Die erste Famulatur meines Medizinerlebens führte mich ins "Kanti" auf die Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Ich kann diese Klinik nur von ganzem Herzen weiterempfehlen!
Viele Kliniken in der Schweiz unterscheiden nicht zwischen Famulanten und KPJ-lern, sondern man wird einfach als Unterassistent ("UHU") eingestellt. So war es eine Eigenheit der Klinik für Chirurgie am Kantonsspital, dass ich tatsächlich als Famulantin eingetragen war. Gehalt bekam ich persönlich keines, aber ein kostenloses Zimmer in einer schönen WG, 5 min vom Krankenhaus entfernt, sowie 200 Franken Kantinenguthaben und natürlich Dienstkleidung. Der größte Unterschied war wohl, dass ich keinen eigenen PC Zugang hatte - aber das war kein Problem, da ich mich jederzeit mit dem Passwort meines betreuenden Assistenzarztes einloggen durfte.
Die Aufgaben der Famulanten sind grundsätzlich dieselben wie die der KPJler: OP-Assistenzen, Aufnahmen auf der Station (Anamnese, Status etc.), Patientenvorstellungen beim nachmittäglichen Rapport, Visite begleiten, und Assistenz bei anderen Tätigkeiten (zB Vac-Verband wechseln). Blutabnahmen und Venflons macht in der Schweiz die Pflege, aber wenn man nett fragt, darf man das gerne übernehmen!
Zeitweise wird man auch wochenweise für die Notaufnahme oder die Ambulanz eingeteilt, das habe ich allerdings nicht erlebt. Wenn man "Pikett"-Dienst (Nacht-/Wochenend-OP-Bereitschaft) hat, bekommt man als Kompensation den Tag danach oÄ frei.
Ein durchschnittlicher Tag auf der Station: 7:30h Morgenbesprechung, nach einem Kaffee Stationsarbeit (Aufnahmen, Rapport herrichten, Verbandswechsel, Vistite...) und/oder OP-Assistenz, um 15:00h Nachmittagsrapport, danach nochmal Station oder Fortbildung (1-2 mal wöchentlich). Offiziell ist um 17:00h frei, manchmal auch etwas früher oder später.
Ich habe meine 4 Wochen in St. Gallen als unglaublich bereichernde Zeit erlebt. Klarerweise einerseits, weil für mich als Famulatur-Neuling noch so ziemlich alles spannend/aufregend war - aber vor allem, weil die Atmosphäre auf der Klinik einfach spitze ist! Die Hierarchie ist gefühlt wesentlich lockerer als in den meisten österreichischen Krankenhäusern dieser Größe, es wird gerne und gut erklärt, wenn einem mal was nicht klar ist, und man hat auch als Famulant das Gefühl, wertgeschätzt zu werden. Einfach ein feiner Arbeitsplatz! Auch die Unterassistenten des Kantis sind untereinander gut vernetzt und abends bzw. an freien Tagen ist immer was los...
Besondere Highlights: das gemütliche Beisammensein (bei schönem Wetter auf der Dachterrasse!) aller Ärzte am Donnerstag Abend nach Dienstschluss ("kleiner Freitag") sowie das Laparoskopie-Übungslabor (Stichwort: laparoskopisches Mario Kart... unschlagbar :))
St. Gallen ist übrigens auch eine sehr hübsche, wenn auch kleine, Stadt. Bei den Drei Weihern kann man super baden und der Bodensee ist ganz in der Nähe!
Fazit: Uf Wiederluege St. Gallen, es war sehr schön, vielleicht sieht man sich im KPJ einmal wieder!
Bewerbung
Hab mich ca. 7 Monate davor beworben, ginge wohl auch kurzfristiger - hängt ganz davon ab, wie begehrt die Plätze sind.