Ich habe einen Monat traumhafte Famulaturzeit in der Kardiologie verbracht und möchte jetzt ein wenig schwärmen:
Der Tag begann regelmäßig um 8:00 Uhr auf der Intensivstation mit der internistischen Übergabe des Nachtdienstes. Dann ging es mit dem Chefarzt und den Oberärzten weiter auf die Intermediate Care Station. Hier wurden die Fälle zum Teil ausführlich besprochen. Es wurde nebenher erklärt, warum diese oder jene Medikation umgestellt wurde, was man bei den vorliegenden Laborwerten beachten muss, und und und.
Danach folgte die Frühbesprechung auf Normalstation mit allen Ärzten. Das war aber meist nicht nur eine Frühbesprechung sondern gleichzeitig auch Unterricht. "Gucken Sie sich mal dieses EKG an, hier sieht man schön deutlich, dass...", und wieder Kommentare zu Medikamenten, Leitlinientherapie etc. Es wurden auch bereits erstellte Arztbriefe ausgepackt und kommentiert bzw. wurden Verbesserungsvorschläge gemacht.
Danach konnte man immer wählen, was man als nächstes machen wollte. Stationsvisite mit den Assistenzärzten? Runter gehen zum Sonographieraum, dort zugucken und nebenher noch eine Menge von einem der Oberärzte erklärt bekommen? Unter Anleitung selber sonographieren? Belastungs-EKG´s angucken? Patienten voruntersuchen und aufnehmen? Oder lieber ins Herzkatheterlabor und bei der Coro der Patientin zugucken, die man doch gestern noch untersucht hat und die so ganz typische Beschwerden hatte und wo man jetzt prima auf dem Bildschirm erkennen kann, dass die Coronararterien ganz definitiv nicht in Ordnung sind?
Zudem durfte ich eine Kardioversion und eine Pleurapunktion unter Aufsicht und Anleitung durchführen.
Mir wurde auch von Anfang an gesagt, dass mir das Haus und alles, was es zu sehen und zu lernen gebe offen stünde. Ich solle nur kurz Rücksprache halten, wo ich hin wolle.
Es gibt einen hauseigenen Blutentnahmedienst, sodass für Famulanten in dem Bereich nicht zu viel Arbeit anfällt. War für mich persönlich klasse, wer aber Lust hat in dem Bereich noch mehr zu lernen, der kann den Wunsch äußern und es wird möglich gemacht.
Es wurde von Beginn an gleich gefragt, was ich lernen wolle und sich auch regelmäßig erkundigt, was man denn besser machen könne, oder ob es noch irgendetwas gebe, was ich sehen wolle und noch nicht die Chance dazu gehabt habe.
Ich hatte immer die Möglichkeit auch in andere Fachbereiche reinzuschnuppern. So war ich einen Tag auf der Hämato/Onko und einen Tag mit einer unbeschreiblich freundlichen und engagierten Oberärztin der Pneumologie unterwegs. Ich konnte mehrere Bronchoskopien sehen, Röntgenbilder und CT Aufnahmen wurden besprochen und auch hier gab es eine wahre Flut an gut vermittelten Hinweisen zu Medikation, Therapie und wie war das jetzt eigentlich genau noch mal mit der COPD?
Ein absolut lohnenswerter Ausflug in ein anderes Fachgebiet.
Ich hatte auch immer die Option auch mal zu den Gastroenterologen zu gehen und mir eine Gastro oder Colo anzugucken.
Die Assistenzärzte sind zum größten Teil ausländischer Herkunft, was ihrer Kompetenz und Freundlichkeit absolut keinen Abbruch tut.
Das Pflegepersonal ist generell nett, nur im Herzkatheterlabor sind die Damen und Herren so unglaublich herzlich, dass ich richtig traurig bin, wieder gehen zu müssen.
Die Oberärzte waren ebenfalls sehr engagiert und freundlich.
Dr. Schärtl ist ein Chefarzt, wie man ihn sonst nur aus Krankenhausmärchen kennt. Er scheint nicht nur alle Patienten beim Namen zu kennen, nein, er kennt auch noch die halbe Lebensgeschichte von gefühlt 90%. Er erklärt geduldig und plastisch, sowohl für die Patienten als auch für Assistenzärzte und Famulanten. Er scheint nie zu schlafen ist immer präsent, informiert und engagiert und pflegt einen Umgangston, von dem man anderorts nur träumen kann.
Es war ein Privileg hier eine Famulatur machen zu dürfen.
PS: Frühstück vor 8:00 Uhr, Mittagessen war jeden Tag möglich und immer reichhaltig und lecker ;)
Bewerbung
Habe 2 Monate vor Beginn der Famulatur mit der Chefsekretärin ein nettes Gespräch am Telefon geführt. Sie hat mich auch freundlich an die Verwalrung des Schwesternwohnheims weiter vermittelt, in dem ich für die Dauer der Famulatur kostenlos ein Zimmer zur Verfügung gestellt bekam.
Der Famulaturplatz war von Seiten der Kardiologie aus absolut kein Problem. Nur wenn man eine Unterbringung im Wohnheim benötigt, sollte man vielleicht etwas früher anfragen. Bei mir war es etwas knapp, wobei alle wirklich bemüht waren es noch passend zu machen.