Auf der Station 7: interdisziplinäre Onkologie in Havelhöhe liegen pulmologische onkologische Patienten, die durch die Oberärzte der Pulmologie betreut werden und Patienten die durch einen onkologischen Oberarzt betreut werden.
Ich habe von der Famulatur weitaus mehr erwartet. Für die Patienten ist Havelhöhe durchaus ein Haus, in dem sie eher gesehen und ganzheitlich betrachtet werden, was an dem großen therapeutischem Team liegt. So werden Therapien z.B. durch Mal- und Musiktherapie oder durch diverse pflegerische Anwendungen ergänzt. Ärzlicherseits schien mir jedoch das Interesse und Wissen über die anthroposophische Medizin nicht sehr ausgeprägt.
Die Stimmung im Team war eher schlecht: überforderte Pflege, unerfahrene oder desinteressierte Ärzte und ein ziemlicher Hick-Hack untereinander. So schimpft die pulmologische OÄ in einer Tour über den anscheinend dauernd cholerischen Chef der Pulmo, der regelmäßig die Bronchoskopie zusammenbrüllt. Ich empfand das als infantil und peinlich.
Positiv hervorzuheben ist der onkologische Oberarzt. Er führt herausragende Gespräche, setzt sich mit völliger Zentriertheit auf den jeweiligen Patienten zu ihm ans Bett und vermittelt Ruhe und Zeit. Fantastische Gespräche mit einem hohen Lerneffekt für mich.
Als Famulant ist man gern gesehen zum Blutabnehmen und Braunülen legen, da meckert auch mal die Stationsorganisatorin am Thresen wenn es ihr nicht schnell genug geht. Visiten sind recht chaotisch. Man geht ungeordnet mal hier mal da in ein Zimmer rein, bedside Teaching findet kaum statt und ob man dabei ist oder nicht interessiert nicht groß. Generell ist kein großes Interesse für einen da.
Es liegen viele Patienten mit implantierten Portsystem auf der Station. Gezeigt bekommt man den Umgang damit und das Anstechen von einem anderen Famulanten, der eine Woche früher kam, wer weiß wo er sein Wissen erworben hat? Ich finde diesen Umgang damit gefährlich.
Oberarzt Visiten finden häufig am Nachmittag statt. Es macht fast nie jemand pünktlich Feierabend. Viele bleiben sehr viel länger und kommen früher.
Der Kontakt zur Pflege ist durchwachsen, aber ich hatte den Eindruck, dass sie sehr viel leisten, um den anthroposophischen Anspruch zu erhalten. Auch erklären sie gern, wenn man etwas über anthroposophische Pflege und Therapie lernen möchte. Die Pflege auf der Station hat ein gutes Wissen darüber und ist sehr gebildet. Das merkt man in den Übergaben auf der Station. Sehr gut!
Wäsche musste ich teilweise zuhause waschen, das Wäschelager chronisch leer. Essen ist wirklich gesund und vielfältig und für Famulanten verbilligt.
Mein Fazit: wirklich schade, es war eine meiner schlechtesten Famulaturen bisher. Und das in einem Haus, welches formal einen hohen Anspruch an einen ganzheitlichen, menschlichen Umgang hat. Gelernt habe ich - jedenfalls vom ärztlichen Team- leider nicht viel.