Als Famulant in der Gastroenterologie hielt ich mich über die gesamte Zeit in den Funktions- und Untersuchungsräumen der Klinik auf, wobei täglich je ein Lehrblock vor- und nachmittags stattfand. Auf diese Weise rotierte ich ständig zwischen der gastroendoskopischen, der Leber- und der Pankreasabteilung hin und her und konnte mir so fast das gesamte Spektrum der gastroenterologischen Untersuchungen ansehen. Im Einzelnen gehörten dazu: Endoscopy, Ultrasonography, Fibroscan, EVL (endoscopic variceal ligation), EIS (ethanol injection sclerotherapy), RFA (radio frequency ablation), ERCP (endoscopic retrograde cholangiopancreaticography), PTCD (percutaneous transhepatic cholangiography), TACE (transcatheter arterial chemoembolization), EMR (endoscopic mucosal resection) und ESD (endoscopic submucosal dissection), wobei ich stets die Möglichkeit hatte, mir Untersuchungen selber auszusuchen, die ich gerne sehen wollte. Besonders die TACE sowie die EMR und ESD hatten es mir angetan, nicht zuletzt im Zusammenhang mit der in Japan im Vergleich zu Deutschland hohen Inzidenz von Magenkarzinomen.
Auch hier war die Betreuung durch die verschiedenen Ärzte hervorragend. Während das Schriftenglisch oft ausgezeichnet war, erwies sich die mündliche Sprachbarriere als durchaus nicht unerheblich (ein paar Wörter Japanisch sind hier Gold wert!); allerdings scheuten alle Betreuer keine Mühen, um mir ein Verfahren oder einen Hintergrund zu erklären; mit Hilfe von Zeichnungen, Bildern und Google Translate konnte ich den meisten Untersuchungen folgen. Für die Konferenzen, auf denen die Fachgruppen Fälle aus der Klinik besprachen, wurde mir sogar ein Arzt zur Seite gestellt, der wichtige Inhalte simultan zur Diskussion für mich niederschrieb.
Auch wenn im Klinikalltag schonmal Fragen gestellt wurden, hatte ich immer das angenehme (und im Vergleich zu Deutschland leider nicht selbstverständliche) Gefühl, dass mir auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet wird. Man muss sich als deutscher Famulant allerdings daran gewöhnen, dass der internationale Standard für die innerklinischen Aktivitäten bei "Gucken" und nicht bei "Anfassen" liegt; sogar fertige Ärzte schauen während den ersten beiden Jahren nach ihrem Examen erstmal ihren erfahreneren Kollegen zu - zwei Nachmittage Hands-On Training beim gegenseitigen Ultraschallen mit anderen Studenten waren sozusagen mein manuelles Highlight. Trotzdem, alleine für das Bestaunen eines technologischen Standards, den ich so in Deutschland noch nirgendwo gesehen habe, hat sich jede Minute in der Hiroshima University Clinic gelohnt.
Kosten: 2200¥/Nacht (ca. 18) im Guesthouse auf dem Campus (eigenes Zimmer mit Bad, aber ohne Küche), insg. also 66.000¥ (ca. 540); dazu kommen Ausgaben für Transport, Essen, Freizeit und natürlich die Flüge. Keine Studiengebühren.
Bewerbung
Prof. Guzman der Ruhr-Uni (Pathologie) hat einen Kontakt zur Hiroshima University Clinic hergestellt, Organisation und Kostenplanung erfolgt jedoch auf eigene Verantwortung, wobei das International Students Office und namentlich Ms. Watari großartige Hilfestellung und Vorbereitung leisten.
Die Universitäten Hannover und Graz (AU) haben ein ähnliches Austauschprogramm mit Hiroshima, außerdem gibt es einen Weg über die IPPNW (famulieren & engagieren) - ich bin aber sicher, dass Hiroshima bei offiziellen Anfragen gerne auch mit anderen Unis kooperiert.
Schriftliche Bewerbung incl. Motivationsschreiben, Lebenslauf und Sprachnachweis (Englisch) ein Jahr vor Antritt.