Famulatur an sich:
Dr Mallick war der Anästhesie-Consultant (eine Art Oberarzt/Facharzt-Mischung), der mich betreut. Die Consultants rotieren immer wöchentlich mit ihren Aufgaben. In der ersten und vierten Woche war ich mit ihm auf der Intensivstation, dazwischen war ich zT auf der Intensivstation zT im OP. Generell wird einem relativ viel Freiraum gelassen und man kann sich anschauen, was man will.
Auf der Intensivstation ging es morgens um 8 mit einer Besprechung los. Danach hat man die Patienten kurz untersucht (jeder Arzt hat 1-2 Pat. angeschaut, nach ein paar Tagen bekam ich meinen eigenen Patienten) und anschließend ging die Visite los. Dazu sind alle Ärzte der Intensivstation (5-6) zusammen von Bett zu Bett (8-12 Patienten) gegangen. Der Arzt, der den Patient davor untersucht hat, hat ihn vorgestellt und Dr Mallick hat entschieden, wie es weitegehen soll. Das war mit einer Menge an Fragen und Teaching verbunden, so dass man hier von physiologischen und biochemischen Grundlagen bis zu klinischen Sachen wirklich einiges Besprochen hat. Dafür hat es auch ewig gedauert (3-4h). Danach war meist Mittagspause und anschließend hat man sich den anfallenden Aufgaben gewidmet. Flexülen und Nasensonden legen durfte ich recht schnell, bei vielem anderen kann man zu sehen (Bronchoskopien, Arterielle Zugänge, ZVK, Tracheostomie, Ultraschall). Außerdem kann man mit in die Notaufnahme falls die einen Anästhesisten braucht (ähnlich wie beim Schockraum).
Im OP kommt es ein bisschen auf den Anästhesisten an. Ich war hier nicht immer mit Dr Mallick, da er manchmal von sich aus mich zu interessanteren Dingen geschickt hat. Intubieren und Flexülen legen ist oftmals drin gewesen, zT durfte ich auch Kinder beatmen und intubieren. Manchmal stand ich aber auch viel daneben. Besonders interessant war der Notfall-OP. Hier kann man wenig selbst machen aber viel sehen (akute Aneurysmen, Laparotomien, Anästhesien in der interventionellen Radiologie,....)
Ein bis zwei Mal in der Woche gab es noch reine Unterrichtsveranstaltungen, die eigentlich für junge Ärzte gedacht sind und in denen dann ein Consultant bestimmte Themen besprochen hat.
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Freizeit:
Hull hat den Ruf recht hässlich zu sein. Das kann ich nicht bestätigen. Die Stadt an sich ist recht hübsch und hat im August einiges zu bieten (Festivals, Street Food,...) Es gibt einige coole Pubs und Restaurants in der Stadt, ein Einkaufszentrum (mit Kino, Trampolinhalle, Spielhalle, Restaurants) ist in Laufentfernung gelegen. Etwas weiter zu laufen (ca. 25min.) hat es ein Schwimmbad mit Sauna und Fitnessstudio (30/Monat). Sonst kann man an den Wochenenden viele coole Dinge machen (York, Whitby, Manchester, Liverpool, Leeds, Peak District National Park, ). Die Ärzte sind auch sehr (sehr!) verständnisvoll, falls ihr mal ein paar Tage braucht um einen Ausflug zu machen
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Fazit:
Ich war für 4 Wochen in Hull und hätte es auch sicher noch ein bisschen länger ausgehalten. Ich denke August ist die beste Zeit um dorthin zu fahren (20°C, nur 3 Regentage). Das englische System ist viel stärker auf Unterricht am Krankenbett ausgelegt, so dass man theoretisch und praktisch jede Menge lernen kann. Ich bin insgesamt sehr zufrieden!
Bewerbung
Bewerbung:
Wer sich in Großbritannien bewirbt merkt schnell, dass das gar nicht so einfach ist. Die Bewerbung geht an Elaine Hillaby (Elaine.Hillaby@hey.nhs.uk) und muss 7 Monate vor dem gewünschten Zeitraum erfolgen. Ich habe mich im November beworben. Ursprünglich wollte ich im März nach England, es wurde dann aber wegen der 7 Monate Frist doch August. Als initiale Bewerbung Bewerbung reicht eine einfache Mail und Elaine schickt einem dann alle nötigen Unterlagen zu. Wenn man die ausgefüllt und zurückgeschickt hat macht sie sich auf die Suche nach einem betreuenden Arzt. Das hat bei mir eine ganze Weile gedauert und so habe ich bis Mitte März gewartet bis mir eine endgültige Bestätigung zugeschickt wurde.
Elaine ist unglaublich hilfsbereit und man kann sich mit allen Fragen an sie wenden (z.B. zu Dresscode etc)
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Unterbringung:
Das Krankenhaus bietet eine Unterkunft für Angestellte, die man auch als Student nutzen kann. Wichtig ist hier zu wissen, dass das Krankenhaus geteilt ist. Der Hauptteil ist das Hull Royal Infirmary (HRI). Einige Departments sind allerdings im Castle Hill Hospital untergebracht. Wenn ihr eure Bestätigung habt, erwähnt in der Mail an den Residence Service am besten, wo ihr arbeitet. Die wissen dann am besten, wo sie euch unterbringen.
Die Unterkunft am Hull Royal Infirmary ist auf dem Krankenhausgelände. Ihr habt ein Zimmer mit Bett, Schreibtisch, Schrank und Waschbecken. Toiletten, Dusche, Küche und Aufenthaltsraum (ohne TV) sind auf dem Gang. Das Ganze ist schon etwas älter aber ich kann nicht klagen. Bilder und Kontaktadressen gibt es auf der Homepage (https://www.hey.nhs.uk/staff/accommodation/).
Mit mir zusammen waren auf dem Stockwerk noch zwei italienische Studenten untergebracht. Sonst werden die Räume zT von Consultants genutzt, wenn sie Rufbereitschaft haben. Dadurch hat man meistens etwas Gesellschaft
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Kosten:
Die Unterkunft kostet 450. Dazu müsst ihr einen Gesundheitscheck machen und den anteilig bezahlen (angekündigt waren 200, am Ende waren es nur 80). Das Essen kostet zwischen 2 und 4 pro Tag, je nach Auswahl.
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Kleidung:
Auf normalen Stationen haben Ärzte (und Studenten) schicke Privatkleidung zu tragen, d.h. keine Jeans und ein Hemd/Bluse. Die Anästhesisten tragen allerdings den ganzen Tag Scrubs.