Eine Famulatur, die man nur weiterempfehlen kann! Wer auch nur ein bisschen Spaß an Unfall/Ortho oder Operieren hat, wird hier noch viel mehr Spaß darauf bekommen. Das Team ist überschaubar groß (5 Oberärzte, 6 Assistenzärzte), was sich in den 4 Wochen, in denen ich dort war, nur als positiv erwiesen hat. In der Schweiz wird generell ein sehr freundlicher Umgang gepflegt und innerhalb des Teams wird üblicherweise direkt auf Siezen verzichtet, unabhängig vom Dienstrang. Im OA-Team sind einige deutsche Ärzte, die (inkl. Chefarzt) durchweg alle super nett sind und ein entspanntes Miteinander pflegen. Das Know-How im Team ist hoch, die Lehr-Bereitschaft groß und der Spaß an der Arbeit (gerade im OP) kommt auch nie zu kurz.
Man beginnt morgens mit der 7.30h Rö-Besprechung und ist danach entweder im OP eingeteilt oder geht mit seinem Assistenzarzt auf Station. In den 4 Wochen bin ich über die Ortho, Wirbelsäule und Notaufnahme rotiert. 1 Woche Notaufnahme wird pro Famulant standardmässig eingeplant, für die restliche Zeit kann man sich relativ frei aussuchen, was man sehen möchte. Es gibt die Ortho mit viel Prothetik-Expertise, aber auch Unfall/Trauma-OP Erfahrung, Wirbelsäulenmedizin und 2 fachlich sehr versierte Hand/Plastische-Chirurgen.
Man hat durch das kleine Team und den entspannteren Arzt-Patienten-Head-Count in der Schweiz immer einen Assistenzarzt, der genug Zeit für Betreuung und Teaching hat.
Auf Station macht man den normalen Alltag mit, und darf eigene Patienten betreuen. Also visitieren, dokumentieren, Verbände wechseln, OP-Aufklären, Entlassen, auf Visite vorstellen. Immer mit dem Assistenten im Hintergrund.
Die Assistenten haben versucht, einem alle vorhandenen interessanten Patientenfälle zu zeigen und jeden Tag ein bisschen Teaching zu machen - sei es zu OP-Techniken, Komplikationsmanagement oder allgemeinen Krankheitsbildern. Top! Das lag zum Einen sicherlich an den ambitionierten Assistenten, zum anderen ist in der Schweiz vom Tagesablauf einfach mehr Zeit dafür.
Generell kann man ansonsten immer, oder wenn auf Station die Assistenten gerade selber noch dokumentieren müssen, runter in den OP oder die OA-Sprechstunde gehen. In der Sprechstunde kriegt man meist vom OA zu jedem Patienten nochmals eine kurze Erklärung, eigene Fragen erklärt und darf hin und wieder auch selber einen Patienten sehen und danach dem OA berichten, bevor er sich ihn selber anschaut. Aber immer alles ganz locker in Lern-, und nicht Prüfungs-Atmosphäre.
Im OP kriegt man aufgrund des großen Know-Hows aus Deutschland eine recht breit gefächerte und moderne Medizin zu sehen. Man kriegt hier richtig Spaß auf Chirurgie, das miteinander im Team ist super, es wird der Spaß an der Chirurgie gelebt, aber in Schlüsselsituationen trotzdem nie zu locker gearbeitet.
Vom Spital kriegt man als Famulant ein Zimmer im Personalhaus inkl. Internet sowie das Mittagessen in der Kantine übernommen, und das Essen dort ist 1. Klasse
Sprachlich kann man sich drauf einstellen, in den ersten Rö-Besprechungen eher weniger zu verstehen, da in der Region Bern-Deutsch gesprochen wird. Da hat man sich aber selber schnell reingefunden und viele Schweizer können sich auch schnell auf Hochdeutsch einstellen.
Vom Freizeit-Wert hat Langenthal selber nur ein Freibad und ein kleines Kino zu bieten, man ist aber in 1h in Basel/Bern/Luzern und in 2h z.B. im Eiger-Mönch-Jungfrau Alpengebiet.
Da im Spital recht häufig PJler aus Deutschland sind und die Schweizer Studenten als Blockstudenten auch viele Praxisblöcke haben, sind im Personalhaus einige Studenten untergebracht, mit denen man an den Wochenenden etwas unternehmen kann.
Alles in Allem wirklich weiterzuempfehlen!
Bewerbung
Halbes Jahr vorher per E-Mail an Chefarzt mit kurzem Schreiben/Lebenslauf. Allerdings war das relativ knapp, da die Abteilung immer mehr deutsche PJler hat und eben nicht so große Kapazitäten.