Ich studiere Medizin im 10. Semester in Leipzig und habe im Herbst 2016 eine Famulatur in der medizinischen Klinik (Innere) absolviert. Im Vorfeld hatte ich per Mail Kontakt mit dem Chefarzt-Sekretariat sowie der Personalabteilung. Die Schlüsselübergabe für das Wohnheimzimmer lief problemlos über die Pforte. Das Wohnheim ist vergleichbar mit einer Jugendherberge - einfache Ausstattung, alles sauber. Mein Zimmer lag zum Wirtschaftshof, daher wurde ich zuverlässig von LKW’s geweckt, aber so brauch‘ man schon keinen Wecker. Außerdem hat man keine Anfahrtswege, ich war in zwei Minuten von meinem Zimmer in der Cafeteria, in der Famulanten kostenfrei frühstücken und Mittagessen können. Das Frühstück ist sehr in Ordnung, das Mittagessen etwas fleischlastig, aber ich habe an der Salatbar immer etwas gefunden.
Nach der Frühbesprechung habe ich meist einen Assistenzarzt bei der Visite begleitet. Alle Ärzte sind offen für Fragen, ich habe die Atmosphäre im Team als auch zur Pflege als sehr herzlich wahrgenommen. Die wöchentlichen Chefarztvisiten ähneln etwas einer mündlichen Prüfung, das ist gutes Training und es besteht ernsthaftes Interesse, Inhalte zu vermitteln. Das bringt einen Studenten wirklich voran. Dann habe ich (in Absprache) praktische Dinge geübt (Braunülen legen, Blutabnahme, BGA, Schellong, EKG Befundung, Briefe schreiben). Wenn es auf Station nichts mehr zu tun gab, durfte ich mich frei zwischen der Station und den Funktionsbereichen (Endoskopie, Echo, Ergo, Ultraschall,…) bewegen. Wirklich ungewöhnlich ist der täglich stattfindende Unterricht für PJ’ler und Famulanten: in keiner anderen Klinik (außerhalb der Uni) habe ich so häufig guten Unterricht erlebt! Je nach Gruppengröße findet der Unterricht im Seminarraum oder auf Station statt.
Ich komme aus Süddeutschland und spreche kein Plattdeutsch. Ich habe mich zwischen den norddeutschen Patienten ziemlich wohl gefühlt, die ich als offen und freundlich wahrgenommen habe.
Überraschend für mich war das internationale Ärzteteam. Ich denke etwa die Hälfte der Ärzte in Weiterbildung kommt nicht aus Deutschland. Die Kollegen kommen aus Marokko, Algerien, Ghana… daraus haben sich für mich sehr spannende Gespräche über die Unterschiede zwischen den Gesundheitswesen der Länder ergeben. Ich nehme einige Gedankenanstöße aus diesen Gesprächen mit.
Lobend erwähnen möchte ich die Koordinatoren der Famulaturen. Es sind klare Ansprechpartner für alle Bereiche genannt und es besteht Interesse an Feedback und Vorschlägen: prima!
Ich habe nach Feierabend den Sportraum genutzt, in dem man unter Aufsicht von sympathischen Physiotherapeuten trainieren darf. Laufen gehen kann man aber ebenfalls gut. An den Wochenenden habe ich Ausflüge auf die Nordsee-Inseln gemacht. In 1,5h ist man auf Norderney, meiner Lieblingsinsel in der Nordsee. Wer diese Gegend von Deutschland noch nicht kennt, sollte das auf jeden Fall mal erleben!
Zusammenfassend haben mir die sechs Wochen im Klinikum Emden sehr gut gefallen. Der Weg in den Norden lohnt sich sowohl für die gute Ausbildung wie auch für die spannende Region. Ich kann eine Famulatur dort sehr empfehlen.