Ich habe mich mehr oder weniger planlos an der Uniklinik in Kiel für eine Famulatur in der HNO beworben.
Da ich nicht in Kiel studiere, hatte ich von der HNO als Fach kein besonders gutes Bild, da es uns nie interessant vermittelt wurde. Chirurgisch interessiert und motiviert durch Erzählungen über die Vorzüge des Faches habe ich mich dennoch zu einer Famulatur entschieden, um das Fach wenigstens sicher ausschließen zu können.
Meine vorigen Befürchtungen haben sich in keiner Weise bestätigt. Kurz: HNO ist ein sehr interessantes und vielseitiges Fach. Aber jetzt zur Famulatur.
Man wird auf einer Station eingeteilt (Station 3 = "Frauen-/Kinderstation", Station 2 = "Männer-/Tumorstation"). Dort begleitet man die Ärzte bei den täglichen Stationsaufnahmen, die mit Untersuchungen verbunden sind. Hier hat man die Möglichkeit selbst die Patienten zu untersuchen und anschließend dem Arzt vorzustellen, um Gesehenes abzugleichen und zu besprechen. Hin und wieder kann es sein, dass man gebeten wird Blut abzunehmen, was aber eigentlich nicht primär als studentische Aufgabe gesehen wird.
Die Ambulanz war einer der interessantesten Orte in meiner Famulatur. Hier kann man sich an einen Arzt hängen und zusammen Patienten ansehen, untersuchen und besprechen. Hat man erstmal etwas Vertrauen gesammelt, wird einem immer mehr Freiraum bei Untersuchungen oder Versorgung der Patienten gelassen. Täglich finden zudem wechselnde Spezialsprechstunden statt (Tumor, Vaskulitis, plastische Sprechstunde) in denen man selektiert Eindrücke über die verschiedenen Facetten des Faches gewinnen kann.
Als Student - egal ob Famulant oder PJ - wird man außerdem unspezifisch für OPs eingeteilt, d.h. bei bestimmten OPs steht immer ein Student neben dem Operateur auf dem Plan. Wer diese OP übernimmt wird morgens nach der Frühbesprechung unter den Studenten geklärt. Diese Einteilung ist zwar auch eine gewisse Verpflichtung, hat jedoch den großen Vorteil, dass man auf jeden Fall mit am Tisch steht und auch tatsächlich an der OP teilnimmt. Je nach Geschick und Vertrauensstatus bekommt man auch hier die Möglichkeit zuzunähen o.ä..
Generell zur Famulatur in der HNO Kiel:
Das gesamte Team - sowohl Ärzte, als auch Pflegepersonal auf Station oder im OP - ist ausgesprochen nett und hilfsbereit. Zu dem guten Ruf der dieser Klinik vorauseilt (Zentrum für Laserchirurgie und plastisch), kommt eine große Bereitschaft den Studenten etwas beizubringen, was wohl auch im Studentenkurs der Uniklinik Kiel zu spüren ist.
Die Bandbreite an Tätigkeiten ist selbstverständlich abhängig von der Menge an Vertrauen, das einem entgegengebracht wird. Generell ist man natürlich kein Arzt und wird deshalb niemandem alleine die Mandeln rausnehmen, je mehr Engagement man jedoch zeigt, desto mehr wird einem unter Aufsicht gestattet. Daher lohnt es sich auch ganze vier Wochen abzuleisten, statt nur zwei Wochen wie es in Kiel möglich ist.
Der Dienst beginnt um 7:30Uhr, Frühbesprechung ist um 7:45Uhr. Theoretisch kann man um 13-14Uhr gehen wenn man nicht zur OP eingeteilt ist, die offizielle Dienstzeit endet um 16:30Uhr. Ich war vielleicht dreimal länger dort.
Im Großen und Ganzen eine sehr empfehlenswerte Famulatur, auch wenn man nicht HNO werden will, man lernt eine ganze Menge.
