Famulatur Anästhesiologie in Krankenhaus Meran (5/2016 bis 6/2016)

Krankenhaus
Krankenhaus Meran
Stadt
Meran
Station(en)
1. Stock
Fachrichtung
Anästhesiologie
Zeitraum
5/2016 bis 6/2016
Einsatzbereiche
OP
Heimatuni
Greifswald
Kommentar
Die vermeintlich wichtigste Nachricht vorweg: Die Famulatur auf der Anästhesie im wunderschönen Städtchen Meran erschien wie ein wahrgewordener Traum! Aber immer der Reihe nach.

Am ersten Arbeitstag sind erst einmal die üblichen Behördengänge zu erledigen, sprich man besorgt sich an diversen Stellen die Schlüsselkarte, die Arbeitskleidung sowie den Schlüssel für den Umkleidespind. Umgezogen stellte ich mich der (überaus netten) Sekretärin vor und wurde auch gleich von einem Arzt im OP-Trakt, Aufwachraum und allen weiteren wichtigen Lokalitäten, wie beispielsweise im OP-Aufenthaltsraum mit frischen Obst und Joghurt, herumgeführt. Anschließend folgte eine Einführung in die Grundlagen der Narkose, die wichtigsten Medikamente sowie die allgemeinen OP-Abläufe und –Gepflogenheiten. Im Nachhinein betrachtet wurde bereits hier deutlich, dass die Anästhesisten der intensiven Betreuung einen wirklich hohen Stellenwert beimessen.

Ab dem zweiten Tag zeigte sich der Arbeitsalltag wie folgt: 7:15 Uhr begann die Morgenbesprechung, anschließend hatte man die freie Wahl in welchen OP und somit mit welchen Anästhesisten man den restlichen Tag verbringen möchte (wobei man auch innerhalb eines Tages wechseln konnte). Nach Hause ging es in der Regel gegen 16 Uhr, aber dies hängt – wie so oft - größtenteils von dem eigenen Interesse ab. An sonnigen Tagen wird einem von den Anästhesisten ans Herz gelegt, das schöne Wetter nach einem (sehr!) zeitigen Feierabend zu genießen, wohingegen es auch Tage gab an denen ich liebend gerne (freiwillig, gezwungen wird man definitiv nicht) bis 17 Uhr oder länger geblieben bin. Letztere Fälle sind entweder spannenden Operationen oder (in meinem Falle war dies immer der Hauptgrund) dem angenehmen Arbeitsklima geschuldet. Dies bringt mich nun auch zu den allgemeinen Tätigkeiten und Aufgaben eines Famulanten auf der Anästhesie in Meran. Ich muss dazu sagen, dass ich zum Zeitpunkt meiner Famulatur noch so gut wie keine praktischen Fähigkeiten oder OP-Erfahrungen gesammelt hatte. Nichtsdestotrotz durfte ich von Tag zu Tag immer mehr Tätigkeiten eines „richtigen“ Anästhesisten übernehmen. Letztendlich durfte ich jeden Patienten präoxygenieren sowie mittels Maske beatmen, jegliche Larynxmasken schieben, mich immerzu am Intubieren versuchen (manchmal mit Erfolg, viel häufiger mit kompetenter Hilfestellung :) ), die Einstellungen am Respirator vornehmen und sogar die Dosierungen der Medikamente den Anästhesieschwestern anordnen. Da der jeweilige Anästhesist bzw. die jeweilige Anästhesistin alles mit wachsamen Blicken überwachte, fühlte man sich trotzdem zu keinem Zeitpunkt hilflos, überfordert oder alleingelassen sondern einfach nur glücklich und dankbar, dass man diese ganzen Standardaufgaben übernehmen darf. Die Anästhesisten heben sich, aus Sicht des Charakters und des Gemüts, deutlich von den Chirurgen ab, was sich in einer sehr (!) angenehm entspannten OP-Atmosphäre zeigt. Vergessen der träge Kaffee trinkende Narkosearzt, man stelle sich eher eine ständig gutgelaunte, aufgeweckte, witzereißende, gelassene und dabei trotzdem überaus kompetente Ärzteschaft vor. Hinzu gesellte sich der Umstand, dass sich ausnahmslos alle Anästhesieschwestern beziehungsweise –pfleger sowie das gesamte OP-Personal, angefangen bei den Reinigungskräften bis hin zu den OP-Schwestern, beeindruckend gutherzig, aufgeschlossen, gesellig und zumeist ein klein wenig albern (durchaus im positivem Sinne!) präsentierte. Kurz gesagt: Dem „einfachen Famulanten“ wurde in einer unbeschreiblich kurzen Zeit ein Gefühl der Wertschätzung, Akzeptanz und Integration vermittelt, so dass sich jeder Arbeitstag gefühlt deutlich zu schnell dem Ende neigte. Nur eine winzige Kleinigkeit habe ich zu bemängeln: Ich hatte traurigerweise nicht das Glück mit dem sagenumwobenen Pfleger Gerd zusammenzuarbeiten, aber man kann eben nicht alles haben :)

Neben den Tagen im OP hatte man auch die Möglichkeit im Rettungsdienst mitzufahren. Leider habe ich mich immer an sehr ruhigen Tagen für den Notarztdienst entschieden (gut für die Bevölkerung, schlecht für den Famulanten), weshalb man die Einsätze an einer Hand abzählen kann. Nichtsdestotrotz ist es definitiv empfehlenswert, da man einen guten Einblick in die Abläufe des Rettungsdienstes erhält (auch wenn es in meinem Falle eher von theoretischer Natur war), man die unterhaltsame Truppe des weißen Kreuzes kennenlernt und man bei den Fahrten auch noch die grandiose Umgebung bestaunen kann. Und Letztere ist es tatsächlich wert gesehen zu werden, was für viele – mich eingeschlossen – einen der Gründe für eine Famulatur in Meran darstellen sollte. Allein in der näheren Umgebung gibt es eine schier unbegrenzte Anzahl an Wanderwegen, zum Besteigen einladende Berggipfel, beeindruckende Bergseen und und und. Wem das noch nicht reicht, kann dem Gardasee, den Dolomiten oder Verona einen Wochenendbesuch abstatten. Während meines Aufenthaltes waren noch weitere deutsche PJler und Famulanten in Meran und somit konnte man die wunderschöne Landschaft, die zahlreichen Veranstaltungen (daran mangelt es definitiv nicht) und das mediterrane Lebensgefühl gemeinsam erkunden, besuchen und erleben. Dass der Meraner Freizeitwert exorbitant hoch angesiedelt ist, muss nicht in aller Ausführlichkeit erklärt werden. Wanderer oder Mountainbikefahrer kommen definitiv auf ihre Kosten! Zugang zu gleichaltrigen "Einheimischen" bekommt man mit etwas Glück ebenfalls, beispielweise durch zufällige Bekanntschaften im Fitnessstudio. Dadurch sieht man Ecken und Bestaunenswertes fernab üblicher touristischer Pfade, erkundet das wahre südtiroler (Nacht-)Leben und erhält kulinarische Geheimtipps.

Somit sollte deutlich werden, dass der Aufenthalt in Meran - ein traumhafter Sommer voller wunderschöner Erinnerungen - meine Erwartungshaltung schlicht übertroffen hat, mir die Möglichkeit bot, neben fachlichen auch allerhand persönliche Erfahrungen zu sammeln und mir - kurz gesagt - einen unbezahlbaren Wohlfühlfaktor sowie ein unbeschreibliches Lebensgefühl vermittelt hat.

Folglich lautet die Kernaussage: Auch wenn man oftmals hört, dass eine Famulatur im Ausland mit Einbußen im Teaching einhergeht, bezweifle ich, dass ein Praktikum in Deutschland für mich eine lehrreichere Alternative dargestellt hätte und ich nur jedem Unentschlossenem raten kann, den Meraner Anästhesisten einen Besuch abzustatten!!!

PS: Das bereits vielfach angepriesene (für Studenten kostenlose!) Mensaessen, bestehend aus Vor-, Haupt- und Nachspeise sowie Zugang zur Salatbar, ist tatsächlich unglaublich schmackhaft!!!

PPS: Noch ein paar Worte zu den sprachlichen Voraussetzungen: Da Südtirol offiziell 2-sprachig ist, kann jeder Angestellte beide Sprachen. Ich hatte keinerlei Italienischkenntnisse und trotzdem keine Probleme bei der Verständigung. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es trotzdem meist eine „Muttersprache“ gibt, sprich manche Mitarbeiter hauptsächlich italienisch sprechen. Auf der Anästhesie ist der Großteil der Ärzte-und Pflegschaft deutschsprachig, weshalb auch zu 95% deutsch gesprochen wird. Nichtsdestotrotz sind italienische Grundkenntnisse von Vorteil, insbesondere im Hinblick auf den Patientenkontakt.
Bewerbung
Unproblematisch!! Kurze formlose Mail an die Station (9 Monate vorher, es geht aber bestimmt auch kurzfristiger) und binnen kürzester Zeit eine Antwort erhalten. Anschließend mussten die Formalitäten geklärt werden, sprich der Arbeitsvertrag sowie Belehrungen unterschrieben und ein Termin zur am ersten Tag durchzuführenden ärztlichen Untersuchung vereinbart werden. Auch wurde man auf die Möglichkeit der Unterbringung in dem - dem Krankenhaus gegenüberliegenden - Schwesternwohnheim hingewiesen. Nach einem ohne Komplikationen verlaufenden E-Mail-Verkehr war somit auch die günstige Unterkunft gesichert. Alles Weitere (Abholen der Dienstkleidung, der Schlüsselkarte, Bezahlung der Unterkunft ect.) wird dann am ersten Arbeitstag geklärt (s.oben).
Unterricht
Kein Unterricht
Dienstbeginn
Vor 7:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1

Durchschnitt 1