Ich gebe eine sehr gute Bewertung ab, weil meine Zeit in Reutte wirklich außergewöhnlich gut war. Es war meine dritte Famulatur und ich muss sagen, dass es auch immer mehr Spaß macht, je mehr man weiß und kann. Obwohl, oder gerade weil, Pädiatrie in meinem Studium bisher nicht vokam, habe ich sehr viel für mich aus dieser Famulatur mitnehmen können.
DIe Kinderabteilung im BKH Reutte ist gleichzeitig Krankenhaus und Kinderarzt für alle Kinder der Gegend, aber auch von einigen Familien aus Deutschland, da Reutte direkt an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland liegt. Außerdem kommen viele Touristen auf ihrem Weg vom oder zum Ski-/Urlaub an Reutte vorbei. Dadurch ergibt sich ein sehr, sehr breites Patientenspektrum.
Die Ärzte kommen (fast) alle aus Deutschland, was hilfreich ist, bis man sich in den östereichischen Dialekt hinein gehört hat. Das Verhältnis zu den Ärzten war wirklich sehr gut. Ich wurde sofort ins Team integriert, habe fast alle geduzt und wir sind auch jeden Tag gemeinsam zum Essen gegangen. Manchmal haben wir uns auch in der Freizeit getroffen und die Freizeittipps der Kollegen rund um die schöne Gegend des Außerfern, sowie der angrenzenden Gebiete, waren immer Gold wert.
Die Tage im Krankenhaus waren so, dass es morgens eine Besprechung der Kinderäzte auf Station gab. Es wurde über die aktuellen Patienten - vom Frühchen bis zum Jugendlichen - gesprochen. Danach bin ich oft mit auf die Wöchnerinnenstation gegangen, wo die Neugeborenen untersucht wurden. Wenn es noch etwas auf Station gab, bin ich dort geblieben, allerdings ging es danach meistens zum Leben retten in die Ambulanz. Mittags war nochmal Besprechung auf Station. Alle zwei Wochen gibt es eine Fortbildung für die Turnusärzte, an der ich auch teilgenommen habe.
Ich durfte während meine Famulatur alles (wirklich alles) mitmachen und viele Aufgaben übernehmen. Wenn ich mir etwas nicht zugetraut habe, wurde es mir gezeigt und bevor es mir bewusst wurde, habe ich es auch schon selbst gemacht. Ich durfte nach einiger Zeit selbst Kinder in der Ambulanz untersuchen und mir selbst eine Diagnostik (wenn nötig) und eine Therapie überlegen. Bei Fragen oder Unsicherheiten konnte ich mich jederzeit an die Ärzte wenden. Durch dieses selbstständige Arbeiten habe ich gelernt, mich sehr auf meinen Instinkt zu verlassen und meinen bislang erworbenen Fertigkeiten zu vertrauen.
Jeder Arzt hat sein eigenes Steckenpferd. Der Chef ist beispielsweise Kinderkardiologe und hat einmal in der Woche seinen Kardiologie-Tag. Hier habe ich nicht nur viele EKGs gesehen, sonder auch viele Kardio-Sonos. Dabei hat mir der Chef alles ausführlich erklärt und mir Wege gezeigt, wie ich mir meine Fragen selbst beantworten konnte. Einmal erhielt ich die Aufgabe, mich intensiv mit einem Patienten zu befassen. Ich habe versucht seine Herzfehler vor und nach einer Korrektur-OP aufzuzeichnen. Das hat mir sehr geholfen, die Pathologien des Herzens besser zu verstehen.
Es besteht auch die Möglichkeit Studientage zu nehmen, allerdings hat mir die Arbeit soviel Spaß gemacht, dass ich gar nicht das Bedürfnis hatte, sie in Anspruch zu nehmen.
Ich könnte noch viel mehr schreiben und schwärmen. Fazit ist aber auf jeden Fall, dass ich eine Famulatur auf der Kinderstation im BKH Reutte sehr empfehlen kann! :)
Bewerbung
2 Wochen (mir wurde eine andere Famulatur kurzfristig abgesagt)