Meine letzte und beste Famulatur, ich wollte am Ende eigentlich gar nicht gehen, hätte gerne noch weiter hier gearbeitet.
Die Famulatur hier verläuft nach einem besonderen Konzept: Man wird für den Monat einem Arzt fest zugeteilt und arbeitet mit ihm seinen Dienstplan ab inkl. Nacht- und Wochenenddienste. Im Laufe der Famulatur soll der Mentor dann zunehmend Aufgaben und Kompetenzen an den Mentee abgeben. Das hat bei mir wegen Krankheit und Urlaub leider nicht ganz so geklappt, wie geplant, aber der Reihe nach:
Am ersten Tag hat mich der Chef persönlich begrüsst, den Papierkram erledigt und in den Dienstplan eingeteilt. Ich war dann am Ende mit 3 verschiedenen Ärzten unterwegs, war aber kein Problem, da ausnahmslos alle sehr nett sind, sich Zeit für einen nehmen und auch motiviert sind, einem etwas beizubringen. Eine Anekdote dazu: Eines Tages kam eine Patientin mit Verdacht auf Stroke zu uns, der diensthabende Neurologe hat sie im Akutbereich schon erwartet und nach kurzer neurologischer Untersuchung und Blutabnahme gings direkt ins CT. Danach kam er zurück und meinte zu mir: "Ein klassischer M1-Infarkt rechts, schauen sie sich die Bilder an, sehr eindrücklich. Oder warten sie, ich zeig sie ihnen, sie helfen mir ja auch immer."
Die Aufgaben variieren generell, je nachdem, in welchem Teil der Notaufnahme (chirurgisch mit Schockraum, internistisch, Akutbereich mit Chest-Pain-Unit, allgemein-interdisziplinär) man an diesem Tag arbeitet. Meistens bin ich als erstes zu einem neuen Patienten gegangen, nachdem die Pflege Vitalparameter vermessen, EKG geschrieben und Blut abgenommen hat (darf, kann und soll man aber alles auch selbst mal machen), und habe Anamnese und körperliche Untersuchung gemacht, das in den Brief geschrieben, dem Arzt vorgestellt und dann haben wir das weitere Procedere besprochen. Danach durfte ich etwaige Untersuchungen oder Konsile anmelden und dabei natürlich auch zusehen, bei Bedarf das Sono durchführen, Wunden nähen, wir haben die Röntgenbilder besprochen, je nachdem, was bei dem Patienten zu tun war. Auch im Schockraum war ich dabei oder habe z.B. zweimal reanimieren geholfen. Die letzten vier Tage (insgesamt hat man 16 Schichten, die aber zumeist etwas länger sind als auf Normalstation) bin ich noch im NEF mitgefahren, auch super interessant.
Ob es Unterricht für die Pjler gab, weis ich ehrlich gesagt nicht, mir war s egal, für mich fand der Unterricht direkt am Patienten statt und das rund um die Uhr.
Zu kritisieren hab ich eigentlich nur, dass man auf der Essenskarte zwar 4,80€ pro Tag für das Mittagessen hat, aber dieses Geld eben auch nur für das Mittagessen ausgeben darf und nicht zur freien Verfügung hat. Wenn man also am Wochenende Nachtdienst schiebt, gibt es nichts. Dafür haben mir meine Ärzte idR dann den Kaffee und eine Butterbreze spendiert, was auch keine Selbstverständlichkeit ist.
Auch das Verhältnis zur Pflege war sehr gut und von großem gegenseitigen Respekt geprägt.
Insgesamt also ein toller Abschluss meiner Famulaturreihe. Und das leg ich euch wirklich ans Herz: wenn ihr hierher kommt, dann eher zum Ende des Studiums oder noch besser im PJ, hier kann und soll man nämlich sein ganzes klinisches Wissen einbringen.
Bewerbung
über die DGINA, 1 Jahr und 3 Monate im Vorraus und hatte Glück, dass jemand anderes abgesagt hat. Also eher 1,5 Jahre einrechnen, das Warten lohnt sich aber, s.o.
