Famulatur Herz-/Gefäßchirurgie in Herzzentrum Leipzig (9/2010 bis 10/2010)

Krankenhaus
Herzzentrum Leipzig
Stadt
Leipzig
Station(en)
D4
Fachrichtung
Herz-/Gefäßchirurgie
Zeitraum
9/2010 bis 10/2010
Einsatzbereiche
Station, OP
Heimatuni
Jena
Kommentar
Zuerst:
Herzchirurgie in Leipzig war die erste Famulatur, in der ich als Famulant absolut nicht dafür da war, irgendjemandem Arbeit abzunehmen, sondern um zu lernen und unendlich viel zu sehen. Eine sehr, sehr grossartige Erfahrung.

Unterricht:
Unterricht gab es speziell für Studenten an drei Tagen in der Woche, ausserdem Röntgenbesprechungen, Fortbildungen und M&M-Konferenzen. Zwischendurch kam immer einer der vielen Aerzte vorbei und liess dich schwitzend Koronarangiografien, CTs oder Echos befunden - mit grossem Lerneffekt.

Station:
Blutabnehmen und Flexülen legen muss man nur, wenn man möchte. Wenn einem die Station gar nicht gefällt, kann man auch für mehrere Tage in die Ambulanz, ins Echo oder auf die Transplant-Station wechseln - wo es relativ entspannt zugeht. (Gleiches gilt für den OP: Auch da wird niemand hingezwungen.)
Da auf allen Stationen ArztassistentInnen angestellt sind, musst du als Student keinen einzigen Brief oder Reha-Antrag schreiben - sehr toll. Auch Wundversorgung fällt dadurch zum grössten Teil weg. Blutentnahmen übernimmt die Pflege.

Der Grossteil der Arbeit auf Station (bei mir war das im Durchschnitt eine Stunde pro Tag) bestand aus Patientenaufnahmen. Diese waren vor allem dadurch lehrreich, dass du die Breite der möglichen Manifestation eines Krankheitsbildes kennen lernen konntest.


In den wenigen Fällen, in denen die Assistenten Famulanten aus dem OP holen wollten, weil sie Hilfe auf Station benötigten, wurden sie von den Oberärzten darüber informiert, dass wir Studenten nicht primär dazu da seien, ihnen zu helfen.

OP:

Das Herzzentrum in Leipzig unter Prof. Mohr gilt derzeit als beste Herzchirurgie in Deutschland. Das hat verschiedene Konsequenzen:
1) Es gibt eine enorme Warteliste für Patienten, und sie kommen aus allen Teilen Deutschlands, nur um dort operiert zu werden. Das sorgt für 8 - 10 laufende OP-Säle pro Tag, was dir die Möglichkeit gibt, unglaublich viel zu sehen - seltene OPs kann man in Leipzig viel öfter sehen als anderswo. Ausserdem hat man jeden Tage eine enorme Auswahl...Auffällig ist auch der Anteil der komplizierten Fälle ("Re-Re-Re-Mitralklappenersatz"...)und die häufige Anwendung neuer Methoden - im Herzzentrum gibt es beispielsweise die derzeit grössten Fallzahlen an transaikalen Klappenersatz-OPs überhaupt.

2) Es gibt eher zu viele als zu wenig Ober- und Assistenzärzte, aus aller Herren Länder, die sich trotzdem fast ausnahmslos zu Tode arbeiten. Aber grösstenteils sehr sehr nett sind.

3) Du wirst normalerweise vom Sekretariat den OPs zugeteilt, kannst aber alle möglichen Wünsche äussern - zum Beispiel, zwei Runden pro Tag im Saal stehen zu wollen. In der Regel werden deine Wünsche berücksichtigt.

Zur Vorbereitung auf die jeweiligen OPs und die dazugehörigen Fragen der OAe eignet sich folgendes Buch sehr gut:

Cardiac Surgery: Safeguards and Pitfalls in Operative Technique ;
Siavosh Khonsari

http://books.google.de/books?id=jg7AIKNVD2kC&printsec=frontcover&dq=khonsari+heart+surgery&source=bl&ots=Ho2MabByu-&sig=pgxOg8P3NebKkMgkgAVuM_eLV5s&hl=de&ei=GR8ZTbnTEILA8QOGzKCDBw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCAQ6AEwAA

Ist wirklich grossartig, kostet ein Vermögen, könnt ihr euch aber unter anderem auch im Herzzentrum in der hauseigenen Bibliothek ausleihen.

Studenten weren als dritte und zweite Assistenz eingesetzt.

Das einzige, was ein wenig fehlt, ist ein Nahtkurs - ein kleiner vor einer Famulatur in Leipzig ist aus diesem Grund empfehlenswert.


Was war eher suboptimal?

Das Klima für Frauen dort ist nicht unendlich gut - der Chef hält quasi gar nichts von Frauen in der Herzchirurgie. Aus diesem Grund ist der Anteil der weiblichen Mitarbeiter in Leipzig noch geringer als in anderen Thoraxchirurgien, und als Studentin muss man sich im OP schon mal fragen lassen, ob man denn Lesbe sei - denn anscheinend interessiere man sich ja für Herzchirurgie. Und nach jeder drtten OP hält einem die OP-Schwester noch einen Vortrag, dass man sich als Frau das Leben doch bitte nicht mit Herzchirurgie zerstören solle.

Die OP-Pflege in Leipzig ist insgesamt noch einen Tick ruppiger als anderswo, was anstrengend werden kann - einfach ein dickes Fell zulegen. Ganz wichtig im OP in Leipzig: Kittel niemals selbst nehmen; )
Dafür ist die Pflege auf Station extrem nett und zuvorkommend.


Was kann man in einer Famulatur in der Leipziger Herzchrirugie lernen?

Wenn man sich nicht zu dumm anstellt, kann man nach einer Famulatur im Herzzentrum folgendes:

1)Befundung Koro (dort HKU genannt)
2)Chirurgischer Wundverschluss
3)Wundversorgung nach Thorakotomie


Ausserdem kann man sehr gut die Vitien-Auskultation üben, denn alle Patienten kommen vorbefundet, und du musst nur noch dein Stethoskop draufhalten; )


Bewerbung
Sehr unkompliziert. Allerdings solltet ihr vorher anfragen, wie viele Studenten für euren Zeitraum bereits eingeschrieben sind Es gibt 10 OP-Säle - also sollten es maximal 10 Studenten sein - aber lieber etwas weniger; ) Wir waren ca. 7, die Hospitanten nicht mitgerechnet, und das war gerad noch ok...

Kasacks werden gestellt, ohne Chipkarte, jedoch ist es etwas problematisch, an Kittel heranzukommen - die am besten selbst mitbringen...
Unterricht
4x / Woche
Inhalte
Bildgebung
Fallbesprechung
EKG
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Röntgenbesprechung
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Patienten untersuchen
Mitoperieren
EKGs
Untersuchungen anmelden
Eigene Patienten betreuen
Patienten aufnehmen
Chirurgische Wundversorgung
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
17:00 bis 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
5
Lehre auf Station
2
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.4