Famulatur Psychiatrie in Frankenalb-Klinik Engelthal (8/2014 bis 9/2014)

Krankenhaus
Frankenalb-Klinik Engelthal
Stadt
Engelthal
Station(en)
I-West (akut, geschlossen)
Fachrichtung
Psychiatrie
Zeitraum
8/2014 bis 9/2014
Einsatzbereiche
Station, Notaufnahme
Heimatuni
Erlangen
Kommentar
Eine sehr angenehme und lehrreiche Famulatur im Nürnberger Land. Sehr zu empfehlen. Im Detail:

Umgebung:
Engelthal ist ein kleines, hübsch anzuschauendes Kaff mit ca 1100 Einwohnern (www.engelthal.de). In dem Ort selbst ist freizeittechnisch nicht sehr viel geboten, es gibt einen Bäcker, einen Metzger, einen Bioladen, einen kleinen Dorfladen und einige Gaststädten, mehr aber auch nicht. Für kleinere Einkäufe in Ordnung, ich empfehle trotzdem, einen kurzen Bustripp nach Hersbruck zu machen, um sich bei den örtlichen Discountern einzudecken (Rewe und Norma).
Wenn man über einen eigenen fahrbaren Untersatz verfügt, diesen auf jeden Fall mitbringen! Am Fuße der Klinik gibt es kostenlose (unbewachte) Parkplätze. Zwar existiert auch eine rudimentäre Busverbindung, diese ist jedoch vor allem während der Schulferien eingeschränkt. Oft muss man nachmittags den Bus bestellen, am Wochenende fahren nur AST (Anrufsammeltaxen, 60 Minuten vor Abfahrt spätestens bestellen).
Das Positive: Die Landschaft ist unglaublich schön, es existieren sehr gepflegte und vorbildlich ausgeschilderte Wander- und Radwege. Wer sich gerne in der freien Natur aufhält, ist hier genau richtig! Egal, ob ausgedehnte Wanderungen, Biken, Spaziergang oder Joggen, hier findet jeder etwas für sich. Eine klare Sommerempfehlung!

Unterkunft: Man wird auf dem Gelände untergebracht, genauer gesagt im Verwaltungstrakt der Klinik, einem 7-stöckigen Hochhaus. Im 4. und 6. Stockwerk sind neben Personalbüros noch einige Wohnungen für Praktikanten jeweder Art (auch Krankenschwesterschüler und FSJler) erhalten. Ich selbst wohnte im 6. Stock. Das Zimmer hat zwar den typischen Charme einer Jugendherberge, ist aber durchaus gemütlich. Neben einem Bett (Bettbezug bitte selbst mitbringen, Decke und Kissen werden gestellt) finden sich ein kleiner Fernsehtisch, ein Schreibtisch mit zwei sehr gemütlichen Sesselstühlen, ein großer Kleiderschrank, ein Wandregal für Bücher und eine größere Regaleinheit im Hauptraum. Rechts neben der Tür befindet sich ein Waschbecken mit Ablagemöglichkeiten, linke Hand ist ein kleiner Flur mit Garderobehaken und einem sehr ausladenden Schrank. Hier bekommt jeder sein Zeug unter!
Schön ist auch, dass jedes Zimmer über einen kleinen Balkon verfügt. Die Aussicht ist traumhaft, man ist von seinen (nicht immer vorhandenen) Nachbarn durch eine Sichtschutzwand getrennt.
Ansonsten gab es auf der Etage noch eine Gemeinschaftsküche (Backofen mit 4 Herdplatten, Spüle, Abfalleimer, Besteck, Geschirr, Kühlschrank, Topf, Pfanne). Die Ausstattung umfasst nur das Notwendigste. ACHTUNG: Kaffemaschine und Wasserkocher sind NICHT da, wer auf so etwas nicht verzichten kann, unbedingt selbst mitbringen.
In einem weiteren Raum befindet sich zum sowohl die Abstellkammer (samt Putzzeug), als auch eine abgetrennte Einheit zum Duschen (Badewanne mit Duschkopf und Vorhang), zudem zwei Klokabinen für die Damen bzw Herren).
Ein Extrazimmer beherbergt Bügelbrett (Bügeleisen war nicht verfügbar) und eine Wäschespinne). Waschmaschine und Trockner befinden sich auf dem Stockwerk O (ob diese funktionsfähig sind, weiss ich allerdings nicht sicher).
Insgesamt eine solide Grundausstattung, mit der man gut über 30 Tage kommt.
ACHTUNG: Im Zimmer selbst gibt es einen Fernsehanschluss, Empfang und Bildqualität sind jedoch nicht sonderlich gut. Ein Problem ist, dass man sich die Netzabdeckung seines Anbieters sehr genau anschauen muss, da die Klinik über kein WLan verfügt! Im Zweifelsfall lieber einige Bücher und DVDs mehr einpacken, ich und die anderen Praktikanten hatten einige Schwierigkeiten mit dem Internet. Die Versuche mit Webstick und mobilem Hotspot waren nicht sonderlich erfolgreich, das höchste der Gefühle war Whatsapp! Internetsüchtige stellen sich an dieser Stelle besser auf einen kalten Entzug ein. Ferngespräche können durchaus auch zu einer interessanten Erfahrung werden. Solltet ihr zu jenen Menschen gehören, welche gerne in Bewegung sind: vorsicht, in Engelthal kann sich die Verbindung von einem Meter auf den anderen rapide verschlechtern ;)

1. Tag:
Ich kam am ersten Tag mit dem Bus und ziemlich viel Gepäck gegen 8.00 zur netten Dame im Chefarztsekretariat. Diese gab mir meinen Ausweis und ein Formular, welches ich anschließend brauchte, um mir den Generalschlüssel abzuholen. Anschließend wurde ich in der morgentlichen Konferenz (fast) allen Mitarbeitern vorgestellt. Danach holte ich mir den Generalschlüssel ab und wurde sogleich zu meinem neuen Zimmer geführt. Nach einer Unterschrift unter den Standardmietvertrag (in meinem Fall für 0 Euro) wurde mir mein Zimmerschlüssel überreicht. Nach dem Auspacken ging es dann auf Station und die Famulatur konnte beginnen :)

Allgemeiner Ablauf:
Der Tag fängt jeden Morgen gegen 8.10 mit der Morgenkonferenz im bildschönen Chefarztgebäude an. Hier werden kurz die gestrigen Neuaufnahmen aller Stationen besprochen, der Spätdienst erzählt von seiner Schicht und die Kollegen werden über die geplanten Neuaufnahmen des jeweiligen Tages informiert. Hier werden hauptsächlich organisatorische Punkte diskutiert.
Anschließend geht es dann auf die jeweilige Station (es gibt jeweils eine offene und eine geschlossene). (Anmerkung: Wenn man möchte, kann man gerne Blut abnehmen, i.d.R. gibt es dafür jedoch Arzthelferinnen, so dass man sich nicht verpflichtet fühlen muss, hier unbedingt mit anzupacken).
Ich selbst war auf Station I-West (hätte im Verlauf meiner Famulatur auch die Möglichkeit zum Wechseln gehabt), der geschlossenen Akutstation des Hauses. Zu mir kam jeder Patient, der Selbstmordgedanken äußerte oder der in Begleitung von Polizei und/oder Sanis kam.
Ich werde sehr schnell und sehr freundlich in das bestehende Team integriert (sowohl bei den Ärzten als auch bei den Pflegern).
Gewöhnlich fing der Tag damit an, dass die Pflege uns kurz über die einzelnen Patienten berichtete. Es wurden anstehende Untersuchungen, Telefongespräche und dergleichen diskutiert. Anschließend ging es dann ins Arztzimmer. Hier durfte ich eigenständig Patienten aufnehmen, diese internistisch und neurologisch Untersuchen, Psychopathologische Befunde anfertigen und dokumentieren, mit den Ärzten über Medikamente und deren Änderungen diskutieren, Gespräche mit Patienten und/oder deren Angehörigen führen (und diese ebenfalls dokumentieren). Zudem kümmerten wir uns um einige rechtliche Aspekte wie Betreuung, Unterbringung (und deren Aufhebung), Fahndungen durch die Polizei, Gutachten. Auch diverse Telefonate mit Angehörigen und Kollegen standen auf meiner to-do-liste, auch Konzile zu schreiben.
Gegen 12 Uhr gingen wir gemeinsam in die Mittagspause. Es gibt ein nettes kleines Café mit einer Terrasse für sonnige Tage. Das Essen ist meiner Meinung nach für ein Krankenhaus sehr gut und reichlich. Als Prakikant bekommt man zum eigentlichen Gericht meist noch eine Suppe und ein Dessert. Es gibt jeden Tag 4 Gerichte (1 Vollkost, 1 leichte Vollkost, 1 vegetarisch und 1 Privatpatientenessen), der Speiseplan ist lecker und abwechslungsreich :)
Nach dem Essen ging es dann zurück an die Arbeit, Feierabend war meist pünktlich gegen 16.30 (auch am Fr).
Auf Station I-West gibt es jeden Tag auch noch ein anderes Vormittagsprogramm.
MO: allgemeine Morgenrunde mit den Patienten, hier stellt sich jeder vor, zudem können die Patienten ihre Meinung zum Stationsgeschehen sagen, Vorschläge machen und kleinere Dienste übernehmen (z.B. sich um den Raucherraum zu kümmern). Anschließend schauen sich die Ärzte die neuen Patienten an, die während des Wochenendes kamen.
DI: All Sprechstunde. Hier warten ab ca 9:15 die Patienten vor dem Arztzimmer. Man bekommt in der Regel jeden zu Gesicht. Es wird über und mit dem Patienten gesprochen, seine Probleme, Krankheitsverlauf, Medikamente, Therapie usw.
MI: Multiprofessionelle Orgarunde oder Fallbesprechung. Hier setzen sich Ärzte und Pflege zusammen. Entweder werden organisatorische Probleme diskutiert oder andersartige Probleme (wie z.B. Umgang mit schwierigen Patienten) auf Station.
FR: Oberarztvisite. Hier besuchen die Stationsärzte den Patienten im eigenen Zimmer, ansonsten läuft es wie die normale Visite ab.

Btw: Wer möchte, kann auch gerne im Spätdienst (16.30 - Mitternacht bzw streng genommen bis zur Morgenkonferenz um 8.00) mitlaufen, einfach nachfragen. Ich persönlich habe dieses Angebot zweimal genutzt. Einmal war nix los, das andere mal ordentlich was ;)

Zum Spektrum: Wie schon gesagt, hier auf Station sieht man so ziemlich alles. Von suizidalen Patienten, Zwangsgestörte, Angst- und Panikstörungen, Essgestörte (eher selten), Polytox, Drogen- und Alkoholabusus, Depression, Schizophrenie (sehr viele), Psychosen, Manien, Bipolar, Borderliner, Persönlichkeitsstörungen, Kriseninterventionen bei außergewöhnlicher Belastung war eigentlich alles dabei. Langweilig wird einem definitiv nicht, man lernt jeden Tag etwas Neues.

(für genauere Infos einfach auf die Homepage klicken)
Ein großes Lob an dieser Stelle noch einmal an die Stationsärzte. Mir wurde auf Nachfrage sehr viel und sehr auführlich erklärt, zudem wurde sehr viel Wert darauf gelegt, dass ich möglichst bald und gut eigenständig Patienten aufnehmen und untersuchen kann. Alleine deswegen hat sich diese Famulatur schon gelohnt.

Gesamturteil:
Eine ruhige, aber interessante und sehr lehrreiche Famulatur. Die Atmosphäre auf Station war angenehm, das Essen gut, die Unterkunft solide, der Lerneffekt hoch. Einzig wirklicher Nachteil ist die etwas abgelegene Lage mit der schlechten Internetversorgung.
Bewerbung
Ich habe mich am Semesteranfang (April) per E-Mail beworben. Benötigt wurden ein kurzes Anschreiben, ein kurzer tabellarischer Lebenslauf und eine aktuelle Imma.
Nach der Bestätigung wurden mir alle weiteren Formulare (Schweigepflicht, Praktikantenvertrag, usw) durch das zentrale Personalbüro in Ansbach auf dem Briefweg zugesandt.
Achtung: Zusätzlich verlangt das Klinikum ein ärztliches Attest ("frei von infektiösen Krankheiten", nicht älter als 6 Wochen), deswegen rechtzeitig an einen Besuch beim Hausarzt denken.
Insgesamt eine unkomplizierte und problemlose Bewerbung. An meinem ersten Tag sollte ich gegen 8.00 in das Chefarztsekretariat kommen.
Kleine Anmerkung: Anfangs sollte ich für Essen und Unterkunft selbst aufkommen, nach einer freundlichen Nachfrage habe ich aber beides netterweise umsonst bekommen.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Fallbesprechung
EKG
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Blut abnehmen
Patienten untersuchen
EKGs
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Mittagessen regelmässig möglich
Unterkunft gestellt

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
2
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
2
Betreuung
1
Freizeit
4
Lehre auf Station
2
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.4