Die Stimmung auf der Klinik war wie in den Vorberichten beschrieben wirklich gut. Bei der Morgenbesprechung gab es regelmäßig Lachsalven, weil einfach ein schlagfertiger Kommentar auf den anderen von verschiedenen Ärzten folgte. Auf dem Tisch lag sogar ein kleines Büchlein, wo die Ärzte die lustigsten Zitate der letzten Jahre aufgeschrieben hatten. Es lohnt sich, das durchzublättern!
Und auch von den unterschiedlichen Charakteren dort war einer netter als der andere, wirklich.
Auch der Zusammenhalt und die Kollegialität unter den Ärzten war toll und man geht auch geschlossen als Klinik gemeinsam mittagessen.
ABER: Was mich sehr gewundert hat, weil es in keinem Vorbericht erwähnt wurde: Die Patientenbetreuung ist teilweise in meinen Augen nicht gut.
Zumindest auf der MS-Station /Abt. für Bewegungsstörungen hatten die Assistenzärzte wahnsinnig viel zu tun, sodass ihnen kaum Zeit blieb, sich mit den komplexen Krankheitsbildern der Patienten wirklich zu beschäftigen. Statt eine fundierte Verdachtsdiagnose im Vorhinein zu stellen, wurden manchmal einfach nur die üblichen neurologischen Standarduntersuchungen abgespult, Status - Blutabnahme, Lumbalpunktion, Nervenleitgeschwindigkeit und Bildgebung - und nachdem sich vorher niemand Gedanken gemacht hatte, wonach man eigentlich sucht, kam da natürlich manchmal auch nichts raus. Ich habe Patienten gesehen, die über eine Woche auf der Station waren und ohne wirkliche Diagnose entlassen wurden.
Auch wurde leider hinter dem Rücken der Patienten manchmal schlecht über sie geredet. Einmal kam eine Angehörige ins Arztzimmer, um sich nach dem Befinden ihres Mannes zu erkundigen. (man hat ihr nicht mal einen Sitzplatz angeboten, damit sie möglichst schnell wieder geht) Der Assistenzarzt sagte einige Standard-Sätze zu ihr: "wir müssen noch Untersuchungen machen, blaba.." - Als die Angehörige wieder draußen war, sagte der Assistenzart: "Ich weiß nicht mal, um welchen Patienten es da grad gegangen ist." Das finde ich fast menschenverachtend und sehr betrüblich. Patienten sind Menschen, denen man mit Achtung und Empathie gegenüberzutreten hat!
Ganz anders war das auf der kleinen Station von Fr. Dr. Dietrich. Sie ist eine tolle Ärztin mit Haltung, die sich sehr persönlich, fachkompetent und eingehend um ihre Patienten - und auch um die Studenten kümmert. Bei ihr kann man viel lernen und sie wertschätzt Unterstützung.
Auch in der neurologischen Notaufnahme kann man mithelfen und Patienten aufnehmen und dabei viel lernen, gerade wenn viel los ist.
Wichtig ist in jedem Fall, dass man sich schnell in das EDV System einarbeitet, dann kann man Untersuchungen anmelden, Patientenbriefe schreiben, Befunde abrufen etc. Auf der MS-Station hatte ich jedoch keinen eigenen Computer, daher war das schwierig.
Die Klinik hat eine gute Größe, um viele neurologische Krankheitsbilder zu sehen, durchaus auch ziemlich kompexe. Man kann durch die 3 Stationen Stroke - Bewegungsstörungen - Memoryclinic rotieren.
Die Unterkunft ist ein Gebäude in der Karl Lübben Strasse 5. Man wohnt dort in einer WG. Es werden sogar Bettzeug, WC Papier und Handtücher gestellt!
Achtung, als ich dort war, das war Anfang 2015, gab es dort kein Wlan von der Klinik aus, sondern man musste sich privat Internet organisieren. Wir haben es dann so gemacht, dass wir geschaut haben, welche Wlan-Netze in unserer Wohnung angezeigt werden und sind dann in den Gängen herumgegangen und haben geschaut, von welcher Wohnung das Wlan kommt, haben dann angeklopft und gefragt, ob wir uns gegen Kostenbeteiligung das Wlan teilen können. Bei uns hat ein sehr netter Kieferchirurg in der Wohnung über uns dann uns sein Passwort gegeben :)
Bewerbung
sehr kurzfristig 1 Monat vorher an das Chefsekretariat von Per Odin.