Ich habe im Januar insgesamt vier Wochen Famulatur am Juntendo Uni Krankenhaus in Tokio gemacht.
Gynäkologie (2 Wochen):
Gleich im Voraus, ich kann eine Famulatur dort all denjenigen wärmstens empfehlen, die zwar Lust auf die Klinik haben, aber es ist vor allem eine großartige Möglichkeit ein neues Land und die Leute dort kennenzulernen.
Ich bekam gleich am ersten Tag einen detaillierten Stundenplan von meinem Supervisor. Dieser führte mich dann über die Stationen, die verschiedenen Ambulanzen und sogar durch den OP. Ich war morgens meist für Kaiserschnitte oder die verschiedenen Sprechstunden eingeteilt. Nachmittags konnte man dann immer erfragen, welche interessanten OPs anstanden und sich dann aussuchen, bei welcher man zuschauen wollte.
Generell darf man in Japan nicht viel selber machen. Selbst die japanischen Studenten dürfen das nicht. Man schaut also viel zu. Mir wurde allerdings angeboten mich beim Kaiserschnitt mit einzuwaschen und direkt am OP-Tisch zu stehen, damit ich alles besser sehen konnte.
Die Ärzte sind alle hochmotiviert einem alles zu erklären und jede Frage zu beantworten. Das Englisch Level variiert drastischen, aber ich hab mich dann einfach an die Ärzte gehalten, die gutes Englisch konnten.
In den Sprechstunden sitzt man bei den Patientengesprächen (auf japanisch) dabei und darf auch alle Untersuchungen (Sono, gynäkologische Untersuchung etc.) beobachten. Meist blieb zwischen den Patienten genügend Zeit, damit der Fall besprochen und Fragen gestellt werden konnten.
Rudimentäre japanisch Kenntnisse helfen einem schon unglaublich weiter und wenn man sich auf japanisch vorstellen kann, öffnet das gleich die Türen zu einem guten Kontakt. Ich kann nur jedem empfehlen so viel Japanisch wie möglich zu lernen, da man dann gleich viel mehr mitnehmen kann. Nach dem ersten Schock über die fremden Zeichen, lassen sich schnell wichtige Wörter lernen, die auch oft Anwendung finden.
Neurologie (2 Wochen):
Den zweiten Teil meiner Famulatur hab ich dann auf der Neuro verbracht. Auch hier habe ich im Vorfeld einen detaillierten Stundenplan erhalten.
Es ging morgens um 8 Uhr mit der Morgenbesprechung los, wo die neuen Patienten der letzten Nacht vorgestellt wurden. An zwei Tagen in der Woche hat mein Supervisor die Besprechung für mich übersetzt und an den anderen Tagen hab ich meist einen der japanischen Studenten gebeten mir grob zu übersetzten, worum es ging.
Danach ging es meistens mit seinem "Team" auf Visite. Ein Team besteht aus einem Rotations-Assisstenten, einem Neurologie Assistenzarzt und einem Consultant (Facharzt/Oberarzt). In meinem Team war das English-Level leider nicht so gut, weshalb ich für die zweite Woche dann ohne Probleme das Team gewechselt habe. Während der Visite durfte man so viele Fragen stellen wie man wollte und die Ärzte standen auch nicht unter enormen Zeitdruck, weshalb wir manchmal auch lange im Flur standen und die Patienten diskutiert haben. Am Anfang der Woche bekommt man dann einen Patienten zugeteilt, den man Freitags in der Chefvisite vorstellen musste. In meiner ersten Woche hatte ich ein wenig Pech mit meinem Team und sie druckten mir nur den Aufnahmebogen (auf japanisch) aus und ich musste mir selbst alles übersetzen. Aber dank Google Translator war auch das kein Problem. In der zweiten Woche half mir dann mein Supervisor mit dem Übersetzen und besprach auch den Patienten mit mir.
Freitags findet den gesamten Tag Visite statt. Alle Ärzte der Neuro gehen von Patient zu Patient. Ich hatte in beiden Wochen das Glück, dass ich morgens zu DBS Operationen mitdurfte, was super interessant war. Mittags gibts dann eine kleine Konferenz mit einigen Vorträgen und unglaublich gutem Essen. Nachmittags wird dann weiter Visite gemacht und man stellt auch den Patienten am Krankenbett vor.
Unter der Woche hat man nachmittags meist Seminare mit oder manchmal auch ohne die japanischen Studenten und wir hatten die Möglichkeit in den verschiedenen Laboren viel über die Parkinson Forschung zu lernen. Oftmals haben sich die Dozenten nur für ein oder zwei Personen die Mühe gemacht einen Vortrag vorzubereiten und waren trotzdem hochmotiviert uns so viel wie möglich beizubringen.
Neben der Arbeit im Krankenhaus bleibt zudem genügend Zeit, um Tokio und Umgebung zu erkunden.
Insgesamt kann ich sagen, dass die vier Wochen in Tokio einfach nur unglaublich waren und ich jedem eine Famulatur hier wärmstens ans Herz legen kann.
Alle anderen Angaben über das International Office, Wohnheim etc. sind bereits in älteren Bewertungen ausführlich beschrieben, weshalb ich nicht nochmal alles wiederholen werde.
Bewerbung
Ich habe mich ein Jahr im Voraus beworben. Es geht aber bestimmt auch kurzfristiger.
Bewerbungsunterlagen findet ihr auf (http://www.juntendo.ac.jp/english/clinical_observership.html) und bei Fragen einfach eine Email an Ken (juic@juntendo.ac.jp)
Das Beste ist wahrscheinlich, dass man keine Gebühren zahlen muss!