wobei es sich anbietet, die Hauptfamulaturzeiten zu meiden (v.a. August) und bei Gelegenheit Kisuaheli zu lernen. Gut ist es, wenn mehr als ein Arzt anwesend ist, da man so mehr Möglichkeiten bekommt. Fachlich kann man in einem guten deutschen Krankenhaus sicher ähnlich viel (oder mehr) lernen, aber die Eindrück einer anderen Kultur und anderen medizinischen Herangehensweisen bereichern umso mehr.
Vier Wochen sind eine guter Zeitraum, um das Krankenhaus ausreichend kennenzulernen.
Bewerbung
Wir hatten uns 8 Monate vorher per Post beworben, 4 Monate vorher kam eine Zusage per E-Mail. Am einfachsten ist eine Bewerbung per E-Mail an den Geschäftsführer (der auch wunderbar deutsch sprechen kann). Kontaktdaten unter www.litembo.org.
Ein einfaches Visum gilt 3 Monate und sollte mindestens 3 Wochen vorher beantragt werden. Am Krankenhaus soll man zusätzlich ein Arbeitsvisum beantragen, was 100US$ kostet.
