Kleines Haus mit erweitertem Spektrum (24h Herzkatheter, Schlaganfallversorgung, gesamtes Spektrum der Inneren zusammen mit der Med Klinik II (Gastro). Lokales Traumazentrum (unfallchirurgisch) mit Schockraum. Neben der Regelversorgung sind auch komplexe Notfälle regelmäßig.
Pro:
Hohe Flexibilität, offenes Empfangen, starke Einbindung in Abläufe. Ich hatte jedoch nie das Gefühl, für Kleinkram missbraucht zu werden und konnte im Grunde meine Tätigkeiten selbst aussuchen. Auf den Stationen gibt es für Famulanten natürlich nicht viel zu tun, daher empfiehlt sich die Zentrale Notaufnahme. Diese wurde tagsüber von einem fest eingeteilten Internisten geleitet, der ein exzellenter Lehrmeister ist und bereitwillig erklärt, zeigt, anleitet und selbst machen lässt. Je nach Selbstsicherheit kann man hier also eine Menge lernen und üben, das alles recht selbstständig, wenn man möchte. Man nimmt sich Zeit, so konnte ich etwa jeden Patienten mit irgendeiner Bauchbeschwerde zu Übungszwecken sonografieren. Interpretation von Röntgenbildern, Laborwerten und EKG sollte man nach der Famulatur gelernt haben.
Auf der Intensivstation wurde ich in alle Behandlungen eingebunden, ebenso in Notfallsituationen (habe eine Rettungsdienstausbildung). Auch hier ein großer Lerneffekt, wenn auch eine, fachbedingte, steile Lernkurve.
Die Station wurde von einem erfahrenen Assistenzarzt betreut, vielleicht gestaltet sich die eigene Tätigkeit bei einem unerfahreneren Kollegen anders.
Im Herzkatheterlabor beschränkt sich die Arbeit eher auf Zusehen, allerdings erklärt der Chefarzt sehr gerne und geduldig.
Ich war der einzige Student im ganzen Haus. Das bringt den Vorteil mit sich, alle interessanten Patienten mitzubekommen. Die Arbeitszeiten konnte ich mir selbst aussuchen, genauso den Einsatzbereich. Mitwirken im Dienstbetrieb, wenn man das möchte. Frühstück und Mittagessen werden kostenlos gestellt.
Mitfahren im Notarzteinsatzfahrzeug (über die Anästhesie) war kein Problem und gern gesehen.
Kontra:
Personalmangel, aktuell verfügt die Kardiologie über keine Oberärzte und behilft sich mit Honorarärzten. Allgemein herrscht in einigen Bereichen eine gewisse Frustration über die Unterbesetzung.
Die Notaufnahme stand zuletzt öffentlich in negativer Kritik, das hat sich stark auf die Stimmung, gerade der Pflege, niedergeschlagen. Auch begegneten mir manche Patienten voreingenommen vom verbesserungswürdigen Ruf des Hauses in der lokalen Bevölkerung.
Das Haus weist eine alte Bausubstanz auf, es besteht Sanierungsbedarf - aktuell wird jedoch eine neue ZNA gebaut.
Fachlich hatte ich teilweise das Gefühl, dass etablierte Standards der Notfallmedizin nicht vollständig umgesetzt werden konnten. Aktuell finden Fortbildungen für Pflege und Ärzte statt.
Die Assistenzärzte der Kardiologie stehen allgemein noch eher am Anfang ihrer Weiterbildung und kommunikative Schwierigkeiten sind häufig.
Fazit:
Für die eigenen Anfänge sicher ein gutes Haus. Viele Möglichkeiten, hohe Flexibilität, Wünsche umzusetzen. Intensive Betreuung. Für das PJ gibt es vielleicht bessere Häuser.
Bewerbung
Kurzer Dienstweg über die Sekretärin. Da das MH ein kleines Haus ist, trifft man selten auf andere Studenten, Famulaturen sind kurzfristig möglich. Es gibt ein Wohnheim, das jedoch häufig durch Honorarärzte und ausländische Hospitanten, Ärzte ohne Approbation, belegt ist, daher lieber früh anfragen, wenn man eine Unterkunft braucht.