Ich bin mit dem Auto nach Meran gefahren, was durchaus empfehlenswert ist, da man sonst nicht sehr mobil ist. Wenn man über die kleinen Passstraßen fahren möchte, um die Autobahngebühr zu sparen, sollte man unbedingt vorher auf der Website der Verkehrsmeldezentrale (http://www.provinz.bz.it/verkehr/default.asp) nachsehen, ob die Straßen nicht wegen starkem Schneefall geschlossen sind. Manche Straßen sind im Winter auch nachts von 18 - 8 Uhr gesperrt (ich bin zufällig um 17:55 Uhr gerade noch durchgekommen...). Den Schlüssel für das Wohnheim hinterlegt Frau Margesin am Informationsschalter im Reha-Trakt, welcher täglich (auch am Wochenende/Feiertag) von 7 - 21 Uhr geöffnet hat. An dem Schlüsselbund befinden sich 3 Schlüssel: einer für die Eingangstür, einer für das Zimmer und einer für ein Schließfach in der Küche, wo man seine Lebensmittel einsperren kann. Aus der Eingangstür und auch aus der Gartentür kommt man auch ohne Schlüssel wieder raus, was ich aber lange nicht gecheckt habe. Es gibt neben den Türen einen kleinen Schalter der aussieht wie ein Lichtschalter. Wenn man den drückt entriegelt sich die Tür. Da man an dem Tag der Anreise noch keinen Mitarbeiterausweis hat, kann man noch nicht auf den Parkplatz fahren. Man kann versuchen, ob man über die Sprechtaste an der Schranke reingelassen wird oder man muss sich eben einen normalen Parkplatz suchen.
WOHNHEIM
Das Wohnheim ist ziemlich günstig (165 für 4 Wochen), allerdings auch schon ziemlich alt und heruntergekommen. Die Zimmer sind so klein, dass Bett, Tisch, Schrank und Stuhl gerade so reinpassen. Sonst gibt es noch ein Waschbecken im Zimmer, aus dem so ungenießbares Wasser kommt, dass ich es nichtmal zum Zähneputzen genommen habe. Toiletten und Duschen sind auf dem Gang und nicht nach Geschlechtern getrennt. Im Keller des Wohnheims befinden sich 2 Küchen, 1 Fernsehraum (nur wenige deutschsprachige Sender ab Kanal 89) und eine Waschküche mit Waschmaschine und Trockner, für die man aber im Reha-Trakt Wertmarken kaufen muss. In dem Wohnheim wohnen übrigens hauptsächlich KrankenpflegerInnen und LaborantInnen aller Altersklassen. Diese sind häufig Aushilfskräfte aus Süditalien ohne festen Arbeitsvertrag (für einen unbefristeten Arbeitsvertrag ist in Südtirol die Zweisprachigkeit zwingend nötig) und die meisten sprechen nur italienisch. Im Wohnheim gibt es KEIN Internet. Die einzige Möglichkeit doch ins Internet zu kommen ist sich so einen Internetstick für den Laptop zu kaufen, was aber nicht ganz billig ist. Ansonsten haben manche Bars/Restaurants in der Stadt W-Lan oder man kann in der Bibliothek (im Reha-Trakt, 3. Stock) ins Internet, wobei hier aber viele Seiten wie z.B. Facebook gesperrt sind. Leider hat die Bibliothek auch immer nur bis 16 Uhr geöffnet, macht also genau dann zu, wenn man mit der Arbeit fertig ist...
ERSTER ARBEITSTAG
Am ersten Tag muss man zunächst ein paar organisatorische Dinge klären. Zunächst muss man zur gesundheitlichen Kontrolle beim Dienst für Krankenhaushygiene (Turm B, 6. Stock). Eine Untersuchung wird da aber nicht gemacht, man bekommt nur einen Stempel und fertig. Dann muss man sich am Informationsschalter im Reha-Trakt den Schlüssel für den Umkleideschrank (welcher sich im 2. Untergeschoss im Reha-Gebäude befindet) abholen und am Ticket-Schalter im Reha-Trakt gegen 30 Kaution den Mitarbeiterausweis abholen, mit dem man in der Mensa das kostenlose Mittagessen bekommt und auch auf den Parkplatz fahren kann. Danach muss man sich seine Dienstkleidung abholen: man bekommt 2 Hosen, 2 T-Shirt und 2 Arztkittel, welche man jederzeit umtauschen kann, wenn sie dreckig sind. Die Wäscheausgabe ist im 2. Untergeschoss. Danach muss man sich dann fertig umgezogen beim Primar melden und wird dann direkt in den OP geschickt.
ARBEITSALLTAG
Während meiner Zeit im OP war ich immer einem Arzt/einer Ärztin zugeteilt, was sehr gut war, da sich der- oder diejenige dann auch ein bisschen für den Famulanten verantwortlich fühlt. Ich war sogar im Dienstplan eingetragen und konnte in der Früh immer nachsehen mit wem ich arbeiten muss. Glücklicherweise war ich die meiste Zeit im OP nur einer Ärztin zugeteilt, die dann wusste, was ich kann und sehr bemüht war mir Schritt für Schritt mehr beizubringen. Schön war auch der bunte Mix an Operationen, die ich gesehen hab (Gyn, Uro, Viszeral- und Unfallchirurgie, Zahn-OPs, HNO, Auge etc.). Ich habe in Summe ca. 10 mal intubiert, ca. 15 mal eine Larynxmaske reingeschoben und ca. 5 mal eine Spinalanästhesie gestochen. Beherrschen tue ich die Intubation und die anderen Verfahren aber leider noch bei Weitem nicht. Was ich aber durchaus ganz gut gelernt habe war die Maskenbeatmung. Leider konnte ich nur sehr wenige i.v.-Zugänge legen, weil das in Italien in den Aufgabenbereich der Pfleger und Schwestern gehört und die sich das auch nicht gerne nehmen lassen. Ein Pfleger, Gerd, war allerdings besonders bemüht, hat mir sehr viel erklärt und gezeigt und an diesem Tag konnte ich auch ca. 10 Zugänge legen. Im OP gibt es eine kleine Küche, in der immer frisches Obst und Joghurts stehen. Wenn man mal keine Zeit zum frühstücken hatte, kann man sich damit bis zum Mittagessen über Wasser halten.
BLUT ABNEHMEN
Wenn man Blutabnehmen lernen will ist man hier genau an der richtigen Adresse. Ich war eine Woche lang jeweils von 7-9 Uhr beim Blut abnehmen. Vorher muss man sich im Labor bei dem Primar Dr. Stefan Platzgummer melden und wird dann eingeteilt. Man sollte sich auch hier frühzeitig erkundigen, weil immer nur ein Student abnehmen kann. Da die Hausärzte in Südtirol keine Blutabnahmen durchführen, kommen sehr viele Patienten ambulant ins Krankenhaus nur um sich Blut abnehmen zu lassen. Die ziehen dann eine Nummer und setzen sich ins Wartezimmer. Als Famulant ist das natürlich praktisch, weil da wirklich einer nach dem anderen reinkommt, wie am Fließband. Wenn du mal verstochen hast rufst du einfach die nächste Nummer auf und probierst es eben nochmal ;-) Die Damen in der Blutabnahme waren alle sehr nett und freundlich und haben mir alles sehr gut erklärt. Aus rechtlichen Gründen darf man als deutscher Student wenn man kein italienisch spricht auch nur den deutschsprachigen Patienten Blut abnehmen.
MENSA
Das Mensaessen ist sehr gut. Es gibt immer Salat, dann Pasta als Vorspeise und Fisch oder Fleisch als Hauptspeise und dann natürlich noch einen Dessert. Mit dem Mitarbeiterausweis bekommt man das Essen als Student kostenlos. Auch am Wochenende, wenn man eigentlich nicht arbeitet, kann man in die Mensa gehen.
INTENSIVSTATION
Die Woche in der Intensivstation war ein ziemlicher Reinfall. Die Visite um 7:30 fand meistens auf italienisch statt und danach gab es nichts zu tun. Ich wurde keinem Arzt zugeteilt und habe nur ein bisschen zugeschaut. Dort habe ich wirklich nichts gelernt und habe mich zu Tode gelangweilt. Das einzige Hightlight waren die beiden Tage auf dem NEF, was allerdings eine ziemlich niedrige Einsatzfrequenz hat, sodass man dann doch wieder die meiste Zeit auf der ITS rumlungert.
FREIZEIT
Meran ist eine kleine, aber sehr schön gelegene Stadt. Ich bin oft nach der Arbeit spazieren gegangen. Ganz bekannt ist hier der Tappeiner-Weg. In der Stadt lohnt es sich einmal durch die Laubengasse (=Fußgängerzone) zu gehen und an der Uferpromenade entlangzuspazieren. Skifahren bietet sich natürlich auch an.
FAZIT
Wer viel Wert legt auf Urlaub, Freizeit und Skifahren ist in der Anästhesie hier in Meran genau richtig. Der Primar selbst hat gesagt die Famulanten können kommen und gehen wann sie wollen und es stört ihn auch nicht wenn man während der Arbeitszeit zum Skifahren geht. Will man allerdings etwas lernen, so ist man hier an der falschen Adresse!
Bewerbung
Beworben habe ich mich per E-Mail bei dem Primar Dr. Gerold Drüge mit ca. 12 Monaten Vorlaufzeit. Von ihm habe ich auch relativ schnell und unkompliziert eine Zusage bekommen.
ACHTUNG: Die Zusage des Primars alleine reicht nicht. Man muss noch eine Praktikumsvereinbarung mit der Verwaltung abschließen. Das habe ich aber nur durch Zufall erfahren, weil man für die Buchung eines Zimmers im Wohnheim eine solche Praktikumsvereinbarung vorlegen muss. Zum Glück geht das alles relativ unkompliziert: die Verwaltung schickt einem die Formulare per E-Mail und man kann sie dann ausdrucken, ausfüllen, einscannen und wieder zurückschicken. Irgendwann bekommt man dann per Post die offizielle Zusage.
Bewerbung um einen Platz im Wohnheim:
Die Plätze im Wohnheim sind rar. Deshalb lohnt es sich, schon frühzeitig mit Frau Renate Margesin, der Verantwortlichen für das Wohnheim, Kontakt aufzunehmen.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Braunülen legen Blut abnehmen Praktische Maßnahmen unter Aufsicht