Während meiner Famulatur im St. Marienkrankenhaus lernte ich ein breites Spektrum an ärztlichen Aufgabenbereichen kennen. Meine Famulaturzeit überlappte mit der einer anderen Famulantin.
Erste Aufgabe am Morgen war natürlich die Blutabnahme. Besonders die jungen Assistenzärztinnen und Assistenzärzte verrieten mir viele Tipps und Tricks, sodass diese Aufgabe immer sicherer und schneller erledigt werden konnte. Gleiches galt für das Legen von Braunülen. Unter ärztlicher Anleitung durften wir Famulanten z.B. Ports anstechen oder Aufklärungsgespräche führen. Die Aufnahme von Patienten (selbständige Anamnese, körperliche Untersuchung) gehörte zu den Aufgaben. Darüber hinaus konnten wir bei Patienten mit interessanten Befunden (z.B. Auskultationsbefunden) diese nochmals selbst erheben und erhielten ein hilfreiches Feedback durch den betreuenden Arzt.
Wir wurden zur eigenständigen EKG-Befundung angeleitet. Darüber hinaus konnte ich das Schreiben von Arztbriefen üben!
Auch der „neue“ Chefarzt, Dr. med. Bora Akoglu (seit 2015) war sehr daran interessiert, uns eine „Famulatur zu ermöglichen, wie er sie sich als Student auch gewünscht hätte“:
Er wollte, dass wir zu ausgewählten Patienten umfassend Daten aufbereiten (Anamnese, Untersuchungsbefunde, Laborwerte, Diagnostik ...), um anschließend bei der Chefarzt-Visite diese Patienten vorzustellen. Bereits ab der zweiten Visite sollten wir diese Patientenvorstellung „frei“ (ohne Manuskript) halten.
Anschließend wurden die Erkrankung bzw. die Vorerkrankungen der Patienten oder mögliche Differenzialdiagnosen besprochen. Die Atmosphäre hierbei war immer entspannt und locker! Wir stellten dabei rasch einen erheblichen Wissenszuwachs und insbesondere das bessere Erfassen patientenspezifischer Zusammenhänge fest.
Der Chefarzt nahm sich viel Zeit, um offene Fragen zu beantworten. Er erkundigte sich regelmäßig, ob alles gut lief und ob wir irgendwelche Verbesserungsvorschläge hätten.
Bereits an meinem zweiten Tag rief mich der leitende Oberarzt, Herr Dr. Borger, in die Endoskopie, um – natürlich unter seiner Anleitung – eine PEG zu legen. Er war wirklich ausgesprochen interessiert daran, uns Wissen zu vermitteln: Beispielsweise nannte er uns Krankheitsbilder oder Leitsymptome, welche wir vorbereiten sollten, um sie in den folgenden Tagen mit uns durchzusprechen. Dafür nahm er sich überdurchschnittlich viel Zeit. Ihm war es wichtig, dass wir uns Gedanken zu Patienten und Befunden machen und Gelerntes kritisch hinterfragen. Er rief mich zu sehr vielen Untersuchungen (Sonographie, Leberbiopsie, Pleurapunktion etc.) hinzu. Außerdem konnte ich am Tumorboard teilnehmen.
Neben der Arbeit auf Station konnte ich einige Tage in der Endoskopie verbringen. Hier konnte ich viel lernen und die Zeit - neben dem Oberarzt stehend - nutzen, um ihn mit Fragen zu löchern. Auch hatte ich die Möglichkeit, einen Einblick in die Tätigkeiten der ZNA, Intensivstation und Palliativstation zu gewinnen. In der Radiologie konnte ich bei Chefarzt Herrn Dr. Grosser eine PTA beobachten.
Das ganze ärztliche Team der Gastroenterologie ist wirklich motiviert und interessiert daran, Wissen weiter zu geben.
Insgesamt habe ich diese Famulatur als motivierend und als positiven Schritt in mein ärztliches Berufsleben erfahren.