Famulatur Orthopädie in Centre Hospitalier Gabriel Martin (9/2017 bis 9/2017)

Krankenhaus
Centre Hospitalier Gabriel Martin
Stadt
Saint-Paul
Station(en)
Orthopädie und Traumatologie
Fachrichtung
Orthopädie
Zeitraum
9/2017 bis 9/2017
Einsatzbereiche
OP, Station, Notaufnahme
Heimatuni
Innsbruck (Oesterreich)
Kommentar
Die Insel la Réunion
La Réunion liegt im indischen Ozean östlich von Madagaskar. Die Insel ist ein vollwertiges französisches Département und somit Teil der Europäischen Union. Die Bewohner verstehen alle französisch und die meisten sprechen es auch, manche sprechen aber nur kreolisch.
Für die ca. 900 000 Einwohner gibt es zwei große Universitätskrankenhäuser in St. Denis und in St. Pierre, und außerdem ein paar kleinere Krankenhäuser wie beispielsweise das „Centre hospitalier Gabriel Martin“ in Saint-Paul.

Das Krankenhaus „Centre hospitalier Gabriel Martin“ in Saint-Paul
Das Centre hospitalier Gabriel Martin (CHGM) ist ein kleines Krankenhaus der Grundversorgung. Es gibt die wichtigsten Fachgebiete der Chirrugie und der inneren Medizin sowie eine vergleichsweise sehr große Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Die Gebäude sind eher alt und nicht wirklich schön. Aber die Ausstattung und die Standards entsprechen durchgehend mitteleuropäischem Niveau (bzw. französischem Niveau). Der Neubau am anderen Ende der Stadt soll Ende 2018 fertig sein und ist sicherlich ein Grund warum am bisherigen Gebäudekomplex eher sparsam renoviert wurde.
Die Kleinstadt Saint-Paul liegt an der klimabegünstigten Westküste und für ein paar Wochen lässt es sich dort wunderbar leben.

Die Abteilung für Orthopädie und Traumatologie
Die Abteilung für Orthopädie hat lediglich 14 Betten die in der Regel von zwei Assistenzärzten (frz. interne), drei Fachärzten (frz. praticien) und einem Chefarzt betreut werden.
Im September 2017 waren wir zwei Famulanten und haben beide die gleichen Tätigkeiten gemacht.
Als Famulant (frz. externe) läuft man mit den beiden Assistenzärzten mit und ist hauptsächlich im OP. Da in Frankreich die Notaufnahme als eigene Abteilung geführt wird und eigene Ärzte beschäftigt kommt man nur in Ausnahmefällen und dann meist als kurzes Konsil zusammen mit seinem Assistenzarzt in die Notaufnahme um die dortigen Ärzte kurz zu beraten.
Morgens geht ein Assistent direkt in den OP während der andere zuerst die Visite macht und dann ebenfalls in den OP geht. Als Famulant wurde mir von Anfang an großes Vertrauen entgegen gebracht und ich durfte immer viel machen. Gleich am ersten Tag durfte ich Schrauben aus einer Osteosynthese Platte entfernen. In den nächsten Tagen und Wochen durfte ich dann immer mehr Tätigkeiten übernehmen wenn es sich anbot: Hautnähte, Klammern, Subkutannähte, Drähte entfernen, eingewachsene Zehnägel entfernen, Hautschnitte machen, und natürlich viel OP Assistenz. Was nur sehr selten vorkam war, dass ich eine OP nur mit Haken halten oder Extremitäten halten verbracht habe.
Zu mir war das gesamte Team (Schwestern, OP Pflege, Anästhesie etc.) und auch die Chirurgen immer sehr nett und hilfsbereit. Insbesondere die Harmonie zwischen fast allen Beteiligten hat mich sehr positiv überrascht. Insgesamt hilft es natürlich wenn man sehr gut französisch spricht und die gängigen Verhaltensregeln (sich bei allen vorstellen, freundlich sein, motiviert sein etc.) beachtet.
Meinem Eindruck nach dürfen die Assistenzärzte dort sehr früh sehr selbstständig operieren. Das bedeutete für mich, dass oft genug der Assistenzarzt der Operateur war und ich die erste Assistenz gemacht habe und quasi vollwertiger Teil des OP-Teams war. Der Facharzt kam gegebenfalls zwischendurch vorbei um sich die Bildverstärker-Aufnahmen zeigen zu lassen und zu fragen ob alles wie geplant läuft.
Ein- bis zweimal pro Woche begleitet man den Assistenzarzt in die Sprechstunde. Hauptsächlich sieht man dabei Post-OP Patienten die zum Kontrolltermin kommen –deutlich weniger spannend als die Arbeit im OP. Wenn man möchte kann man auch mal einen der Fachärzte in die Sprechstunde begleiten, die haben dann im Durchschnitt interessantere Fälle.
In den teils längeren Pausen zwischen den OP’s war es auch immer möglich in den anderen Sälen bei den Viszeralchirurgen oder Gynäkologen zuzuschauen. Oftmals wurde einem dann auch viel erklärt.
Richtigen Unterricht oder Fortbildungen gab es nicht, aber es wurden immer alle Fragen gern beantwortet und teilweise wurde auch erwartet dass man fragt.
Die Arbeitstage begannen immer um 8 Uhr morgens. Nachmittags konnte man ca ab 16.30 Uhr gehen wenn man einen Grund hatte, oder eben so lange bleiben wie das OP Programm ging (manchmal bis 19 Uhr). Sobald aber absehbar war, dass es nichts interessantes mehr zu sehen gab wurde man meist nach Hause geschickt. Wenn man mal ein langes Wochenende machen wollte oder einen freien Tag gebraucht hat war das kein Problem.

Freizeit
La Réunion ist eine sehr abwechslungsreiche Insel und vor allem zum Wandern ideal. Baden geht nur an wenigen Stränden die durch ein Riff vor Haien geschützt sind. Ansonsten kann man selbst schnorcheln oder einen der angebotenen Tauchausflüge machen. Da die Insel nicht sehr groß ist hat man in 3-4 Wochen Urlaub fast alles gesehen und kann den Rest an den freien Wochenende ergänzen.

Kosten
Die Flüge habe ich ca 6 Monate im Voraus gebucht und man kann Hin- und Rückflug für ca. 1000€ bekommen. Vor allem außerhalb der touristischen Hochsaison und den französischen Sommerferien findet man günstigere Verbindungen.
Leider zahlt das Krankenhaus weder Gehalt noch Unterkunft (beides ist in Frankreich wohl eher unüblich). Zum Wohnen kann man entweder hoffen für ein paar Wochen in eine WG zu ziehen (ca. 300-500€ im Monat) oder man sucht beispielsweise etwas auf AirBnb was meistens ab 400€ aufwärts zu haben ist.
Die übrigen Lebenshaltungskosten finde ich mit Mitteleuropa vergleichbar.
Die einzige Unterstützung des Krankenhauses besteht darin, dass man mittags in der Kantine essen darf. Das Essen dort fand ich immer gut genug zum Essen aber eher selten wirklich lecker.
Bewerbung
6 Monate, weniger könnte aber auch reichen
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Mitoperieren
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
3
Stimmung Klinik
2
Unterricht
6
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
5
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.93