Ich habe 5 Wochen in Maastricht in der Anästhesiologie famuliert. Ich wusste genau dass ein einziger Niederländischkurs nicht ausreicht um die Sprachbarriere komplett zu überwinden. Man kommt aber relativ schnell rein und alle Ärzte können Englisch. Sie schätzen aber sehr wenn man versucht ihre Sprache zu sprechen. Zwei Famulanten aus India, die kein Niederländisch konnten, haben mir erzählt, es sei sehr unangenehm gewesen, dass die Ärzte und die ,,Anesthesiemedewerker" (Anästhesieschwestern, die sehr gut ausgebildet sind und fast alles alleine machen dürfen) ihnen fast nichts erklärt hätten, nur weil sie kein Niederländisch konnten. Es lohnt sich also auf jeden Fall sich vorher für einen Sprachkurs anzumelden oder sich mindestens ein bisschen mit den medizinischen Begriffen auseinanderzusetzen.
Man muss jeden Tag um 07:30 da sein, da die OPs um 8:00 beginnen. Man wird als Famulant einem Arzt und einem OP-Saal zugeordnet. Ein Anästhesist ist für zwei Säle verantwortlich und muss deshalb zwischen denen pendeln. Das heißt, man ist als Famulant ganz viel mit den Anesthesiemedewerkern unterwegs die meistens sehr nett sind. Sie bringen einem gern Sachen bei, wenn man Interesse zeigt. Am Anfang habe ich nur Medikamente aufgeschrieben und Infusionen vorbereitet. Später durfte ich Zugänge legen, die Narkose einleiten, und Larynxmasken schieben. Am Ende, als ich Ärzten zugeteilt wurde die ich schon kannte, durfte ich arterielle Zugänge legen und intubieren. Man lernt wie Physiologie, Pharmakologie und Anatomie praktisch anzuwenden ist. Dazu kommen noch die handwerklichen Fähigkeiten, die man dabei erlernt. Man sieht Eingriffe aus fast jedem chirurgischen Fach und bekommt dadurch einen guten Überblick. Die Famulanten rotieren jede Woche, ich hatte zwei Wochen in den großen OPs, zwei in den ambulanten OPs und eine Woche auf der Intensivstation. Letztere hat mir nicht so viel Spaß gemacht, weil ich wenig machen durfte und aufgrund der Sprachbarriere und der Komplexität der Fälle auch nicht so viel von den Patientenvorstellungen verstanden habe. Ich durfte aber mit dem Notfallteam mitlaufen wenn sie von einer anderen Station alarmiert wurden. Das fand ich sehr spannend.
Das Hauptgebäude ist sehr groß, sauber und gut ausgestattet. Es gibt eine günstige Mensa (wo man aber nicht in OP-Uniform eintreten darf, man muss sich also jedes mal umziehen), Post, Läden, Apotheke. Die Stadt ist klein und sehr international, überwiegend Studenten, allgemein nette Atmosphäre. Es gibt auch schöne Museen und eine weltberühmte Buchhandlung, die sich in einer alten Kirche befindet (sehr empfehlenswert!). Ich habe in einem Studentenwohnheim in Belgien gewohnt, und bin jeden Tag über die Grenze geradelt. Das fand ich besonders erfrischend und schön, da die Fahrradwege perfekt ausgebaut sind und man kann sehr sicher fahren. Ich habe das Zimmer auf Facebook in der Gruppe "Rooms/Kamer in Maastricht" (ich weiß nicht genau wie die Gruppe hieß) gefunden.
Ich habe diese Famulatur als eine herausfordernde, lehrreiche, interessante und spannende Zeit erlebt. Ich habe fachlich und kulturell viel mitgenommen und empfehle es gern weiter.